Smart Roadster und Coupé Smart Roadster und Coupé: Zwei Sitze, vier Räder und viel Spaß
Stuttgart/MZ. - Das Heck macht bei beiden den Unterschied. Das eine endet mit einem gläsernen "Anbau" (Roadster-Coupé), das andere mit einer topfebenen Kofferraumklappe (Roadster). Die neuen Smarts sind länger als die alten: 3,24 Meter. 1,20 Meter sind sie niedrig, das ist etwa da, wo beim gestandenen Manne der Bauch beginnt. Aber der Bauchträger scheidet als potenzieller Roadster-Lenker aus, jedenfalls in den Träumen der Werbestrategen. Drinnen sitzen schlanke, ranke, junge Menschen und wenn sie auch noch schön sind, schmückt das die Schönlinge zusätzlich.
So weit der Traum. Am Ende nehmen die Smart-Bauer aber wohl dankbar jeden, der sich ab April die Neuen kauft (ab 13 000 Euro). Denn damit sich das Geschäft lohnt, müssen sich jährlich wenigstens 8 000 Smart-Willige finden, die im Schnitt 39 sind. Schau'n wir mal. Zu schauen gibt es jeden Menge. Roadster und Coupé sind was fürs Auge. Und sie sind - in der Eigenwerbung - vor allem "for fun, for sun, for two" und wenn alles gut geht - so ein Smart-Witzbold - auch "for sex". Was wohl doch die Möglichkeiten des Zwergen-Flitzers übersteigen dürfte. Denn drin geht es eng zu. Man fällt tief - der Opel Speedster lässt grüßen - hinab auf die Sitze. Rechtes, respektive linkes, Bein rein, das andere irgendwie eingefaltet und nachgeholt. Entspannt legt man hernach den Unterarm waagerecht auf den Türschweller: So tief sitzt man. Das reicht für sun und fun und two, für mehr aber nicht.
Oben ohne wird die kleine Smart-Welt größer. Ohne Dach ist auch die Sicht nach draußen besser. Denn ansonsten ist, besonders die Rück-Sicht, miserabel. Angenehm dagegen der Blick ins Innere des Wagens. Das verspielte Design, der Mix aus Plast und Stoff, passt zum verspielten Auto. Also ab das Dach! Gerade mal 75 Zentimeter lang ist der Dachverschluss über den Köpfen der Smarties. Er kann aus Tuch sein oder aus Plast. Das schwarze Tuch lässt per Knopfdruck nach 10 Sekunden die Sonne rein, bevor es irgendwo hinter den Sitzen verschwindet. Handarbeit und Übung braucht das feste Dach. Hebel links drücken, Hebel rechts, linke Dachhälfte raus, rechte Dachhälfte raus, Heckklappe auf, erste Hälfte rein, zweite folgt. Das macht 2:30 Minuten beim ersten Mal - mit der helfenden Hand eines Dachverständigen. Beim zehnten Mal dauert es keine Minute mehr, smarte Lösung das. Nur: Wenn das Dach drin ist, muss der (kleine) Koffer raus. Aber wer braucht in diesen Smart-Mobil schon einen Koffer? Hier geht es nicht ums Reisen. Hier geht es ums Sehen und Gesehen werden und am Ende doch nur um eins: fahren, fahren, fahren. Willkommen im Go-Kart! Der Asphalt scheint gleich unter dem Hosenboden zu beginnen. Tiefer Schwerpunkt, direkte Lenkung und straffe Federung machen enge Kurven weit. Besorgter Blick auf die Kontrolllampe: Was tut das elektronische Stabilitätsprogramm (ESP)? Nichts. Nichts signalisiert, ob die Grenzen der Physik erreicht sind. Macht das sicher oder unsicher, wenn ESP im Roadster scheinbar nie eingreift? Übermütig macht es auf alle Fälle. Aber so viel Kurvenmut, dass es elektronische Hilfe braucht, um ihn zu zügeln, bringt kaum ein Smart-Normalverbraucher auf.
Spätestens nach der fünfzigsten Testkurve schätzt man das 790-Kilo-Leichtgewicht. Das macht, dass man die 60 PS oder 80 PS als viel stärker empfindet, als sie eigentlich sind. Denn in 11 Sekunden auf Tempo 100, das ist nicht toll, 175 Spitze machen nicht viel her, sei es drum - der Weg dorthin ist der Spaß. Das Motörchen dreht und dreht und dreht und manchmal glaubt man gar, einen echten Sportler im Ohr zu haben. Naja, fast. Im Heck sausen dabei nur drei Kolben in einem 700 Kubik kleinen Motor auf und ab, doch wer es kann, kann den Hecktriebler dennoch wie einen Großen durch die Kurven driften lassen.
Bei forscher Gangart im Kurvenlabyrinth verzichtet man gern auf die Automatikschaltung. Die ist serienmäßig und mehr was fürs Dahingleiten im Abendlicht. Denn immer dann, wenn man das Auto vor Kurven vehement abbremst (oder beim Überholen antritt), braucht die Automatik viel zu lange, bis sie merkt, was der Fahrer danach will: mehr Drehzahl, um sich aus der Kurve rauskatapultieren zu können. Der Druck auf den Knopf am Automatikhebel ist dann zwangsläufig: Nun nämlich geht es per Hand rasant durch sechs Gänge. Hoch, den Hebel nach vorn. Runter, den Hebel nach hinten. Ganz leicht. Ganz easy das Auto. Für fun in der sun für two. Und wofür sonst? Für nichts und das ist auch gut so.