MZ-Neuvorstellung Zwei sportliche Cupra mit Benzin und Strom
Aus verschiedenen Seat-Welten: Der Formentor VZ 5 macht aus Sprit in seinen fünf Zylindern 390 PS, der Cupra Born produziert mit Strom 204 PS.


Halle/Saale - Cupra? Obwohl schon vier Jahre auf dem Markt, ist die Marke immer noch dabei, sich im Bewusstsein der Autointeressenten fest zu etablieren. Seat-Kunden dürfte der Name schon etwas vertrauter sein. Denn der Cupra ist aus der früheren Sportabteilung von Seat hervorgegangen und bildet im VW-Konzern - zu dem Seat gehört - nun eine eigenständige Marke, eine „Performance-Marke“, wie der Hersteller gern sagt. Er will so auf den besonders sportlichen Anspruch von Cupra verweisen, was vor allem Design und Leistungsentfaltung betrifft.
Jüngster Sport-Spross ist der Cupra Formentor VZ 5. Benannt ist das Auto nach der Halbinsel Formentor auf Mallorca, VZ steht für veloz, auf spanisch schnell. Der 4,45 Meter lange SUV erhielt als erstes Fahrzeug außerhalb von Audi einen Fünfzylinder-Motor mit 2,5 Liter Hubraum. Der läuft auch im Audi RS3 mit 400 PS, im VZ5 sind es 390 PS, was sportliche Fahrweise sichert. Das Drehmoment liegt bei 480 Nm. Geschaltet wird automatisch mit einem in vielen VW-Fahrzeugen eingesetzten Sieben-Gang-Doppelkupplungsgetriebe, wahlweise mit Schaltpaddeln am Lenkrad. Wer meint, noch mehr Sportlichkeit zu brauchen, kann ein Kraft-Paket dazu buchen und sich dann an 450 PS erfreuen. Dann regelt die Elektronik erst bei 270 km/h ab, nicht bei 250 wie beim „normalen“ VZ 5.
7.000 Motore werden insgesamt von Audi an Cupra geliefert. Heißt: Der VZ 5-Produktion ist limitiert. Auch der Preis wird bei der Kundschaft begrenzend wirken, die es zudem mögen muss, für einen Ausritt in Grenzbereiche der Physik viel Sprit und viel Geld zu verbrennen. Das bisherige Spitzenmodell des Cupra Formentor gab es für 48.090 Euro, für den Fünfzylinder sind mindestens 62.700 Euro fällig.
Dass die Fahrleistungen und die Straßenlage des Cupra-Kraftprotzes manchen Fahrer an seine Grenzen bringen können, zeigte ein Test auf abgesperrter Strecke. Wer es mag, kann den VZ 5 in 4,5 Sekunden auf Tempo 100 treiben. Mit stoischer Ruhe durchfliegt der Wagen schnelle Wechselkurven, liebt knallhartes Bremsen und springt vehement nach vorn, wenn man am Kurvenscheitelpunkt wieder antritt. Auf den Verbrauch sollte man dann freilich nicht schauen. Mindestens elf Liter pro 100 Kilometer sind der Tribut an sportliche Fahrweise, dabei die 12 Liter deutlich zu überbieten ist kein Problem. Zügelt sich der Fahrer, wird er dankbar auf rund neun Liter im Display schauen können, aber dafür muss man sich nicht so ein Kraft-Auto kaufen.
Der VZ 5 wird wohl ein Exot in der der Cupra-Sparte bleiben, auch weil es immer teurer wird, viel Sprit zu verbrauchen und viel Schadstoff zu produzieren. Das Cupra-Auto für das gute Gewissen ist der vollelektrische Born, benannt nach einem Szene-Viertel in Barcelona. Doch dieser Spanier ist ein Sachse. Der vollelektrische Cupra Born wird dort seit September 2021 gebaut. Er nutzt die technische Basis von VW ID3, der ebenfalls im Norden von Zwickau vom Band läuft. Der Born ist das erste vollelektrische Auto von Seat.
