Stopp per Funk Stopp per Funk: Kann die Polizei bald mein Auto fernsteuern?

Das “Europäische Netz technischer Dienste für die Strafverfolgung” (European Network of Law Enforcement Technology Services, kurz: ENLETS) plant Großes. Neben einer automatischen Nummernschild-Erkennung, soll eine Technik für Streifenwagen eingeführt werden, mit der die Besatzung verdächtige Fahrzeuge per Fernsteuerung zum Anhalten zwingen kann. Eine Art elektronisches Lasso.
In einem internen ENLETS-Arbeitspapier fordert die Sicherheitsbehörde unter anderem eine Fernbedienung, mit der sich jedes Auto anhalten lässt. Eine solche Technik soll serienmäßig in alle in der EU zugelassenen Fahrzeuge eingebaut werden.
Voraussetzungen dafür sind in vielen Autos längst vorhanden, und wenn im nächsten Jahr das europäische Notfallsystem "eCall" zur Alarmierung der Rettungsdienste bei einem Unfall Pflicht für alle Neuwagen wird, dann ist es nur mehr eine Frage der Zeit, bis alle Fahrzeuge die erforderlichen Sensoren und Verlinkungen an Bord haben.
Schon heute können Chips Informationen über Verbrauch und Verschleiß eines Wagens liefern und nach einem Diebstahl seinen Standort nennen. Auch die Erstellung eines Bewegungsprofils ist kein Problem mehr.
3,3 Millionen Euro von der EU
"Eine solche Technik hat den Reiz", sagt Rainer Wandt, Vorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft, "dass man gefährliche Verfolgungsjagden vermeiden könnte." Offiziell distanziert sich seine Organisation jedoch von den ENLETS-Träumen, weil Datenschützer fürchten, damit würde einem Überwachungsstaat Tür und Tor geöffnet.
Doch auf europäischer Ebene geht die Arbeit am elektronischen Lasso mit einer Förderung von 3,3 Millionen Euro durch die EU-Kommission unverdrossen weiter. Neuerdings wird mit elektromagnetischen Impulsen experimentiert, mit denen ebenfalls ein Fahrzeug gestoppt werden könnte. Ob damit Gefahren für die Insassen entstehen könnten, ist ungeklärt.
Premiere für 2016 geplant
Die IMST GmbH aus Kamp-Linfort, Kompetenzzentrum und professionelles Entwicklungshaus für Hochfrequenzschaltungen, Funkmodule und Kommunikationssysteme, erprobt zur Zeit Antennen für die Aussendung solcher Impulse. IMST-Projektleiterin Martina Martinez berichtet, dass man vorerst noch in der Entwicklungsphase stecke. "Wir hoffen aber, dass wir 2016 auf einer geschlossenen Teststrecke ein Auto stoppen können." (ampnet/dmn)
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