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Tacho aus dem Rechner Tacho aus dem Rechner: Ideen für das Cockpit von Morgen

Von Heiko Haupt 09.12.2003, 13:36
Alles nur Schein - im Forschungsfahrzeug F 500 Mind von DaimlerChrysler wird eine Art virtueller Tacho auf dem so genannten Multivision-Display wiedergegeben. (Foto: dpa)
Alles nur Schein - im Forschungsfahrzeug F 500 Mind von DaimlerChrysler wird eine Art virtueller Tacho auf dem so genannten Multivision-Display wiedergegeben. (Foto: dpa) DaimlerChrysler

Burscheid/Stuttgart/dpa. - Das Armaturenbrett ist der Bereich des Autos, den der Fahrer wohl öfter im Blick hat als jedes andere Fahrzeugteil. Doch ob ihm der Anblick gefällt oder nicht - bisher ist diese Schaltzentrale des Fahrzeugs eine unveränderbare Größe. Was der Hersteller entworfen hat, hat der Käufer zu benutzen wie es ist. In Zukunft sollen die Insassen zumindest in Grenzen Mitspracherecht bei der Cockpitgestaltung haben und zum Beispiel Form und Platzierung der Instrumente selbst zusammenstellen. Auf echte Zeiger und Uhren wird dabei verzichtet: Der Tacho von morgen kommt aus dem Rechner.

Wie die Zukunft des Armaturenbrettes aussieht, zeigen Studien wie das Forschungsfahrzeug F 500 Mind von DaimlerChrysler. Hier werden die Informationen auf einem so genannten Multivision-Display dargestellt. Die Anzeigen sind dabei frei programmierbar, lassen sich überlagern oder kombinieren. «Der Fahrer kann entscheiden, ob eine Anzeige rechts, in der Mitte oder sonst wo erscheinen soll», sagt DaimlerChrysler-Sprecher Wolfgang Scheunemann in Stuttgart.

Dahinter steckt auch ein grundsätzlicher Plan der Hersteller: «Das erklärte Ziel ist es, das Auto so individuell wie möglich zu machen», sagt Steffen Leib, Produkt-Manager Elektronik bei dem Zulieferer Johnson Controls in Burscheid (Nordrhein-Westfalen). Wie weit die Wahlmöglichkeiten gehen werden, hängt allerdings auch von der Philosophie des jeweiligen Autoherstellers ab.

«Die Armaturen eines Autos sind ein Designelement», sagt Johannes Winterhagen von Siemens VDO Automotive in Schwalbach am Taunus. Daher wird mancher Hersteller wohl keine unbeschränkten Veränderungen der Instrumentengestaltung zulassen. Hinzu kommt, dass bestimmte Informationen nicht einfach ausgeblendet werden dürfen. «Es gibt gesetzliche Vorschriften, welche Anzeigen zu sehen sein müssen.»

Allerdings braucht niemand zu befürchten, während der Fahrt ein Bild wie auf dem heimischen PC vor sich zu haben. Vielmehr gibt man sich alle Mühe, den Tacho aus dem Rechner wie ein reales dreidimensionales Objekt aussehen zu lassen. Im F 500 Mind wird dieses Aussehen beispielsweise durch Spiegelungen erreicht.

Wenn der Hersteller es zulässt, werden die Insassen künftig den Design-Stil der Anzeige ihren Vorlieben anpassen können. So wird sich der sportliche Fahrer entsprechend gezeichnete Anzeigen auf den Bildschirm zaubern dürfen, während andere ein rein zweckmäßiges Erscheinungsbild wählen können. Möglich ist auch eine Generationen-spezifische Auswahl: «Für die Älteren gibt es dann eben klassische Instrumentenformen, für die Jüngeren etwas poppigere», so Thomas Knoll, Sprecher von Bosch in Stuttgart.

Künftig könnten die Armaturen auch zusätzliche Hilfe bei Pannen bieten. «Es kann zum Beispiel einerseits eine Warnung geben, wenn das Kühlwasser zu heiß ist. Hinzu kann dann aber noch der Hinweis kommen, was der Fahrer nun zu tun hat», so Knoll.

Abgesehen von den Instrumenten wird auch das Cockpit als Ganzes künftig kein unveränderbarer Bestandteil des Fahrzeugs mehr sein. Siemens VDO Automotive zum Beispiel hat mit der Studie Cesar ein Modul-Cockpit vorgestellt. Aufgeteilt ist das Cockpit in vier Einzelteile, die sich austauschen lassen - so dass sich technische und optische Änderungen vergleichsweise einfach möglich sind.

Aussterben werden klassische analoge Anzeigen durch die neuen Techniken jedoch nicht, so Bosch-Produktmanager Alfred Kitzler. Und während die Bildschirme heute noch Luxus sind, könnte sich dies in ferner Zukunft möglicherweise wieder umkehren: «Es könnte dann im Massenmarkt Bildschirme geben, für die Premium-Modelle dagegen hochwertige Analog-Instrumente.»