Pkw «Trabant» Pkw «Trabant»: Vor 20 Jahren war Schluss in Zwickau

Halle (Saale)/MZ. - Vor 20 Jahren, am 30. April, endete die Produktion des legendären Trabant in Zwickau. Über drei Millionen Fahrzeuge waren seit 1957 hergestellt worden. Laut neuesten Angaben des Kraftfahrtbundesamtes (KBA) in Flensburg sind heute noch 33.726 Trabis auf deutschen Straßen unterwegs.
Der «Begleiter» war ein fester Bestandteil auf den Straßen der DDR. Viele verknüpfen die Pappe sicher mit Sätzen wie:
«15 Jahren mussten wir darauf warten»
Manchmal auch: «Früher haben auch die 26 PS gereicht» oder «Damit sind wir damals bis nach Ungarn gefahren»
Hinter dem Fahrzeug, das vom «VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau» im DDR-Bezirk Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz) gebaut wurde, steckte ein minimalistischer Gedanke: Kein Luxus, vier Gänge, zwei Zylinder und keine Elektronik. Auch über die Zuverlässigkeit des Trabant kann man streiten, dennoch: Die meisten Reparaturen konnten mit etwas Geschickt oder «Vitamin-B», wie Beziehungen vor 1989 genannt wurden, selbst gelöst werden - wenn denn die Ersatzteile dagewesen wären.
Die Autos waren nicht nur in den Ländern des ehemaligen Ostblocks zu sehen. Auch Griechenland, Norwegen und die Niederlande importierten den Trabant.
Ein Blechschaden? Unmöglich!
Zu den Besonderheiten gegenüber anderen Autos gehörte die ungewöhnliche Außenhaut. Ein Blechschaden ist beim Trabant nämlich unmöglich, weil die Karosserie aus baumwollverstärktem Phenoplast besteht, einer Mischung aus Kunstharz und Holzstaub. Not macht erfinderisch: Der Unwille des Westens, im Kalten Krieg Stahlbleche in den Ostblock zu liefern, nötige die DDR-Industrie zum Umdenken. Die Antwort der Zwickauer Ingenieure brachte einen leichten und rostbeständigen Werkstoff hervor.
Der ab 1964 produzierte Trabant 601 lag mit seinen 19 kW (26 PS) im Mittelfeld seiner Klasse, zwischen dem Citroen 2CV, der "Ente", und dem VW Käfer mit 25 kW(34PS).
Das Politbüro der SED war an der Entwicklung weiterer Prototypen nicht interessiert: 1967 wurde die Planung des Trabant 603 eingestampft. Der sollte einen Kreiskolbenmotor (Wankel-motor) bekommen, wie er heute im Mazda RX8 verbaut ist. Wenige Jahre später sollte auch das Projekt P610, das gemeinsam mit dem Automobilwerk Eisenach auf die Beine gestellt worden war, scheitern.
Vom Wertverfall zum Kultobjekt
Nach dem Fall der Mauer wurden einige Trabant für wenige hundert DM (West) verkauft. Das Auto war nichts mehr wert, zu groß war die Flut alter Gebrauchtwagen aus der Bundesrepublik.
Erst Mitte der 90er Jahre entwickelte sich eine Fan-Szene rund um das Auto. Zudem steigt der Wert der alten Fahrzeuge wieder an, weil immer weniger gut erhaltene Modelle auf dem Markt waren. Ein 601 Kombi - im beliebten Himmelblau – kann heute bis zu 2000 Euro kosten.
Trabant Clubs gibt es heute einige, vorwiegend in Ostdeutschland. Die Fans erhalten und pflegen ihre Autos und besuchen damit regelmäßig Treffen. Jedoch selbst im Mittelfränkischen Fürth bei Nürnberg hat sich ein Club für Autos aus der DDR etabliert. Mit der Pflege ihrer Oldtimer wollen dessen Mitglieder die Automobilgeschichte der DDR erhalten. Seit 2002 reisen die Autofans mit ihren Fahrzeugen von Treffen zu Treffen.