Elektro-Auto Volvo C40 Recharge im MZ-Test: Der Schweden-Stromer ist flink wie ein Sportwagen
Der vollelektrische Volvo C40 Recharge hat eine theoretische Reichweite von 444 km und bietet 660 Nm Drehmoment. Man kann das schwedische Auto kaufen oder abonnieren.
Halle/Saale - Sieben Jahre lang ging es bei Volvo Schlag auf Schlag. Elf neue Modelle kamen auf den Markt. Der XC 90 stand am Start, der vollelektrische C40 Recharge ist das bislang letzte neue Modell der Schweden. In diesem Jahr scheint man Luft zu holen, für Dezember ist einzig der Nachfolger vom XC90 avisiert. Wie geht es weiter in den nächsten Jahren? Volvo hüllt sich noch in Schweigen, natürlich wolle man immer mehr Modelle bauen, die unter Strom stehen. Und mit denen Volvo womöglich auf einer ganz anderen Ebene überraschen wird: Erstmals sollen die künftigen Modelle Namen tragen. Bisher sorgten Buchstaben und Zahlen für Unterscheidung. In welche Richtung man nei den Namen denkt? Streng geheim.
Im Vorjahr konnte Volvo in Deutschland 43.610 Autos absetzen, davon waren 46 Prozent Plug-in-Hybride und 2,8 Prozent reine Elektroautos. Eine besondere Rolle spielt dabei der C40 Recharge. Er ist Volvos zweiter Stromer nach dem XC40 Recharge (38.650 Euro). Aber hatte man beim XC40 ein vorhandenes Modell einfach elektrifiziert, ist der Volvo C40 Recharge (62.050 Euro) ein komplett als Elektroauto entwickeltes Fahrzeug. Es wird von zwei Elektromotoren mit jeweils 204 PS angetrieben, die zusammen gewaltige 660 Newtonmeter Drehmoment auf die Räder schicken und bis zu 180 km/h ermöglichen. Wenn man nicht immer dieses Tempo fährt, wird eine Reichweite von maximal 444 km versprochen, bevor man endgültig zum Aufladen muss. Hat man leistungsfähige Ladetechnik zur Hand, sind die Akkus nach 37 Minuten bis zu 80 Prozent wieder aufgeladen. Die Hochvoltbatterie mit 78 kWh befindet sich flach verbaut im Boden unter den fünf Sitzen.
Im C40 muss man keinen Zündschlüssel ins Schloss stecken - das machen viele Hersteller schon seit einiger Zeit so. Aber einen Startknopf, wie sonst üblich, sucht man vergeblich, hat man Platz genommen hinterm Lenker. Das Auto erkennt, das jemand fahren möchte, vorausgesetzt er hat den Zündschlüssel in der Tasche. Dann schaltet der C40 automatisch scharf. Einfach auf die Bremse treten, Gangwahlhebel auf Drive schieben, „Gas geben“. Die Fahrt mit dem elektrischen Schweden macht jede Menge Spaß. Jedenfalls für alle, die den fulminanten Vortrieb starker Elektroautos mögen. Geboten wird davon eine kräftige Portion, denn der C40 kann in 4,7 Sekunden auf Temp 100 sein und macht so den Wagen zum Sprinter.
Anfangs irritierend ist, wie energisch der Wagen allein „vom Gas geht“, wenn man den Fuß vom Gaspedal nimmt. Das ist, als würde man beherzt bremsen. Dabei wird die Batterie jedes Mal aufgeladen, was gut für die Reichweite ist. Bald freundet man sich mit dem starken Brems-Ruck an und lässt den Stromer vorausschauend vor jeder Kreuzung oder wenn ein Hindernis auftaucht, allein bremsen - ein stromsparender Service. Die englischen Worte für diese Fahrweise wird man seinem automobilen Wortschatz hinzufügen müssen: one pedal drive. Ein Sportwagen ist der Wagen trotz seiner Beschleunigungswerte nicht, das ahnt man in schnellen, engen Kurven. Der C40 hat eben, trotz flacher Dachlinie, eine gewisse Höhe (1,58 Meter). Er liegt aber bestens auf der Straße, unterstützt von der üblicher Armanda von Assistenten, die bremsen und Kurven fahren helfen, Abstand halten sicherer machen, auf Fußgänger rechtzeitig selbst reagieren.
Der C40 ist ein SUV der besonders eleganten Kategorie, vorn wie hinten, wobei das Heck der expressivste Teil des Designs ist und für eine leicht coupéhafte Note sorgt. An der Front geht es eher schlicht zu, so wie bei allen Stromern, deren Gesicht nicht mehr durch gewaltige Kühlrippen geprägt ist- es gibt ja vorn nichts mehr zu kühlen. Dort, wo jahrzehntelang Verbrenner arbeiteten, ist plötzlich Platz. Volvo hat hier eine Lademulde installiert, in die zwei nicht allzu große Reisetaschen passen - oder Ladekabel. Beim Einsteigen hinten merkt man den Preis der Schönheit. Man muss den Kopf unter dem zeitig nach hinten abfallenden Dach ziemlich einziehen. Trotz der großen Batterie bietet der C40 gute Platzverhältnisse. Das Ladevolumen oberhalb des Kofferraumbodens beträgt 413 Liter. Zahlreiche Details erleichtern das Verstauen und Sichern von losen Sachen.
Innen ist das Design so wie man es gewohnt ist von der Marke - nordisch kühl und unverwechselbar elegant. Das große Volvo-Display im Hochformat prägt auch beim Stromer C40 das Armaturenbrett. Über den 12,3 Zoll großen Touchscreen lässt sich das Android Automotive Infotainmentsystem steuern. Das gemeinsam mit Google neu entwickelte System bietet einen einfachen, intuitiven und schnellen Zugriff auf Funktionen wie den Karten- und Navigationsdienst Google Maps, die Spracherkennung Google Assistant, Apps und Services von Drittanbietern sowie speziell für Elektrofahrzeuge entwickelte Funktionen. Die für die online-basierten Dienste und Apps erforderliche Internetverbindung ist im Lieferumfang enthalten.
Wer das Auto kaufen möchte, trifft neuerlich auf schwedische Innovation: Der C40 Recharge ist bei Volvo im Netz zu kaufen. Die Händler würden sich freilich nicht der traditionellen Kundenberatung verschließen, heißt es beim Hersteller. Neue Kundschaft will er u.a. auch mit diversen Auto-Abo-Modellen locken, wo man zum Beispiel für 699 Euro im Monat das Auto für drei Jahre abonnieren kann, Versicherung, Tüv und Wartung inklusive. Soweit die Theorie. In der Praxis vermasseln derzeit Elektronik-Zulieferprobleme und hohe Nachfrage die Idee. Gleich auf der ersten Seite von Volvos Online-Auftritt ist momentan zu lesen: „C40 aktuell ausverkauft-bald zurück!“
Technische Daten: Motor: zwei Elektromotore mit jeweils 204 PS, Drehmoment: 660 Nm Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 4,7 s, Höchsttempo: 180 km/h, Reichweite: 444 km, Verbrauch: 20,8 kWh auf 100 km (Normverbrauch), Länge: 4,43 m, Kofferraum: 413 l, Preis: ab 62.050 Euro