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Neuvorstellung Opel setzt den Astra Kombi unter Strom

Der elektrische Astra Sportstourer hat laut Hersteller eine Reichweite von 413 Kilometern. Der Kofferraum fasst 516 Liter. Die Preise starten bei 43.490 Euro.

Von Hans-Ulrich Köhler 02.01.2024, 13:58
Den Kombi Opel Astra gibt es jetzt auch als Sports Tourer Electric, angetrieben ausschließlich von Strom.
Den Kombi Opel Astra gibt es jetzt auch als Sports Tourer Electric, angetrieben ausschließlich von Strom. Foto: Opel
Lang gemacht für viel Laderaum: Opel Astra Sports Tourer Electric. Er hat eine Länge von 4,64 Metern.
Lang gemacht für viel Laderaum: Opel Astra Sports Tourer Electric. Er hat eine Länge von 4,64 Metern.
Foto: Opel

Halle / Saale - Deutschland ist Kombi-Land, auch wenn die SUV in den letzten Jahren mit Macht nach vorn drängten. Opel will den Spagat schaffen: Einerseits möchte man auf dem boomenden SUV-Markt erfolgreich mitmischen, andererseits soll die Kombi-Kundschaft bei der Stange gehalten werden, die noch einen Bogen um die SUV macht. Seit über 60 Jahren verkauft Opel sehr erfolgreich kompakte Kombis. Ganz am Anfang stand 1962 der Kadett A. Deshalb ist für die Rüsselsheimer die Prognose für den neuen Astra Kombi - den Opel Sports Tourer nennt - klar: Mindestens 60 Prozent aller verkauften Astras sollen Kombis sein.

Auch der neue, rein elektrische Astra Kombi soll dazu seinen Teil beitragen. Das wird nicht leicht. Neue Elektroautos verunsichern die Käufer immer weniger mit Reichweitenängsten. Und wer schon mal Elektroauto gefahren ist, weiß, dass sie mit ihrer Durchzugskraft Verbrennern nicht nachstehen, beim Antritt gar oft die Nase vorn haben. Das gilt auch für den neuen Astra Sports Tourer Electric. Opel verspricht 413 Kilometer Reichweite. Das ist ordentlich, auch wenn man sich diesem Wert in der Praxis nur dann nähern wird, wenn man seinen Fahrstil sehr konsequent aufs Stromsparen ausrichtet und Verkehrslage, Streckentopografie und Temperatur mit optimalen Werten dazu beitragen. Mindestens 370...380 Kilometer sind aber sicher. Notorische Bleifüße werden unter der 300-Kilometer-Marke bleiben.

Das noch immer dürftige öffentliche Ladesäulennetz verunsichert auch potentielle Elektrokombi-Fahrer, die mit ihren Lademeistern auf lange Reise gehen wollen. Opel hat mit dem Astra Sports Tourer Electric einen gelungenen Beitrag für umweltfreundliches Reisen geleistet - und hat derzeit auf dem E-Markt die Nase vorn. Denn in Europa gibt es momentan keine vergleichbaren rein elektrischen Kombis. Opel bietet den Astra in der Strom-Version ab 43.490 Euro an. In der Hauptdisziplin des Kombis - viel Platz bieten - punktet der 4,64 Meter lange Astra Sports Tourer Electric souverän, so wie auch seine Verbrenner-Kollegen. Der Kofferraum fasst mit flach umgelegten Rücksitzlehnen 1.553 Liter, sonst 516 Liter. Das schaffen nicht viele kompakte Kombis. Der Federungskomfort im Astra Kombi ist sehr gut, Unebenheiten werden souverän geschluckt. Diese hohe Qualität dürfte auch hilfreich sein, wenn die Fuhre mal richtig voll geladen wird (Zuladung 440 Kilo). Für Liebhaber technischer Feinheiten: Die Ingenieure haben nach eigenen Angaben 31 Prozent mehr Karosseriesteifigkeit erreicht, indem sie die 102 Batteriezellen im Wagenboden unterbrachten. Das wirkt sich auch auf den Schwerpunkt des Fahrzeuges aus, weshalb der Kombi sehr beruhigend durch schnelle Kurven fährt.

