Opel Opel: Der neue Zafira im Test
Hamburg/dpa. - Nach stolzen 1,4 Millionen gebauten Fahrzeugen bringt Opel im Sommer bereits die zweite Generation des Familien-Vans Zafira. Dank des ausgeklügelten Innenraumkonzepts Flex7 lassen sich spontan entweder bis zu fünf Fondpassagiere oder 1820 Liter Gepäck in den neuen Groß-Opel verfrachten. Zwar gibt es diverse Siebensitzer mit Platz für mehr Gepäck. Doch dann beschränkt sich das Variabilitäts-Konzept meist auf herausnehmbares Gestühl. Opels neuer Zafira bietet weiterhin die clevere Flex7-Antwort und darüber hinaus einige bemerkenswerte Innovationen.
Ganz schön Astra
Bereits optisch ist der neue Zafira ein umfassender Evolutionsschritt. Nicht mehr den angeschrägten, unscheinbaren Hochdach-Klotz, sondern einen eleganten und stolzen Minivan präsentiert Opel. Technisch und im Design ist der Zafira eng mit dem Astra Caravan verwandt. Die Front mit den markanten Scheinwerfern und großen Lufteinlässen, die mittlere Bügelfalte sowie die massiven Chromleisten vorne und hinten sind bereits von von den kompakteren Astra-Varianten bekannt. Neu ist die weit nach vorne gezogene A-Säule mit gestreckter Windschutzscheibe. Dies sorgt bei dem ohnehin schon üppigen Platzangebot für ein besonders großzügiges Raumerlebnis. Noch mehr Raumgefühl verschafft das 1200 Euro teure Panorama-Dach mit vier Glaselementen.
Innenraum auf hohem Niveau
Besonders beeindruckt die mustergültige Verarbeitung des Interieurs, das mit wertigen Materialien ein wohnliches Ambiente schafft. Neben seiner tadellosen Bedienbarkeit erfreut der Neo-Zafira zudem mit einigen Innovationen. Der hochgelegte Schalthebel schafft zwischen den bequemen und straffen Vordersitzen Platz. Der U-förmige Handbremshebel ist raumökonomisch und haptisch eine besonders elegante Lösung. Angenehm in der Hand liegt auch der Signalgeber für das schlüssellose Entriegelungs- und Startsystem (420 Euro Aufpreis). Obwohl ein Handschmeichler, darf das Kleinod in der Hosentasche bleiben, während der Motor per Startknopf zum Leben erweckt wird.
Seidig und druckvoll
Der 200 PS starke Zweiliter-Vierzylinder-Turbomotor ist im Leerlauf kaum hörbar und hält sich selbst im Fahrbetrieb akustisch dezent im Hintergrund. Dank des hohen Drehmoments bei niedrigen Drehzahlen sind höhere Touren kaum nötig. Gegen ein Ausdrehen der sechs Gänge hat der 16-Ventiler nichts einzuwenden und das Pfeifen des Turboladers zeugt dabei von seiner Kraft. So kann der 1,5-Tonner auch flott bewegt werden. Nach neun Sekunden ist der 100-km/h-Sprint beendet, der Zwischenspurt von 80 auf 120 dauert 9,8 Sekunden, erst bei 225 km/h endet der Vortrieb.
Von sparsam bis betont sportlich
Angesichts der hohen Leistung geht der Spritkonsum von 9,5 Litern in Ordnung. Wer es sparsamer will, hat die Wahl zwischen vier weiteren Benzin- und drei Dieselmotoren. Der Einstiegsbenziner (ab 19990 Euro) bietet mit 1,6 Litern Hubraum und 105 PS bereits gute Fahrleistungen bei 7,1 Litern Durchschnittsverbrauch. Noch sparsamer ist der Einstiegsdiesel 1.9 CDTI mit 100 PS für 22090 Euro. Der Selbstzünder, serienmäßig bereits mit Rußpartikelfilter ausgestattet, begnügt sich mit 6,1 Litern. Den Sparnaturen sei die Erdgasvariante CNG ans Herz gelegt. Wer es hingegen besonders sportlich mag, sollte auf die 240 PS starke OPC-Version warten. Für ein Familienauto mag das übertrieben viel Leistung sein. Doch die 200-PS-Version zeigte, dass dieser Van auf ambitionierte Fahrweise gelassen bis souverän reagiert.
