Becher oder Würfel stapeln: Neuer Trendsport
Grevenkrug/Flintbek/dpa. - In Sekundenschnelle Becher oder Würfel aufeinanderstapeln - für den 15-jährigen Yannick Zittlau aus Grevenkrug bei Kiel und viele andere Menschen in ganz Deutschland sind Speed-Stacking und Dice-Stacking die neuen Trendsportarten.
Yannick «stackt» seit gut zweieinhalb Jahren mit voller Begeisterung. Angefangen hat der 15-jährige Schüler aus Grevenkrug bei Kiel mit dem Cup-Stacking. Bei einer Meisterschaft vor eineinhalb Jahren dann kam der Gymnasiast mit dem Dice-Stacking in Kontakt. «Auf einem Wettbewerb haben mir andere Mitstreiter diesen neuen Trend gezeigt und ich war begeistert», sagt Yannick.
Beim Speed-Stacking werden aus zwölf beziehungsweise neun Bechern Pyramiden in einer bestimmten Reihenfolge möglichst schnell auf und wieder abgebaut. Für das Dice-Stacking werden ein zylinderförmiger Becher und vier scharfkantige Würfel benötigt. Mit Hilfe der Fliehkraft müssen die Würfel von einer Matte oder einem Bein, einer Hand oder auch der Stirn aufgenommen werden. Wichtig dabei ist, dass der Stacker den Becher so abstellt, dass die Würfel anschließend aufeinanderstehen bleiben, also einen Turm bilden.
Das «Würfel-Stapeln» wurde von US-amerikanischen Zauberern erfunden, die neue Tricks für ihre Zaubershows suchten. In den 1980er Jahren wurde der Sport durch Bob Fox, einem Lehrer aus den USA, wiederbelebt und gelang über Kontakte nach Deutschland. Über Mundpropaganda und verschiedene Workshops fand das Stacking Einzug in viele deutsche Schulen. Denn Stacking ist nicht nur ein Zaubertrick, sondern fördert Fingerfertigkeit, Schnelligkeit und Konzentrationsfähigkeit - Eigenschaften, die jedem Schüler zugutekommen.
Bei Kindern mit motorischen Schwierigkeiten erzielte das Stacking schnell Erfolge. Oliver Wulf, Sport- und Mathelehrer aus Flintbek (Kreis Rendsburg-Eckernförde) hatte schon selber Kinder mit motorischen Fehlern in seiner Schulklasse. «Schnell konnte ich bei diesen Kindern Erfolge in ihrer Motorik erkennen. Aber das wichtigste ist doch, dass es den Kindern Spaß bringt.»
Der 40-Jährige stieß vor drei Jahren im Internet gemeinsam mit seiner Frau auf das Thema. «Das wäre auch etwas für dich und deine Schüler», hatte seine Frau ihm gesagt. Also meldete sich der Sport- und Mathematiklehrer zu einem Stacking-Workshop in Flensburg an. Dort lernte er das Handwerk und war sofort begeistert. «Nach nur kurzer Zeit hatte ich die ganze Familie mit diesem Hobby angesteckt. Es entstand untereinander ein kleiner Wettbewerb: Wer in der Familie stapelt schneller», erzählt er.
In Zusammenarbeit mit dem Rektor seiner Schule in Flintbek wurde das Equipment gekauft, das aus zwölf Bechern und einer Stack-Matte mit Timer besteht. «Viele meiner Kollegen fragten mich immer wieder, wie ich den Lärm aushalte, wenn über zwanzig Kinder sich im Stacken versuchen. Meine Antwort war: Einfach auf Durchzug schalten, dann klappt das schon», sagt Wulf.
An diesem Samstag und Sonntag finden die Deutschen Meisterschaften im Speed- und im Dice-Stacking in Essen statt. Für alle teilnehmenden Dice-Stacker ist dieser Wettkampf eine Premiere. Auch Yannick Zittlau fährt in die Ruhrmetropole. «Ich hoffe, in beiden Kategorien, also im Speed- und im Dice-Stacking einen Titel zu holen.» Als einmaliger Weltmeister und viermaliger Vizeweltmeister im Cup-Stacking ist der 15-Jährige - was Wettkämpfe angeht - schon ein alter Hase, aber dennoch ist er immer wieder aufgeregt. «Beim Wettbewerb dann, wenn man sich am Warmmachtisch vorbereitet, fängt es schon an, im Bauch zu kribbeln. Bin ich dann an der Reihe zu stacken, dann zittern mir immer die Hände.»
Die Rekorde werden in den Altersgruppen und in den verschiedenen Formationen gemessen. Beispiel: Wenn der Wettkämpfer eine 3-3-3 stacken soll, muss er möglichst schnell und fehlerfrei drei Mal drei Becher hintereinander zu einer Pyramide auf und wieder abbauen. In dieser Kategorie hält der zehnjährige Amerikaner Steven Purugganan den Weltrekord über alle Altersstufen hinaus. Bisher war niemand in der 3-3-3 Formation schneller als der kleine Junge, der mit 1,86 Sekunden die Spitze anführt. «Das ist unglaublich, was der Kleine für Zeiten stackt», kommentiert Oliver Wulf diesen Rekord.
Rund ums Stapeln: www.sportstacker.de