Es soll sich auf seine Art einfügen in den sportlichen Cupra-Anspruch. Das Design ist deshalb in vielen Details entsprechend expressiver, dynamischer, schicker, sportlicher. Dagegen wirkt der VW ID3 fast ein wenig bieder. Auch innen baut der Born auf seinem Bruder auf, ähnliche Bedienelemente gibt es, die Fahrstufenwahl erfolgt wie bei ID3 mit einem kleinen, eckigen Drehknopf rechts am Lenkrad. Wie dort fällt auch beim Born unangenehm auf, dass es fast keine Knöpfe und Schalter mehr gibt, um Funktionen auszulösen. Es wird gewischt und getoucht, was viel zu oft ablenkt, weil es eben schwer fällt, während der Fahrt den Finger zielgenau zu führen. Besonders nervig ist die Lautstärkenreglung per Wischfunktion auf dem Lenkrad.
Obwohl der Born als E-Auto deutlich weniger Kühlungsbedarf hat, deutet der vordere Stoßfänger sportliche Lufteinlässe an. Die Seitenschweller sind sehr markant geformt. Das Heck hat eine durchgängige Lichtleiste und außerdem einen ausgeprägten Diffusor. Kupferfarbene Gestaltungsdetails knüpfen nicht nur an den Namen an, sondern sollen auch beim Stromer sportliche Akzente setzen.
Der Wagen ist gut vier Zentimeter länger (4,32 Meter) und zwei Zentimeter breiter wie sein Gen-Spender ID3, vorn und hinten liegt er bis zu zwei Zentimeter tiefer. Es läßt sich eine adaptive Fahrwerksregelung samt Sportfahrwerk und ESP Sport ordern. Zusammen mit der Progressivlenkung, die geschwindigkeitsabhängig den Lenkradius verändert, soll sich der Born auch als Elektroauto wie ein echter Cupra anfühlen. Mit vier Modi kann der Wagenlenker seine Fahrbedürfnisse optimieren.
Der Elektromotor im Cupra Born leistet 204 PS (ab 37.220 PS). Die 58 kWh-Batterie für den Elektroantrieb liegt gut geschützt im Wagenboden. Das sorgt auch für einen niedrigen Schwerpunkt sowie eine ausgeglichene Gewichtsverteilung, gerade wenn man sehr zügig durch enge Kurven eilt. Der Akku speist einen Motor, der seine Kraft über eine Eingang-Automatik auf die Hinterräder überträgt. Der Fahrer lernt im Alltagsverkehr sehr schnell den fulminanten Anzug beim Beschleunigen schätzen, kraftvoll, nahezu geräuschlos, so wie es nur Elektroautos können. Der elektrische Antritt ist sehr freudvoll, zupackend, das passt gut ins Cupra-Markenkonzept. Ganz entspannt lässt sich, ohne nervige Ruckelei, auch im Stopp und Go-Verkehr mitschwimmen. Wer Freude an so etwas hat, kann immer wieder beim Ampelstart alle anderen locker hinter sich lassen. Die Batterie soll den Cupra Born je nach Fahrweise und Wetterbedingungen theoretisch bis zu 420 Kilometer weit bringen.
Eine sogenannte E-Boost-Version mit 77 kWh-Batterie (44.300 Euro) sorgt demnächst für 231 PS und ein klein wenig mehr Durchzug. Weil die Batterie aber größer und schwerer ist, frisst das Beschleunigung. Der Tempo 100-Sprint mit stärkerer Batterie wird nur 0,4 Sekunden schneller absolviert als mit 204 PS. Mehr Kapazität im Akku bringt aber deutlich mehr Reichweite. Cupra verspricht 548 Kilometer, was in der Praxis wohl eher selten erreichbar sein wird. An den stärksten Ladestationen soll es möglich sein, den Akku von fünf auf 80 Prozent in nur 35 Minuten aufzuladen. An der Haushaltssteckdose braucht man sechs Stunden Geduld, bis der Born wieder stromern kann.
Technische Daten Cupra Born:
Motorisierung: vollelektrisch
Getriebe: Ein-Gang-Automatik
Leistung: 204 PS, Hinterradantrieb
Batteriekapazität: 58 kWh
Stromverbrauch (WLTP): 18,0 kWh/100 km
Höchstgeschwindigkeit: 160 km/h
Reichweite (WLTP): 424 km
Preis: ab 37.220 Euro
Technische Daten Cupra Formentor VZ 5:
Motor: Fünfzylinder Benziner, Hubraum 2.5 Liter, 390 PS
Drehmoment: 480 Nm
Getriebe: Siebengang-Automatik
Beschleunigung: 0 bis 100 km/h in 4,5 s
Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
Verbrauch (WLTP): 9,3 l/100 km, im Test über elf Liter
Kohlendioxid: 212 g/km
Preis: ab 44.300 Euro