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Bäume für tote Haustiere werden zum «Abschiedswald»

Von Birgit Reichert 26.06.2007, 10:02

Kusel/dpa. - Auf einer Waldwiese haben Betti, Minka und Cäsar ihre letzte Ruhe gefunden. Herrchen und Frauchen haben ihnen zum Abschied einen Baum auf das Grab gepflanzt.

Daneben hängen hölzerne Schilder in Katzen-, Hunde- oder Hasenform, auf denen Name und Sterbedatum des geliebten Vierbeiners eingebrannt sind. «Hier können die Tiere ungestört in die Natur zurückkehren», sagt Förster Werner Schramm bei dem rheinland-pfälzischen Ginsweiler. Gut 35 Bäume hat er bereits in den vergangenen Monaten auf der idyllischen Wiese im Hahnenwald angepflanzt. «Nach und nach wachsen sie zu einem Wald zusammen - zum Abschiedswald», sagt der 49-Jährige.

Die Vorstellung, dass viele tote Tiere zur Tierkörperbeseitigung kommen und verbrannt oder zu Tiermehl verarbeitet werden, brachte den gebürtigen Saarländer auf die Idee eines Abschiedswaldes. «Man kann doch seinen treuen Gefährten nicht wie eine Sache entsorgen», sagt Schramm, selbst in ständiger Begleitung seiner Hunde Alpina und Alf. In dem besonderen «Abschiedswald» werden die Vierbeiner in einem Holzsarg beerdigt und dürfen für immer und ewig an der Ruhestätte liegen bleiben. «Bei uns wird kein Grab wieder belegt.» Das sei anders als auf üblichen Tierfriedhöfen, wo die Gräber nach drei bis fünf Jahren wieder geleert würden, meint der Förster.

«Für mich war es undenkbar, dass der Abdecker kommt», sagt Dorothea Wüster aus dem rheinland-pfälzischen Bad Sobernheim. Sie hat vor kurzem Hündin Mira im Abschiedswald beerdigt. Die Idee, das Tier wieder zurück in die Natur zu bringen, habe ihr gefallen. «Mira war immer gerne im Wald. Sie war ein Jagdhund», sagt sie. Mira habe sich eine Beerdigung verdient. «Sie ist ein Hund und sie bleibt ein Hund, aber sie war ein Familienmitglied wie ein Tier ein Familienmitglied sein kann», sagt Wüster, die Mira schon mehrfach an ihrem Grab besucht hat. Andere Trauernde kommen aus Worms, Neustadt und Darmstadt. Es sind meistens Hunde, die im Abschiedswald beerdigt werden.

Förster Schramm hat auf dem Gelände immer einige Gräber auf Vorrat ausgegraben. «Wenn ein Anruf kommt, muss es schnell gehen», sagt der nebenberufliche Bestatter. Särge aus Birkenholz hat er in vier Größen: «von der Katze bis zum Dobermann.» Bei einem Todesfall holt er das Tier beim Tierarzt ab oder trifft die Tierbesitzer am Abschiedswald. Mit einer Sargkarre wird das Tier dann auf die Wiese gefahren und ins Grab gelassen. Tränenreiche Minuten. War das Tier doch häufig auch «Kumpan, Freund, Kindersatz und Spielgefährte», sagt Schramm. Dann wird der Baum gesetzt: Eiche, Linde, Ahorn, Kirsche oder Esche.

Die Bestattung einer Katze kostet 200, die eines Hundes - je nach Größe - bis zu 350 Euro. Auch eine Urnenbestattung ist für 90 Euro möglich. Ein großes Zusatzgeschäft sei dies aber nicht für den Landesforst, sagt Schramm. «Wir sehen die Aufgabe eher als Dienstleistung an. Der Forst will ja nicht nur Holz produzieren.»

Seine Idee ist so gut, dass sie inzwischen Nachahmer gefunden hat. Etwa bei den Forst-Kollegen in Niedersachsen, die nun im Harz den «Abschiedswald Goldberg» anlegten. In Rheinland-Pfalz stehe auch der Forst Soonwald in den Startlöchern. «Wir möchten gerne, dass noch mehr entstehen», sagt der Förster. Vier bis fünf in Rheinland-Pfalz wären gut. «Wir wollen ja kein Unikat sein.»