Reisen in die Umweltzone: Partikelfilter für Wohnmobile
Berlin/dpa. - Ihr Sinn ist im Grunde einfach erklärt: Umweltzonen sollen die Umwelt schonen. Deswegen müssen Autos mit miesen Abgaswerten draußenbleiben. In der Regel wird dabei vor allem an Personenwagen gedacht.
Wer sich aber auf den Straßen deutscher Städte umschaut, sieht dort auch viele Kleintransporter - und vor allem in der wärmeren Jahreszeit zahlreiche Wohnmobile. Weil gerade diese Reisefahrzeuge über viele Jahre oder Jahrzehnte genutzt werden, sind ihre Abgaswerte oft denkbar schlecht. Das könnte sich nun ändern: Denn zunehmend werden Nachrüstlösungen angeboten, die auch solchen Fahrzeugen gute Werte verschaffen.
Traditionell hinken Nutzfahrzeuge - die auch die Basis von Reisemobilen bilden - in Sachen Sicherheits- und Abgastechnik den Personenwagen hinterher. Was die Familienkutsche längst hat, ist im Transporter oft noch jahrelang die absolute Ausnahme. Das bedeutet auch, dass eigentlich nur die jüngsten Generationen der Reisemobile mit aktueller Abgasfilter-Technik unterwegs sind.
Während es für den herkömmlichen Autofahrer fast normal ist, ein veraltetes Auto gegen ein jüngeres auszutauschen, sieht die Sache bei Wohnmobil-Besitzern anders aus: Zum einen hängen sie oft an ihren liebevoll ausgestatteten Gefährten. Zum anderen ist eine Neuanschaffung meist mit Investitionen von mehreren Zehntausend Euro verbunden. Laut dem Automobilclub AvD werden Reisemobile daher nicht selten 20 Jahre lang genutzt.
Doch bis vor kurzem waren alten Reisemobilen grüne Umweltplaketten verwehrt, weil es keine Nachrüstlösungen für sie gab. Nun jedoch stehen Nachrüst-Filter von Herstellern wie Pirelli, Twintec oder HJS zur Verfügung. Und zwar auch für angejahrte Gefährte, die nur die Abgasnorm Euro 2 oder gar noch schlechter erfüllen.
Ein Markt, der immer noch überraschend groß ist: Laut Michael Raschke von Twintec in Königswinter geht man von rund 50 000 entsprechenden Fahrzeugen aus, die mit Euro-2-Norm unterwegs sind. Diese Norm ist gleichbedeutend mit einer roten Umweltplakette, die in immer weniger Städten die Einfahrt in die Umweltzone erlaubt. Und es ist zu erwarten, dass die Bestimmungen vielerorts verschärft werden.
Eine Nachrüstung mit einem Diesel-Partikelfilter kann also Reisemobilisten künftig manchen Ärger ersparen - auch wenn die Sache nicht ganz billig ist. Je nach Hersteller sowie Fahrzeugmodell und -alter liegen die Preise der Systeme zwischen 1000 und 4000 Euro. Die Differenz hat auch damit zu tun, dass gerade bei älteren Fahrzeugen oft deutlich mehr Aufwand betrieben werden muss.
Seit geraumer Zeit gibt es Gerüchte, dass die Förderung der Nachrüstung aus dem Jahr 2009 auch 2010 gelten soll - und auf leichte Nutzfahrzeuge ausgedehnt wird. Diese bilden die Basis der Reisemobile, was im Endeffekt auch dort einen staatlichen Zuschuss bedeuten würde. Allerdings ist noch alles in der Schwebe. Der Caravaning Industrie-Verband (CIVD) in Frankfurt/Main rechnet mit einer Entscheidung frühestens im März oder April.
Schon zum Jahresbeginn hat sich in einigen Umweltzonen etwas getan - und mancher, der bisher problemlos diese Bereiche befahren konnte, muss jetzt draußenbleiben. So weist der Auto Club Europa (ACE) darauf hin, dass in Köln und Bremen seit Anfang Januar keine Fahrzeuge mit roter Plakette mehr in die gekennzeichneten Bereiche fahren dürfen. In Augsburg kommt eine entsprechende Regelung zum 1. Oktober.
In Frankfurt/Main dürfen nur noch Fahrzeuge mit gelber und grüner Plakette in die Innenstadt. Die gleiche Regel gilt künftig in München, dort aber erst ab Oktober. In Stuttgart sollen von Juli an Fahrzeuge mit roter Plakette aus den Umweltzonen ausgesperrt werden. Besonders scharf sind die Anforderungen nun in Berlin: Hier bringt weder eine rote noch eine gelbe Plakette etwas. In Hannover wurde eine entsprechende Regelung wieder gekippt, so dass nun auch noch mit gelber Plakette gefahren werden darf - dagegen soll allerdings geklagt werden, der Ausgang ist ungewiss.
Hinzu kommen neue Umweltzonen: So dürfen bestimmte Bereiche von Heidelberg, Freiburg oder Pfinztal in Baden-Württemberg seit dem 1. Januar nur noch mit roter, gelber oder grüner Plakette angesteuert werden. In Nordrhein-Westfalen werden Umweltzonen in Bonn und Münster eingerichtet. In Münster gilt dann auch ein Fahrverbot für Autos, die nur eine rote Feinstaubplakette vorweisen. In Niedersachsen ist zudem zum 4. Januar eine Umweltzone in Osnabrück eingerichtet worden.