Bauen Bauen: Neue Heizsysteme zum Energiesparen

Karlsruhe/Berlin/dpa. - Beim Neubau oder der Sanierung einer Heizungsanlage müssen sich Bauherren mit komplizierten Fragen beschäftigen: Mit welcher Technik wird die eingesetzte Energie am besten ausgenutzt? Gibt es Alternativen zu Öl und Gas? Und was kosten die verschiedenen Lösungen? Bei Öl- und Gasheizungen ist die besonders wirtschaftlich arbeitende Brennwerttechnik heute Standard, sagt Paul Feddeck vom Fachinformationszentrum Karlsruhe. Soll erneuerbare Energie eingesetzt werden, empfehlen Experten neben Solarenergie-Anlagen auch Holzpellet-Heizungen oder Wärmepumpen. Diese Anlagen sind teuer, werden aber mit öffentlichen Mitteln gefördert, so dass der Einbau nicht nur für Umwelt-Enthusiasten in Frage kommen kann.
«Gas-Brennwertkessel verbrauchen 10 bis 15 Prozent weniger Energie als die alten Heizkessel der 1980er Jahre», urteilt die Stiftung Warentest in Berlin in der Zeitschrift «test» (Ausgabe 8/2003). «Bei Öl-Brennwerttechnik-Heizungen ist die Energieeinsparung allerdings geringer», sagt Helmut Gumtau, Energieberater bei der Verbraucherzentrale in Hamburg. Der Energiegewinn im Vergleich zu einer herkömmlichen Heizanlage mit Niedertemperaturheizkessel liege lediglich bei 4 bis 5 Prozent.
Brennwertkessel gewinnen mehr Energie aus dem Brennstoff, weil sie zusätzlich die in den Abgasen vorhandene Wärme für das Heizungswasser nutzen. Die Investition in diese Energiespar-Technik ist allerdings nicht ganz billig: Ein neuer Gas-Heizkessel kostet nach Angaben der Warentester etwa 3800 bis 5000 Euro. Hinzu kommen Montage und Schornsteinsanierung.
Immerhin ist nach dem Einbau moderner Heizsysteme stets notwendige Sanierung des Schornsteins bei Brennwertkesseln preisgünstiger als bei Niedrigtemperaturheizungen, sagt Frank Schafenberg vom Institut für wirtschaftliche Ölheizung in Hamburg. An Stelle eines Edelstahlrohres wird für die Brennwerttechnik nur ein günstiges Plastikrohr benötigt, das in den Schornstein eingeführt wird.
Häuser können aber nicht nur mit Öl und Gas, sondern auch mit dem nachwachsenden Rohstoff Holz geheizt werden. «Eine gute Möglichkeit sind Holzpellet-Heizungen, die mit kleinen gepressten Holzsäulen befeuert werden», sagt Energieberater Gumtau. Die Pellets werden ähnlich wie Öl mit dem Kesselwagen angeliefert und in einem Lagerraum aufbewahrt. Von dort gelangen sie automatisch mit Hilfe einer so genannten Schneckenförderanlage oder über ein Saugsystem zum Verfeuern in den Heizkessel.
«Pellets werden überall in Deutschland zum Kauf angeboten», sagt Gumtau. Im vergangenem Herbst kostete es den Verbraucher knapp 40 Cent, um mit Pellets so viel Heizleistung zu erzeugen wie mit einem Liter Heizöl. Eine ölheizung wäre damit pro Liter 5 bis 10 Cent billiger gewesen, so die Stiftung Warentest («test», Ausgabe 10/2002). Auch die Anschaffung eines Pelletkessels ist zur Zeit noch deutlich teurer als der Kauf von Öl- oder Gasgeräten. Unter 8000 Euro sei ein Kessel nicht zu bekommen. Hinzu kommen Kosten für die Lagerung und das Fördersystem vom Vorratslager zum Heizkessel.
Neben Pellets-Heizungen bieten sich Wärmepumpen als Alternative an. Dabei wird die Wärme nicht durch Verbrennung, sondern durch Entzug der in der Luft, im Wasser oder im Erdreich gespeicherten Sonnenwärme gewonnen. Diese Wärme wird durch einen meist mit Strom betriebenen Verdichter auf die benötigte Heiztemperatur angehoben. «Eine Wärmepumpenheizungsanlage kann als alleiniger Wärmeerzeuger den traditionellen Heizkessel ersetzen und den Wärmebedarf eines Gebäudes über das ganze Jahr komplett decken», sagt Michael Birke vom Hersteller Stiebel Eltron in Holzminden.
«In der Schweiz ist der Marktanteil der Wärmepumpe bei Neubauten enorm hoch », sagt Energie-Experte Paul Feddeck. Mehr als 30 Prozent der Bauherren setzten dort auf dieses Heizsystem. In Deutschland dagegen liege der Anteil erst bei 2 Prozent, obwohl die Systeme ausgereift seien. Feddeck lobt Wärmepumpen als wirtschaftlich und ökologisch, da sie drei bis vier Mal so viel Energie aus der Natur herausholen wie sie an Strom verbrauchen.
Nicht so überzeugt ist dagegen Verbraucherschützer Gumtau: «Eine Wärmepumpe arbeitet mit Strom, der zum Heizen viel zu kostbar ist.» Zudem sei der Betreiber auf das Wohlwollen des Energieversorgers angewiesen, da Wärmepumpen nur mit besonders preisgünstig angebotenem, speziellem «Wärmepumpenstrom» wirtschaftlich arbeiten können. Kündigt der Versorger diese Tarife, habe der Bauherr kaum Alternativen.
Informationen zu Förderungsmöglichkeiten beim Heizen mit erneuerbaren Energien: Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), Palmengartenstraße 5-9, 60325 Frankfurt (Tel.: 069/743 10, Fax: 069/74 31 29 44).