Tipps Winterreifen: Tipps für den Kauf neuer Reifen

Halle (Saale) - Wer neue Winterreifen braucht, steht einem kaum überschaubaren Angebot in Autohäusern, beim Reifenhandel und im Internet gegenüber. Leistungen und Preise unterscheiden sich erheblich, wie aktuelle Testberichte zeigen.
Generell lässt sich sagen: Wer zu großen Herstellern wie Bridgestone, Continental, Dunlop, Goodyear, Michelin, Pirelli greift, zahlt zwar am meisten, kann aber kaum etwas falsch machen. Ihre Reifen werden häufig positiv beurteilt. Ebenfalls gute Leistungen zu deutlich geringeren Preisen bieten weniger verbreitete Marken wie Nokian, Firestone oder Vredestein.
Winterreifen: Viele Top-Reifenhersteller haben Zweitmarken
Einen guten Kompromiss bieten die Zweitmarken großer Hersteller, zum Beispiel Fulda (Goodyear-Konzern) oder Barum, Semperit, Uniroyal (Conti). Von unbekannten Reifen fernöstlicher Herkunft sollte man besser die Hände lassen. Testberichte entdecken bei ihnen immer wieder erschreckende Defizite auf nasser Straße – und im Winter sind Fahrbahnen häufig nass.
In Versuchen verlängerte sich der Bremsweg aus Tempo 100 auf Nässe um 17 Meter. Wenn es im Ernstfall beim Bremsen mit guten Reifen gerade reicht, prallt das mit solchen Reifen ausgerüstete Auto mit fast 50 km/h auf. Die Folge: ein Totalschaden.
Große Reifenhändler bieten außerdem manchmal Eigenmarken an. Sie sind in keinem Testbericht aufgeführt und können doch Schnäppchen sein, wenn sie bei einem der seriösen Hersteller produziert wurden.
Winterreifen: Bei gebrauchten Reifen genau hinsehen
Neue Automodelle haben fast immer andere Reifen- und Räder-Größen. Der Neuwagenkäufer kann seine bisherigen Winterräder nicht weiter verwenden; er muss für neue zusätzlich in die Tasche greifen – und versucht wenigstens, die alten günstig loszuschlagen. Im Internet, am Anschlagbrett im Supermarkt und in Kleinanzeigen werden derzeit massenweise Winterreifen angeboten.
Käufer sollten trotz verlockender Preise genau hinsehen: Sinn haben nur Reifen bewährter Marken mit Profiltiefen deutlich über vier Millimeter. Auch das Alter ist wichtig, abzulesen an der DOT-Nummer: 3709 beispielsweise heißt 37. Woche des Jahres 2009. Der Reifen ist heute also bereits vier Jahre alt. Lebt er auf dem eigenen Auto weitere vier, so ergeben sich am Ende acht Jahre: Die besten Zeiten hat ein Reifen dann hinter sich, auch wenn das Profil noch ausreicht.
Was sagt die Kennzeichnung bei Winterreifen aus?
Winterbereifung ist vorgeschrieben, sobald Reif, Schnee und Eis auf der Fahrbahn sind – auch für Fahrzeuge mit Allradantrieb. Verzichten auf Winterreifen können höchstens Zweitwagen, die an glatten Tagen stehen bleiben. Wer sicher fahren will, achtet zusätzlich auf das Schneeflocken-Symbol. Er garantiert Mindestleistungen auf Glätte.
Die Buchstaben M+S allein sagen nämlich nichts über die Wintertauglichkeit des Reifens aus. Sie finden sich auch an vielen Reifen für Geländewagen, die mit Sommerprofil bei Schnee sofort versagen. Wer zu seinem Reifen jedoch genaue Informationen über die Traktion bei Schnee und Eis oder den Bremsweg auf nasser Straße wissen will, sollte Testberichte lesen oder sich beim Händler beraten lassen.
Wie funktioniert das Winterreifen-Profil?
Moderne Winterreifen breite und vor allem tiefe Rillen. In den Blöcken befinden sich zahlreiche feine Einschnitte, so genannte Lamellen. Vor allem aber besteht der Profilstreifen aus einer vergleichsweise weichen Gummi-Mischung. Sie bleibt auch bei Kälte elastisch und verzahnt sich besser mit den feinen Unebenheiten der Fahrbahn. Die Lamellen bilden beim Abrollen Greifkanten, die sogar auf Eis Wirkung haben.
Winterreifen bieten zudem hohe Sicherheit gegen Aquaplaning. Ihre tiefen Rillen können viel Wasser aufnehmen. In diesen Rillen setzt sich im Winter Schnee fest. Dieser lässt zusammen mit dem Schnee auf der Straße unter günstigen Bedingungen eine regelrechte Zahnschiene entstehen, die den Wagen sicher bergauf fahren und ebenso sicher bremsen lässt.
Die Zahnschiene reißt allerdings, sobald Räder blockieren oder durchdrehen. Die übertragbare Kraft verringert sich, oft bleibt der Wagen stecken, wenn Antriebsräder durchdrehen. Das elektronische Stabilitätsprogramm (ESP) in modernen Autos verhindert dies. Ältere Modelle aber haben ihn oft noch nicht, es gibt sogar noch Autos ohne ABS auf den Straßen.
Wie wirkt sich die Profiltiefe bei Winterreifen aus?
Die Fähigkeit eines Reifens, in seinen Profilrillen Wasser und Schnee aufzunehmen, verringert sich naturgemäß, wenn sich das Profil abnutzt und die Rillen flacher werden. Zuerst ist der Abfall nur gering: Sind statt der acht bis neun Millimeter beim Neureifen nur noch vier Millimeter vorhanden, verlängert sich der Bremsweg auf Schnee um etwa zehn Prozent.
Danach aber geht es laut Messungen des Herstellers Continental steil abwärts: Mit zwei Millimetern hat der Reifen seine Winter-Qualitäten weitgehend eingebüßt. Fachleute empfehlen dringend vier Millimeter als Mindestprofil, in Österreich sind sie sogar vorgeschrieben.