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Schrauber des Vertrauens Schrauber des Vertrauens: Die Wahl der richtigen Werkstatt

Von Heiko Haupt 02.01.2009, 13:30
Die Suche nach einer guten Autowerkstatt ist nicht immer einfach. (FOTO: DPA)
Die Suche nach einer guten Autowerkstatt ist nicht immer einfach. (FOTO: DPA) Jens Schierenbeck

Bonn/Stuttgart/dpa. - Doch in Zeiten, in denen das Geld knapper wird,kommen auch die Werkstattkosten auf den Prüfstand. So mancherAutofahrer hält daher jetzt nach einer günstigeren freien Werkstattohne Markenbindung Ausschau. Dabei stellt sich jedoch die Frage, wiesich eine gute von einer schlechten Werkstatt unterscheiden lässt.

Dass Autofahrer bei der Werkstattwahl genauer überlegen, lässtsich schon länger erkennen. So hat das Marktforschungsunternehmen TNSInfratest aus München ermittelt, dass der Marktanteil der Freiennicht erst seit der Finanzkrise wächst. Vielmehr wandern schon seitmehreren Jahren Kunden von den Vertragswerkstätten ab: Kamen diefreien Werkstätten 2004 auf etwa 40 Prozent aller Service- undReparaturarbeiten, so waren es 2007 bereits 46 Prozent.

Besonders bemerkbar macht sich das Interesse an den freienWerkstätten in dem Zusammenhang, dass die Autos immer länger imBesitz eines Fahrers bleiben - seit 2001 ist das Durchschnittsaltervon 6,9 auf mehr als 8 Jahre gestiegen. Bei Autos ab einem Alter von10 Jahren haben die freien Werkstätten einen Marktanteil von gut 63Prozent. Doch auch Halter neuerer Modelle überlegen die Werkstattwahlgenauer: Wurden 2004 nur 7 Prozent der bis zu drei Jahre alten Autosin freien Werkstätten gewartet, so sind es mittlerweile 12 Prozent.

Doch wer zu einer günstigeren Werkstatt wechseln möchte, hat dasProblem, wie sich deren Qualität erkennen lässt. Schließlich möchteniemand Geld für eine verhunzte Reparatur ausgeben. Und die Sachewird nicht einfacher dadurch, dass der äußere Eindruck nicht vielaussagt. «Von außen kann man meist nicht erkennen, ob die Werkstattgute Arbeit leistet», sagt Hermann Schenk von der Gesellschaft fürtechnische Überwachung (GTÜ) in Stuttgart. Denn eine Kaffeemaschinezur Selbstbedienung oder der beheizte Fußboden im Warteraum habennichts mit dem zu tun, was auf der Hebebühne geschieht.

«Eine gute Werkstatt erkennt man zum Beispiel an der Annahme desFahrzeugs und der Erklärung der Arbeiten», sagt Helmut Blümer,Sprecher des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) inBonn. In einem ordentlichen Betrieb wird die Annahme direkt amFahrzeug vorgenommen. Dort schaut sich der Meister den Wagen an undbespricht mit dem Halter die Arbeiten. Dabei sollte auch geklärtwerden, was zu tun ist, wenn unerwartete Mängel auftauchen. Und essollte festgehalten werden, dass die Werkstatt über weitereReparaturen zunächst den Kunden telefonisch informieren und sein Okayeinholen sollte. Auch eine Preisobergrenze wird besser besprochen.

Vor der Abholung sollte außerdem eine Probefahrt mit dem Autogemacht worden sein - am besten wiederum vom Meister. Wer ganz sichergehen will, ob das wirklich geschehen ist, merkt oder notiert sichden Kilometerstand des Wagens bei der Abgabe in der Werkstatt. Solässt sich hinterher schon anhand der zusätzlich absolvierten Streckeablesen, ob das Auto wirklich Probe gefahren wurde.

Sonderangebote sollten dagegen kein Kriterium sein, um sich füreine Werkstatt zu entscheiden. «Auch Betriebe, die mit kostenlosenKurz-Checks werben, müssen ihr Geld verdienen - vom Draufzahlen kannniemand leben», so Hermann Schenk. Vielmehr holten solche Betriebedie Kosten durch andere Arbeiten wieder rein. Auch wenn für die Dauerder Reparatur kostenlos ein Ersatzfahrzeug zur Verfügung gestelltwird, rät Schenk zu überlegtem Handeln - dadurch entstehen demBetrieb ebenfalls Kosten, die wieder erwirtschaftet werden müssen.

Die angegebenen Stundensätze sind nach Aussage der Expertenaußerdem nicht prinzipiell ein Hinweis darauf, ob eine Werkstattteuer oder günstig ist. So sind in Innenstädten die angesetztenReparaturpreise nicht selten höher als auf dem Land, weil dieBetriebe auch höhere Kosten für die Miete oder die Pacht aufbringenmüssen. Die möglichen Preisdifferenzen sind daher recht groß: Lautdem ZDK liegen die Stundensätze zwischen etwa 40 und 120 Euro.Grundsätzlich hat die Wahl der Werkstatt auch etwas von der Suchenach einem Arzt: «Man muss Vertrauen aufbauen», sagt Helmut Blümer.«Das ist wie der Besuch beim Zahnarzt.» Wenn man dessen Arbeitschätzen gelernt hat, vertraut man auch seinem Ratschlag.