Nach ersten Ausfahrten ist das Fazit eindeutig: Mit 156 PS ist der Astra-Stromer mit dem großen Gepäckabteil hinreichend flott unterwegs. Wenn die Elektromaschine mit ihren 270 Newtonmetern Drehmoment los spurtet, ist zu spüren, dass man ein wenig in die Sitze gedrückt wird. Ein Sportler ist der 1,8 Tonnen schwere Wagen natürlich nicht, kann und soll er ja auch nicht sein. Aber seine Antrittsfreudigkeit sorgt immer wieder neu für einen zufriedenen Fahrer. Der kann drei verschiedene Fahrmodi (Eco, Normal und Sport) nutzen, um sein Sparverhalten zu steuern. Beim Kickdown indes ist in jeder Fahrstufe die volle Leistung abrufbar, danach geht „Eco“ natürlich etwas die Pust aus. Als echten Sicherheitsgewinn beim Überholen lernt man „Sport“ schätzen, da flitzt man sehr flink am Vordermann vorbei. Dauerhaft genutzt, frisst das natürlich Elektroreichweite. Wird mit „Eco“ beispielsweise eine Reichweite von 150 Kilometer angezeigt, reduziert die sich beim Wechsel zu „Sport“ auf 100 bis 110 Kilometer. Die Rüsselsheimer geben an, dass im Schnitt 15 kWh Strom je 100 Kilometer verbraucht wird, was ein sehr ambitionierter Wert ist und noch nicht zu überprüfen war. Dass der elektrische Kombi 170 km/h erreichen kann, lässt sich indes bestätigen.

Eine spezielle Opel-App hilft beim Elektromanagement, beim Strom sparen und bei der Vorbereitung der Elektro-Fahrt. Der Reichweitenrechner bezieht in seine Kalkulation immer auch das augenblickliche Wetter ein, besonders die Temperatur, die die Reichweite - weniger bei Frostgraden - mit bestimmt. Alle in der Klasse gängigen Helfer für Sicherheit und Komfort sind an Bord, möglich ist etwa ein teilautomatisierter Spurwechsel. Die Kraft für den Kombi-Vortrieb liefert ein 54 kWh großer Akku. Bei ersten Testrunden - um den Gefrierpunkt herum - zeigte der Bordcomputer im Modus „Normal“ am Start eine Reichweite von 402 Kilometer bei 94 Prozent Ladestand. Nach einer Stunde Fahrzeit waren es noch rund 310 Kilometer. Den Akku zu 80 Prozent zu füllen, soll nur 30 Minuten dauern. Allerdings bedarf es dafür einer 100 kW-Gleichstrom-Schnellladesäule, bei geringerer Leistung dauert das Laden deutlich länger.

Unterwegs werden im Display Ladesäulen auf der Route angezeigt - grün frei, rot besetzt. Natürlich leitet das Navi wie üblich bei derartigen Autos zur Zapfstelle. Informiert wird über zwei Zehn-Zoll-Displays, die hinter einen gemeinsamen, geschwungenen Glasfläche liegen, ganz so wie in anderen Opel-Modellen, das ist sehr schick gemacht. Schön auch, dass die Steuerung der Klimaanlage wahlweise weiterhin über haptische Tasten erfolgt - die kann man während der Fahrt einfach besser handhaben.

Dass der elektrische Astra Kombi viel wegschleppt, ist keine Überraschung. Und dass er mit seinem Strom-Herz vorzüglich fährt, war zu erwarten, denn Opel ist sehr weit voran gekommen mit effizienten elektrischen Antrieben. Spannend dürfte indes für die Rüsselsheimer werden, wie die Kundschaft den elektrischen Lade-und-Reisemeister annehmen wird. Nicht jeder hat ein Haus mit Walbox in der Garage. Nun trifft dieser Kombi - wie alle anderen Stromer auch - auf ein nach wie vor lückenhaftes öffentliches Ladestellennetz und auf einen Tarif-und Kartendschungel an der Ladesäule. Opel setzt mutig und zu Recht auf motivierte und flexible Lade-Kundschaft. Sie hat nun die Chance zu erkennen, dass der elektrische Astra Kombi Spitze ist in der kompakten E-Klasse.

Der Kofferraum lässt sich auf bis zu 1.553 Litern erweitern, wenn die Sitzlehnen der Rückbank umgelegt werden.
Der Kofferraum lässt sich auf bis zu 1.553 Litern erweitern, wenn die Sitzlehnen der Rückbank umgelegt werden.
Foto: Opel

Technische Daten Opel Astra Sports Tourer Electric:

Antrieb: Elektromotor mit 156 PS, 54 kWh-Lithium-Ionen-Batterie

Drehmoment: 270 Nm

Verbrauch (Herstellerangabe): 15 bis 15,8 kWh / 100 km

Spitzentempo: 170 km/h

Länge: 4,64 m

Kofferraum: 516 l

Preis: ab 43.490 Euro