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Suzuki V-Strom 650 Suzuki V-Strom 650: Eine für alles

Von HANS-ULRICH KÖHLER 23.09.2011, 08:23

Halle (Saale)/MZ. - Die V-Strom 650 ist ein Motorrad aus der Kategorie "Mehr-Bike-braucht-der-Mensch-eigentlich-nicht". Suzuki-Freunde wissen das, seit der Allrounder 2004 erstmals angeboten wurde und wegen seiner Vielseitigkeit viel Lob erhielt. Nur wirklich schick sah die Enduro Suzuki V-Strom in all den Jahren nie aus: zu breit aufgebläht die Verkleidung, zu klobig - schön ist anders.

Nun hat Suzuki dem Bestseller - seit Erscheinen 70 000 Mal verkauft - endlich ein schickes Kleid verpasst. Und was technisch gut war, blieb gut und wurde im Detail noch besser, wie der 650 Kubik-Zweizylinder-Viertakter. Er läuft nun noch einen Tick ruhiger und zeigt sich geschmeidig, wenn man die Maschine aus dem unteren Drehzahlbereich heraus beschleunigt. Ohne zu ruckeln geht es schon im sechsten Gang bei Tempo 80 aufwärts, ausreichend spritzig jenseits der 100, wenn man keine sportlichen Ambitionen hegt.

Aber der Motor lässt sich auch hart hochdrehen. Mit dem 3. Gang kommt man auf 140 km / h, da kratzt die Nadel dann bei 10 000 Umdrehungen pro Minute, da beginnt der rote Drehzahlbereich. Überfordert hört sich das Aggregat dabei nicht an, dessen 69 PS jederzeit ausreichen bei der langen Autobahntour oder bei einer freudvollen Kurvenhatz durch die Berge. Mühelos dreht der Motor bei 140 noch bis auf 180 km / h, knapp 190 zeigt der Tacho an, wenn das Gas voll aufgedreht ist. Lässt man es verhalten angehen, verspricht Suzuki 4,7 Liter Super pro 100 km. Auf der 394 Kilometer langen Teststrecke von Halle bis zum Fichtelberg und zurück - gespickt mit langen Autobahnpassagen, vielen Ortsdurchfahrten und unzähligen Erzgebirgskurven - ließen sich 5,1 Liter erreichen. Damit reichte der 20 Liter-Tank fast für die gesamte Distanz, ein sehr ordentlicher Wert, den Langstreckenfahrer schätzen werden.

Die Maschine erfreut durch ein spielend leichtes Handling in schnellen wie engen Kurven. Freudvoll kann man sie in die Kurven drücken, punktgenau den Scheitel anvisieren. Die Bremsen - zwei Scheiben vorn und eine hinten - sind der Leistung sehr angemessen. ABS ist auch bei der Neuauflage an Bord.

Die V-Strom ist etwas für entspannte Fahrer, die ihr Glück nicht in maximaler Schräglage und Beschleunigungsorgien finden. Dem kommt die aufrechte Sitzposition entgegen. Angenehm schmal die Sitzbank im vorderen Bereich, ausladend breit hinten. Etwas hoch gebaut ist die neue V-Strom; gut, dass man eine zwei Zentimeter tiefere Sitzbank ordern kann. Das Leergewicht von 228 Kilo überfordert den Fahrer nicht beim Rangieren und macht das Aufbocken auf den Hauptständer nicht zum Kraftakt.

Wie üblich bei einer Enduro, ist der Lenker sehr schön breit und sorgt für das gute Gefühl, stets alles im Griff zu haben. Das ist ein Pluspunkt, wagt man sich doch mal in leichtes Gelände, wie es einer Enduro ja eigentlich zukommt, aber wer macht das schon. Die Guss- statt Speichenräder signalisieren eindeutig, dass das Revier der V-Strom eher die Straße ist. Ihr Windschild garantiert dort erstaunlich viel Schutz bei hohem Tempo. Selbst 180 km / h lassen sich bestens fahren, ohne dass der Winddruck Nackenmuskulatur und Arme erkennbar strapaziert oder unangenehme Verwirbelungen am Helm auftreten. Bei diesem Tempo verblüfft die Maschine mit sehr gutem Geradeauslauf.

Zu den gelungenen Neuerungen zählt das Cockpit. Suzuki hat sich von den zwei gleichgroßen Rundinstrumenten der Vorgängerin verabschiedet. Im Blick dominiert der Drehzahlmesser, daneben wird digital das Tempo angezeigt. Ein wirklicher Gewinn ist, dass man die Reisedaten auf dem Bordcomputer mit einem einzigen Knopf links am Lenker abrufen kann. Der jeweils eingelegte Gang wird angezeigt, zwei Streckenlängen, zwei Verbräuche, die Außentemperatur, natürlich die Gesamtdistanz. Schade, eine Uhr war nirgendwo zu entdecken.

Die Frage, braucht man eigentlich mehr Motorrad für Alltag und Reise, ist leicht zu beantworten, wenn man nicht zur Sport-Fraktion gehört: Eigentlich nicht, schon gar nicht, wenn man auf das Preisschild des Multitalents schaut: 8 990 Euro. Nur eines hätte die Maschine endlich verdient - einen schöneren, handlichen Namen, wie sie andere Mitglieder der Suzuki-Familie tragen: Hayabusa, Intruder, Gladius. Aber V-Strom? Vielleicht klappt es bei der nächsten Modellgeneration. Aber das kann dauern, so gut, wie die V-Strom ist.