Porsche GM Porsche GM: Warum gibt es immer mehr Auto-Rückrufe?

Immer mehr gleiche Bauteile, eine höhere technische Komplexität und schnellere Entwicklungszyklen steigern laut einer aktuellen Studie das Risiko der Auto-Hersteller für Rückrufe. Besonders das Baukastenprinzip, bei dem gleiche Teile in verschiedenen Fahrzeugen verbaut werden, spart nicht nur Produktionskosten, sondern birgt auch das Risiko besonders umfangreicher und kostenintensiver Rückrufaktionen.
Meiste Mängel bei der Elektronik
Den Großteil der Probleme bereiteten Elektronik und Sicherheitssysteme wie Airbags, gefolgt von Mängeln beim Antriebsstrang, sagte Studienautor Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach. Untersucht wurde der US-Markt: Im vergangenen sind in den USA mehr als 20,5 Millionen Pkw in die Werkstätten zurückbeordert worden, fünf Millionen mehr als 2012. Weil die Bedingungen für Rückrufe in den USA besonders streng und das Klagerisiko größer als anderswo ist, dient der US-Markt in der Studie als Referenzmarkt für Rückrufe weltweit.
Der koreanische Hyundai-Kia-Konzern hat im vergangenen Jahr 2,7 Millionen Fahrzeuge in den USA zurückgerufen und ist damit in Bezug auf die Neuzulassungen Rückruf-Spitzenreiter in der Auswertung. Darauf folgen Fiat-Chrysler und Toyota. Platz vier besetzt der deutsche Hersteller BMW, der 2013 zweimal Fahrzeuge auf dem US-Markt zurückgerufen hat. VW liegt unter dem Durchschnitt. Daimler weist in der Untersuchung den Bestwert aus.
Rückrufe bei General Motors
General Motors hat gerade wegen diverser Mängel – darunter Kurzschlüsse im Motorraum, Fehlfunktionen der Airbags und Gurtstraffer sowie Materialfehler am Armaturenbrett – weitere 1,55 Millionen Autos in die Werkstätten beordert.
Der Hersteller muss sich in den USA nach einem vorangegangenen Rückruf von 1,6 Millionen älteren Autos wegen tödlicher Unfälle bereits vielen kritischen Fragen stellen. Es sind Fotos wie von Natasha Weigel und ihrer Freundin Amy Rademaker, die die USA derzeit bewegen. Die beiden 18 und 15 Jahre jungen Frauen starben vor acht Jahren, als ihr Auto von einer Landstraße in Wisconsin abkam und gegen Bäume prallte. Der Grund blieb damals unklar.
Heute steht fest: Der Chevrolet Cobalt, in dem die jungen Frauen unterwegs waren, gehörte zu jenen GM-Modellen aus den Jahren 2003 bis 2007, bei denen während der Fahrt die Zündung ausgehen kann. Weder Servolenkung noch Bremskraftverstärker oder Airbags funktionieren dann. General Motors selbst bringt 12 Unfalltote mit dem fehlerhaften Zündschloss in Verbindung.
Die Verbraucherschutzorganisation Center for Auto Safety berichtete unter Berufung auf eine externe Auswertung offizieller Unfalldaten über 303 Tote bei Crashs, in denen die Airbags nicht ausgelöst hätten. Möglicherweise liege die Zahl aber noch höher. General Motors GM nennt mögliche höhere Unfallzahlen „pure Spekulation“. Schon jetzt ist der Fall zu einer Gefahr für das Image des Autokonzerns geworden.
Porsche gehen in Flammen auf
Porsche hat in Europa derzeit mit einem Rückruf-Problem zu kämpfen, das weit weniger große und tragische Ausmaße hat, aber dennoch für Aufsehen sorgte: Weil zwei Fahrzeuge des neuen Porsche 911 GT3 in der Schweiz und in Italien ausgebrannt waren, hat der Sportwagenbauer Hersteller alle 785 ausgelieferten Fahrzeuge zurückgerufen.
„Wir kennen die Gründe“, sagte Porsche-Chef Matthias Müller jüngst in Stuttgart. Doch warum das Feuer ausgebrochen war, wollte Müller noch nicht bekanntgeben. „Wir erproben derzeit Abstellmaßnahmen“, sagte er. Erst wenn der Hersteller herausgefunden habe, wie sich die Brandgefahr abstellen lasse, werde Porsche sich „sehr detailliert“ zum weiteren Vorgehen äußern.
Rückruf-Geschichte bei Toyota
Ein wirklich schwarzes Rückruf-Jahr hatte Toyota 2010. Beim Verkaufsschlager Toyota Corolla (10. Generation, im Bild) und anderen Modellen kam es in den USA zu klemmenden Gas-Pedalen, ungewollter Beschleunigung und daraus resultierenden Unfällen. Toyota reagierte mit einem weltweiten Rückruf von 8,5 Millionen Fahrzeugen.
Der Autobauer musste eine Strafe zahlen, weil er nach Ansicht der US-Aufsichtsbehörde die Probleme nicht rechtzeitig gemeldet hatte. Viele Unfälle stellten sich allerdings im Nachhinein als Fehler der Fahrer heraus.
Seither verfolgt Toyota die Firmen-Philosophie, bereits bei Hinweisen auf eine mögliche Sicherheitsgefährdung der Kunden eine Rückrufaktion zu starten – auch wenn dadurch der Eindruck häufiger Rückrufe entsteht. (dmn, dpa, qui)
Sehen Sie in unserer Bildergalerie die Rückrufe der Auto-Hersteller.


