Vorsicht beim Schrauben am Motorrad
Essen/Hockenheim/dpa. - Mal wieder ein wenig «schrauben» - davon können viele Motorrad-Besitzer nicht lassen. Doch bei solchen Arbeiten ist Vorsicht geboten: Schnell erlischt durch den «kleinen Eingriff» die Betriebserlaubnis, und die Verkehrssicherheit wird gefährdet.
Gerade Motorradlenker kennzeichnet eine ausgeprägte Neigung zur Individualität. «Jeder will sein Motorrad auf die eine oder andere Weise individualisieren», sagt Achim Kuschewski, Leiter des Institutes für Zweiradsicherheit (ifz) in Essen. Manchmal beschränken sich derlei Maßnahmen auf spezielle Lackierungen - vor allem aber sind es technische Eingriffe, mit denen ein Zweirad an den Eigner angepasst wird, mit einem neuen Lenker etwa.
«Von dem Zubehör für solche Eingriffe lebt ein großer Markt», erklärt Ruprecht Müller, Motorrad-Experte des ADAC-Technikzentrums im bayrischen Landsberg. Wichtig ist, dass die Anbauteile über eine Allgemeine Betriebs-Erlaubnis (ABE) verfügen, um überhaupt montiert werden zu dürfen. Doch mit der ABE allein ist es nicht getan.
So gehört der Austausch eines serienmäßigen Lenkers zu den besonders beliebten Maßnahmen - zum Beispiel weil das Original nicht zur eigenen Körpergröße passt. Es muss jedoch darauf geachtet werden, dass auch nach dem Austausch noch alles funktioniert - ist der Lenker zu hoch oder zu breit, sind womöglich die originalen Leitungen zu kurz. Ein untrügliches Zeichen für ein Problem ist auch, wenn bei eingeschlagenem Lenker die Standgas-Drehzahl steigt, weil durch die Lenkbewegung der - zu kurze - Gaszug betätigt wird.
Ein großer Bereich der Tuning- oder Verbesserungsarbeiten bezieht sich auf die Fahrwerke. Der Grund dafür ist einfach: «Ein Auto hat schon ein hohes Grundgewicht, da macht das Gewicht der Insassen nicht so viel aus», erklärt Herbert O. Kainzinger, Motorrad-Tuner und Vorsitzender des Verbandes Deutscher Motorrad-Tuner (VDMT) in Hockenheim. «Ein Motorrad dagegen wiegt 200 Kilogramm - und da macht es schon einen Unterschied, ob der Fahrer 50 oder 80 Kilogramm schwer ist.»
«Was in solchen Fällen gemacht wird, das sind dann meist Umbauten an der vorderen Gabel oder den Federbeinen hinten», erläutert Michael Lenzen, Sprecher des Bundesverbandes der Motorradfahrer (BVDM) in Mainz. Auch hier ist darauf zu achten, dass die Teile für das Fahrzeug zugelassen sind. Und das Basteln in der eigenen Garage ist nur für erfahrene Schrauber zu empfehlen. Besser ist es, solche Eingriffe der Fachwerkstatt zu überlassen.
Letzteres gilt auch, wenn es sich um ein Tuning dreht, bei dem die Leistung im Vordergrund steht. Allerdings ist kaum damit zu rechnen, dass ein auf die eigenen Anforderungen und Leistungswünsche hin optimiertes Motorrad später auch vielen anderen gefällt: «Ich rate vom Tuning auch aus dem Grund ab, weil der Wiederverkauf solcher Maschinen oft wesentlich schwieriger ist als der eines serienmäßig belassenen Modells», sagt Ruprecht Müller. Und wer ohnehin gern schraubt, der sollte dies so tun, dass sich der Originalzustand vor dem Verkauf wiederherstellen lässt.