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Statt Lackierung Schutz und neuer Look auf Zeit: Folierungen fürs Auto

Der Lack ist die Haut eines Autos. Je besser er gepflegt wird, desto länger bleibt er schön. Wer nicht polieren will, kann seinen Wagen folieren lassen. Das kann auch noch andere Vorteile bieten.

Von Claudius Lüder, dpa 27.03.2023, 16:11
Alternative zur Lackierung: Wer einen neuen Look auf Zeit möchte, kann über eine Folierung nachdenken.
Alternative zur Lackierung: Wer einen neuen Look auf Zeit möchte, kann über eine Folierung nachdenken. Christoph Schmidt/dpa-tmn

Calw - Wer kennt das nicht: Wunschwagen gefunden, zu einem fairen Preis und mit genau der richtigen Ausstattung - nur leider in der „falschen“ Farbe. Dann heißt es abwägen: weitersuchen, mit der ungewollten Farbe leben oder den Wagen umlackieren?

Oder als vierte Möglichkeit: Das Auto in der Wunschfarbe bekleben lassen. Entsprechende Folien gibt es beispielsweise von Firmen wie 3M, Avery Dennison oder Orafol. Qualifizierte Fachbetriebe zum Aufbringen der Folie sind etwa oft Fahrzeugaufbereiter.

Eine Lackierung auf Zeit

Beim Folieren werden alle lackierten Teile eines Autos beklebt. Die ursprüngliche Fahrzeugfarbe ist dann nur noch an Stellen wie den Türeinstiegen oder der Innenseite der Kofferraumklappe sichtbar.

Das Folieren, auch Car Wrapping genannt, hat nach Ansicht von Marco Kimme vom Branchenverband General-Wrapping-Association (GEWA) entscheidende Vorteile: „Der Kunde hat den Wagen anschließend in seiner Wunschfarbe auf dem Hof stehen, der Originallack darunter wird geschützt und es ist günstiger als eine komplette Neulackierung.“

Allerdings bleibt eine Autofolie immer so etwas wie eine zweite Lackierung auf Zeit, denn die Lebensdauer der Folien ist begrenzt. „Gute Car-Wrapping-Folien aus PVC halten in etwa vier bis fünf Jahre. Dann ist die Farbe schon deutlich blasser und die Folie kann erste Abnutzungserscheinungen zeigen“, sagt Coco Mulansky vom Autopflege-Betrieb geleckt Car Lounge aus Calw. Sie ist Mitglied im Bundesverband für Fahrzeugaufbereitung.

Umwelteinflüsse wie UV-Strahlung, Baumharz oder Vogelkot setzen einer Autofolie genauso zu wie einem Lack. Tipp: Nach der Folierung kann eine spezielle Keramikversiegelung aufgetragen werden, die die Lebensdauer der Folie erheblich verlängert.

Ein Drittel günstiger

Der große Vorteil der Folierung sind aus Sicht von Mulansky die deutlich geringeren Kosten im Vergleich zu einer Neulackierung: „Eine komplette Folierung kostet zwischen 1800 und 4000 Euro. Je nachdem, wie groß das Fahrzeug ist. Eine Lackierung geht bei vielleicht 3000 Euro los.“

Ihrer Kundschaft geht es vor allem um die Individualisierung des Autos. Hierfür bieten Folien nahezu unendlich viele Möglichkeiten. „Will ein Kunde zum Beispiel einen Neuwagen in einer ganz bestimmten Farbe haben, die der Hersteller nicht anbietet, ist das Car Wrapping die ideale Lösung“, sagt Mulansky.

Höherer Wiederverkaufspreis dank Lackschutzfolien

Neben farbigen Folien für einen anderen Look können auch spezielle Lackschutzfolien auf die Fahrzeuge aufgebracht werden, die meistens transparent sind. „Diese so genannten PPF-Folien werden aus PU hergestellt und sind noch deutlich stabiler als die farbigen PVC-Folien“, sagt Marco Kimme.

Sie würden den Lack noch besser schützen, beispielsweise gegen Steinschlag. Der so geschützte Lack trägt damit zum Werterhalt und folglich zu einem besseren Wiederverkaufspreis des Autos bei.

Auch für Leasingfahrzeuge kann sich Kimme zufolge eine Folie lohnen, da so auch kleinen Kratzern und Schrammen vorgebeugt werden kann, die sonst teurer beseitigt werden müssten. Wird ein foliertes Autoteil bei einem Unfall beschädigt, kann es problemlos neu beklebt werden.

Keine Folie für versiegelte Lacke

Aber nicht jeder Untergrund kann foliert werden. Unlackierte Plastikbauteile, Verkleidungen beispielsweise, müssen ausgespart bleiben, da es sich hier um „niederenergetische Oberflächen handelt“, wie Kimme erläutert. „Der Kleber der Folie benötigt eine bestimmte Oberflächenspannung, die bei diesen Teilen nicht gegeben ist.“

Schwierig wird es dem Folienhersteller 3M zufolge auch bei Lackierungen, die mit einer Spezialversiegelung behandelt wurden. „Zumindest für einen mehrjährigen Zeitraum ist dann eine Beklebung nicht mehr möglich, da diese Versiegelung dem Lack einen sogenannten „Lotuseffekt“ verleiht und für niederenergetische Oberflächeneigenschaften sorgt“, erklärt Antje Fritze von 3M. Auch stark verwitterte oder beschädigte Lacke ließen sich nicht bekleben.

Viel Handarbeit und doppelte Wäsche

Bevor ein Fahrzeug überhaupt beklebt werden kann, sind aufwendige Vorarbeiten notwendig. „Der Wagen wird zweimal per Hand gewaschen, abschließend folgt ein Peeling mit mineralischer Knete, mit der letzte Reste von Flugrost oder Teer in Handarbeit abgetragen werden“, sagt Folienspezialistin Coco Mulansky. Der Untergrund muss absolut sauber und rein sein, bevor die Folie aufgebracht werden kann.

Je nach Größe des Fahrzeugs dauert eine Komplettfolierung mehrere Tage, da auch Anbauteile demontiert werden müssen.

Waschanlage ja - aber vorsichtig

Und dann? Ein mit Folie beklebtes Auto kann ganz normal gewaschen werden. Mulansky rät aber zur Handwäsche. Wer doch in die Waschstraße fährt, sollte auf bestimmte Programme verzichten: „Eine Basiswäsche reicht. Versiegelungen oder Heißwachs können die Folie angreifen. Auch bei Nylonbürsten ist Vorsicht geboten, denn die können feine Kratzer hinterlassen.“ Kommt eine Sprühlanze zum Einsatz, sollte ein Abstand von etwa 50 Zentimetern eingehalten werden.

Wer sein Fahrzeug mit einer Autofolie verändert, muss dies übrigens nicht in den Fahrzeugpapieren eintragen lassen. „Es handelt sich hierbei um temporäre und damit rückrüstbare Anwendungen, daher ist das selbst bei einer kompletten Farbveränderung des Fahrzeugs nicht eintragungspflichtig“, erklärt Antje Fritze von 3M.