Autotest Was der neue Ford Tourneo Courier alles auf dem Kasten hat
Quadratisch, praktisch, gut: Weil immer mehr Vans vom Markt verschwinden, sind Kleintransporter für Familien oft die erste Wahl. Das will uns jetzt auch der neue Ford Tourneo Courier beweisen.
Berlin - Ihr Pkw-Programm haben sie dramatisch ausgedünnt und dabei vor allem die preisbewusste Kundschaft in den Regen gestellt. Doch bei den Nutzfahrzeugen beweist Ford weiter Familiensinn. Denn wenn die Kölner jetzt zu Preisen ab 25 450 Euro den neuen Tourneo Courier bringen, ist das nicht nur das billigste Modell seit dem Ende des Fiesta. Sondern der aufgehübschte Lieferwagen ist zudem eines der praktischsten Autos im Ford-Fuhrpark.
Ein Hauch von Land Rover
So nüchtern und sachlich das Konzept des Tourneo Courier auch sein mag, macht er dafür ganz schön auf Lifestyle: Genau wie der Puma, den er zur Basis hat, leistet er sich deshalb viele SUV-Anleihen und sieht mit seinem steil stehenden Kühlergrill und dem angedeuteten Unterfahrschutz richtig bullig aus.
Und wer den Lieferwagen für 357 Euro Aufpreis mit Zweifarblackierung und weißem Dach bestellt, der schürt eine fast schon verwegene Verwechslungsgefahr: Denn plötzlich sieht der Ford aus der Ferne aus wie ein Land Rover Defender.
Ein Hoch auf die inneren Werte
Aber mehr als in jeder anderen Fahrzeugkategorie geht es hier um die inneren Werte. Und da hat der mit 4,34 Metern eher kurze Ford eine ganze Menge auf dem Kasten.
Im Großen: Es gibt nicht nur dank der 2,96 Metern Radstand ausreichend Beinfreiheit in der durch serienmäßige Schiebetüren leicht zu erreichenden zweiten Reihe. Sondern dazu gesellt sich auch noch ein Kofferraum von 570 bis 2162 Litern, der jeden Kombi klein erscheinen lässt. Erst recht, seitdem Ford den Mondeo Turnier eingestellt hat.
Und im Kleinen: Weil es überall Ablagen für wirklich alles gibt, was man im Auto tagein tagaus mit sich herumfährt. Eine große Grube hinter dem Tacho quer über das Armaturenbrett, tiefe Taschen in den Türen, selbst fürs Laptop gibt es einen speziellen Einschub an der Mittelkonsole. Und im Kofferraum haben sie noch mal große Klappen für allerlei Kleinigkeiten integriert - da kann man dann auch leicht verschmerzen, dass die Materialauswahl nicht ganz so vornehm ist und die Fingerkuppen allerorten über Hartplastik streifen wie über einen Hornhaut-Hobel.
Viel Ausstattung erhältlich
Während das Ambiente also eher nüchtern ist, sparen die Kölner nicht an der Ausstattung: Das gilt für die digitalen Anzeigen und das Infotainment mit WLAN-Hotspot genauso wie für die Assistenzsysteme. Die reichen von einer automatischen Abstandsregelung über einen Müdigkeitswarner bis hin zur Rückfahrkamera. Und natürlich gibt es auch Komfortfeatures wie Lenkrad- oder Sitzheizung. Nur weil der Tourneo im Herzen ein Nutzfahrzeug ist, muss man deshalb kein Auto von gestern fahren.
Kleines Herz hinter breiter Brust
Während es den gewerblichen Bruder Transit Courier für weniger Geld (als Kastenwagen ab 22.075 Euro) mit mehr Auswahl und auch als Diesel gibt, hat Ford für den Antrieb des Tourneo Courier nur einen Motor im Angebot, der hinter der breiten Brust fast ein wenig verloren wirkt: Denn mehr als drei Zylinder mit einem Liter Hubraum sind aktuell nicht zu haben. Der Benzindirekteinspritzer leistet 92 kW/125 PS, geht mit bis zu 200 Nm zu Werke.
Er ist damit eher der Vernunft verpflichtet als dem Vergnügen. Denn so viel Komfort die siebenstufige Automatik auch bringen mag, die Ford für 2400 Euro Aufpreis einbaut, braucht es zum entspannten Fahren doch eine gewisse Gelassenheit und viel Geduld.
Ersteres, weil der Dreizylinder ordentlich schnattert und in der riesigen Kabine den nötigen Resonanzraum findet. Und letzteres, weil er sich für den Sprint aus dem Stand auf Tempo 100 schon im besten Fall 11,1 Sekunden Zeit lässt und weil es bei 175 km/h schon wieder vorbei ist mit dem Vortrieb. Der erfolgt entgegen der Offroad-Optik nur über die Vorderräder.
Und so richtig sparsam ist der Benziner natürlich auch nicht – was bei der riesigen Stirnfläche niemanden verwundern darf: 6,6 Liter beträgt schon der Normverbrauch und der CO2-Ausstoß liegt bei 154 g/km.
Elektrisch in die Zukunft
Auch Ford hat die Zeichen der Zeit erkannt und packt damit zugleich die beiden größten Probleme des Antriebs an: Zum Jahresende soll es den Tourneo Courier mit einem noch nicht näher spezifizierten Akku-Paket auch elektrisch geben – flüsterleise und ganz ohne lokalen CO2-Ausstoß. Spätestens dann wird der Tourneo Courier gar vollends zu einem ebenbürtigen Konkurrenten von Autos Opel Combo, Renault Kangoo oder Mercedes Citan, die es alle als Stromer und mit Verbrenner gibt.
Fazit: Profi für alle mit viel Platzbedarf
Von wegen Ford baut keine bezahlbaren Familienautos mehr. Ja, der B-Max ist schon fast vergessen und der Fiesta mittlerweile auch Geschichte. Mit dem Tourneo Courier aber haben die Kölner einen preiswerten Profi für Familien an den Start geschickt.
Datenblatt: Ford Tourneo Courier Active