Top Fahrwerk
Wird viel Leistung abgefordert, quittiert der Fronttriebler dies mit typischen Traktionsproblemen an den Antriebsrädern und einem störenden Einfluss auf die Lenkung. Doch angesichts der hohen Drehmomente ist dieser Einfluss noch gering. Bei der Fahrwerksabstimmung verdient der Zafira unter anderem deshalb sein größtes Lob. Weder schwammig, noch mit nervigen Wankbewegungen geht er in schnelle Kurven, liegt satt und sicher auf der Straße. Unebenheiten werden, für die Insassen kaum spürbar, sauber weggefiltert. Lediglich in Kombination mit dem IDS-Plus-Fahrwerk (615 Euro) geht es per Knopfdruck sportlicher zu, mit entsprechenden Einbußen beim Komfort. Dafür sorgt der zuschaltbare Sportmodus für eine dynamischere Charakteristik von Lenkung und Gasannahme und ein verbessertes Handling und damit für einen lustvollen Kick.
Sehr flexibel und variabel
Trotz aller Sportlichkeit geht es beim Zafira vor allem um seine Fähigkeit, viel Gepäck und/oder Passagiere zu transportieren. Allzu oft wird man von allen sieben Sitzen wohl nicht Gebrauch machen. Doch auf Wunsch lassen sich mit wenigen Handgriffen zwei zusätzliche Sitzplätze aus dem Kofferraumboden herauszaubern. Wie beim Vorgänger ist der Platz in Reihe drei etwas knapp bemessen. Vor allem an Fußraumtiefe mangelt es. Dennoch können selbst zwei Erwachsene noch halbwegs bequem reisen. Deutlich angenehm sitzt es sich natürlich auf der in der Fahrzeuglänge verschiebbaren, zweiten Sitzreihe.
Auf Wunsch viel Platz
Platz für Gepäck gibt es bei sieben Sitzplätzen so gut wie keinen. Dafür passen in den Zafira mit fünf Sitzen immerhin stolze 645 Liter Gepäck. Werden die Lehnen der zweiten Sitzbank nach vorne gelegt, ist Platz für 1820 Liter. Erwähnenswert ist noch das 120 Euro teure FlexOrganizer-Paket für das Ladeabteil. In zwei seitlich im Gepäckraum angebrachten Aluminium-Schienen lassen sich Netze und Trennstangen fixieren. Das verhindert nicht nur ein unkontrolliertes Umherkullern des Wochenendeinkaufs, sondern schafft auch eine gewisse Ordnung der Dinge.
Fazit: Der neue Zafira geht mit Vollgas auf Erfolgsspur Über die zeitweilig ins Schlingern geratene Marke Opel braucht man sich derzeit wohl keine Sorgen mehr machen. Bereits der neue Astra hat in allen bisherigen Karosserievarianten für eine deutliche Kurskorrektur gesorgt. Der Zafira ist der nächste große Wurf, der ebenfalls mit Vollgas auf Erfolgsspur geht. Zumindest die ersten Fahreindrücke zeigen einen Zafira, der in allen Belangen deutlich verbessert wurde. Die Qualität bei Materialien und Verarbeitung ist hoch. Das Fahrverhalten überzeugt dank toller Motoren und einem besonders gelungenem Fahrwerk. Außerdem kann das serienmäßige Innenraumkonzept Flex7 mit seiner spontanen Vielseitigkeit überzeugen. Jedoch lassen sich die fünf Fondsitze nicht ausbauen, wodurch die Ladekapazität des Viereinhalb-Meter-Opels bei nicht überragenden aber fraglos guten 1820 Litern liegt.