Zubehör Zubehör: Schmale Lippen für nasse Scheiben

Stuttgart/gms. - Der Hersteller Bosch in Stuttgart war es, der im Jahr 1926 jeneEntwicklung vorstellte, die heute noch Stand der Technik ist: DenScheibenwischer, bei dem Elektromotoren die Wischarme gleichmäßigüber die Scheibe gleiten lassen. Bis zu diesem Zeitpunkt mussten sichdie Autofahrer bei Regen mit eher umständlichen Mitteln behelfen. Sohatte zunächst Prinz Heinrich von Preußen im Jahr 1908 einhandbetätigtes «Abstreiflineal» ersonnen, später kamen pneumatischbetriebene Wischer, die jedoch laut Bosch bei zunehmender Fahrtlangsamer wurden.
In den folgenden Jahrzehnten wischte die Bosch-Erfindung dann ohneviel Aufsehen weiter über die Scheiben. Selten gab es neue Ideen wiedie von Mercedes: Hier wurde in den achtziger Jahren der einarmigeWischer verbaut, der sich mit spezieller Mechanik anhob, um weiter indie oberen Winkel der Scheibe zu gelangen.
Wirklich Neues an der Regenfront brachten die 90er: Zum einenmachte der Regensensor auf sich aufmerksam, der den Scheibenwischerbei Nässe ohne Zutun des Fahrers in Bewegung setzt. Bosch selbstentwickelte 1994 einen so genannten Twin-Wischer aus zwei Materialienmit einer besonders harten und abriebfesten «Wischlippe».
Derzeit sind es wieder die Stuttgarter, in deren Werkstätten neueszur Wischtechnik entsteht. So gilt ein neuer Wischer namens Aerotwinals Erfolgsmodell der Zukunft. Während am herkömmlichen Wischerarmmeist vier Gelenke das eigentliche Wischblatt halten, besteht derWischerarm bei der neuen Entwicklung laut Bosch-Sprecher StephanKraus aus einem einteiligen Gummiprofil mit integriertem Spoiler.Zwei Federschienen verteilen dabei gleichmäßig den Anpressdruck aufdie Scheibe. Folge soll ein besseres Wisch-Ergebnis sein, zudem istdie Konstruktion gegenüber herkömmlichen Wischern nur halb so hochund behindert damit weniger die Sicht.
Erstmals eingebaut wurde der Aerotwin im Mercedes-Nobelcoupé CL,jetzt jedoch kommen weitere Marken hinzu. Bosch selbst rechnet damit,dass sich das Prinzip in einigen Jahren an etwa 80 Prozent allerneuen Autos befindet. Weiterentwicklungen gibt es auch bei denWischermotoren: hier sorgen etwa Sensoren dafür, dass derScheibenwischer sich nicht durch zu schwere Schneehaufen quält,sondern - auch zur eigenen Schonung - vorher beidreht.
Doch bei allem Vertrauen in moderne Technik bergen zu gute Wischerauch Probleme. «Wenn ein Scheibenwischer auch bei sehr starkem Regennoch die Scheibe frei hält, kann das den Fahrer dazu verleiten,schneller zu fahren als angemessen», sagt Hubert Paulus, Experte desADAC in München. Die Aquaplaning-Gefahr jedoch bleibt natürlich auchbei gut gewischten Scheiben gleich.
Und abgesehen von allen Verbesserungen am Wischer an sich: «90Prozent der Leistung des Wischers ist abhängig von der Pflege», soPaulus. So gehen die Wischergummis schnell kaputt, wenn sie übervereiste Scheiben gleiten. Rainer Hillgärtner vom Auto Club Europa(ACE) in Stuttgart weist zudem darauf hin, dass Wischergummis undScheiben nach dem Besuch einer Waschanlage von Resten des sogenannten Heißwachses zu befreien sind, um Schlieren zu verhindern:«Das lässt sich mit einem herkömmlichen Fensterreiniger machen.»