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Straßenverkehr Straßenverkehr: Das Mofa ist tot, es lebe das Mofa

Von Heiko Haupt 29.05.2001, 07:29

Nürnberg/gms. - «Mofas gibt es auch heute noch», sagt Wolfgang Berke, Sprecher des Industrie-Verbandes Motorrad Deutschland (IVM) in Essen. «Sie verstecken sich allerdings meist unter dem Blechkleid eines Rollers.» Denn während das klassische Mofa mit seinen Tretkurbeln heute eine Randerscheinung ist, werden speziell für die 15-Jährigen Mofa-Interessenten Mokickroller auf die erlaubte Mofa-Höchstgeschwindigkeit von 25 Stundenkilometern gedrosselt.

«Wir bauen etwa 15 bis 20 Prozent aller verkauften Roller mit 50 Kubikzentimetern zum Mofa-Roller um», sagt Elmar Hirsch von der Firma MSA Motor Sport Accessoire, die die Marke Kymco aus Taiwan in Deutschland vertreibt. Im Stil der Zeit wird heute zur Drosselung nicht mehr einfach der Auspuff zugestopft, vielmehr verringern die Umrüstsätze auf elektronischem Wege die Höchstgeschwindigkeit. Als weitere notwendige Maßnahme wird der Soziusplatz des Rollers miteiner Abdeckung versehen - Mofas dürfen nur einen Sitzplatz haben, so Siegfried Neuberger vom Zweirad Industrie Verband (ZIV) in Sulzbach.

Vorteil des Mofarollers ist gerade für Fahranfänger, dass sie ihn mit 16 nach Erwerb der Fahrerlaubnis mit geringem Aufwand entdrosseln können. Aus dem Mofa wird dann ein zweisitziger Roller, der 50 beziehungsweise nach neuem EU-Recht bald 45 Stundenkilometer schnell ist. Damit wird auch verhindert, dass erst für viel Geld ein Mofa gekauft werden muss und nach einem Jahr eine weitere Anschaffung ansteht. Denn wirklich billig sind die kleinen Zweiräder nicht. LautHirsch kostet ein solcher Roller mindestens 3000 Mark plus rund 500 Mark für die Drosselung. Wer es schicker mag, kann auch 5000 Mark investieren.

Nach Angaben des IVM waren unter den im vergangenen Jahrverkauften 108 671 Zweirädern mit 50 Kubikzentimetern 15 483 Mofas. Wirklich genaue Zahlen gibt es nach Einschätzung von Experten jedoch nicht, weil viele Mokicks eben erst beim Händler zum Mofa werden. Die Zahlen der Glanzzeit erreichen die Kleinen allem Aufschwung zum Trotz jedoch längst nicht. «Ende der siebziger Jahre wurden jährlich rund400 000 Mofas verkauft», sagt Hans-Peter Bischoff vom Hersteller Sachs in Nürnberg. Allein Sachs habe einst jährlich 120 000 Mofas verkauft. Auch heute finden sich im Programm noch Mofas klassischer Bauart - die Nachfrage hält sich jedoch in Grenzen. «In Deutschland sind es im Jahr etwa 2000 Stück.»

Gerade die klassischen Mofas werden jedoch nicht erster Linie von Jugendlichen gefahren. Denn laut Siegfried Neuberger vom ZIV gilt die Mofa-Prüfbescheinigung rechtlich nicht als Führerschein. Was gerade einigen jener Menschen motorisierte Fortbewegung ermöglicht, die zum Beispiel wegen eines Führerschein-Entzugs auf Auto oder Motorradverzichten müssen.

Auf der anderen Seite halten die vermeintlich schlappen Mofas aber auch immer noch die Polizei in Atem. Denn rein technisch sind gerade die Mofa-Roller laut Wolfgang Berke vom IVM eben mit schnelleren Rollern identisch - was oft zu verbotenen Tuning-Maßnahmen in der heimischen Garage führt. «Solche Arbeiten sind teilweise in zwei Stunden zu machen.» Die Folge sind «Mofas», die Tempo 50 bis 70, inExtremfällen gar 100 Stundenkilometer erreichen.

Trotz aller Lust am Tempo sollte gerade Jugendliche auf das Tuning verzichten. Zum einen ist es natürlich verboten, zum anderen gefährden Fahrer sich und andere. Und womöglich wird gar der Einstieg in schnellere Fahrzeugklassen versperrt, wenn das «Frisieren» von der Polizei entdeckt wird. «Unter Umständen kann ein langfristiges Fahrverbot die Folge sein», so Berke.