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MZ-Test: BMW R 1150 R Rockster MZ-Test: BMW R 1150 R Rockster: Ein Boxer auf dem Sprung

Von Hans Ulrich Köhler 05.06.2003, 15:45

München/MZ. - Die Fahreigenschaften der Rockster liegen dicht bei der 1150 R, ihrer technischen Basis. Wie das Urmodell hat sie 1 130 Kubik Hubraum. Sie leistet 85 PS, was nicht übermäßig viel erscheint, da sie aber kräftig aus dem Drehzahlkeller kommt (Drehmoment 98 Newtonmeter), hat man nie den Eindruck, schwach motorisiert zu sein. Die Doppelzündung macht, dass man fast nichts vom lästigen Ruckeln bei konstanter Fahrt in niedriger Drehzahl merkt.

Für Vortrieb sorgen sechs Gänge, die vielleicht ein wenig weit auseinander liegen, aber präzise und hörbar kräftig einrasten. Jeden Lastwechsel quittiert die Rockster mit der boxertypischen kurzen ruckartigen Seitenbewegung. Schon ab 2 000 Umdrehungen stürmt die Rockster los. In den oberen Drehzahlbereich gelangt man eher selten, es sei denn, man will mal ausloten, was möglich ist. Der Geradeauslauf ist tadellos, auch bei höchstem Tempo. Bei 150, 160 hört aber doch der Spaß auf, so stark ist auf der unverkleideten Maschine dann der Windruck. Bei 200 (solo, liegend) ist die Beschleunigungsgrenze erreicht. Bei Tempo jenseits der 150 kommt die Rockster schnell auf 7 Liter, bei 100 km / h sind gut 5,5 Liter drin, was eine Reichweite von über 350 km garantiert. Real sind wohl um die 6 Liter.

Die ganze Maschine ist auf offensive Fahrweise getrimmt, sieht aus, als wäre sie stets auf dem Sprung. Das merkt der Fahrer schon an der anfangs gewöhnungsbedürftigen Sitzposition. Der breite, gerade Lenker liegt relativ tief und erfordert einen ständig nach vorn geneigten Oberkörper. In dieser Haltung wird ein 1,80 Meter-Fahrer doch ziemlich kräftig an den Tank gedrückt, die Straße erreicht er dabei nur mit den Schuhspitzen. Den Vorteil dieser intensiven Sitzhaltung kann man gut in schnellen, kurzen Kurven ausspielen, wo man die Maschine prächtig auf die Ideallinie drücken kann. Für lange Strecken ist die Sitzhaltung nicht sehr entspannend. Wer reisen will, sollte bei der 1150 R bleiben.

Trotz der fast fünf Zentner Gewicht besticht die Rockster mit spielerischem Handling. Für knappe Bremspunkte sorgen vorn zwei riesige Scheiben, hinten eine. Wenn es sein muss, packen die Bremsen mit Brachialgewalt zu und vertragen mitunter mehr Verzögerung als der Fahrer sich zutraut. Für ambitionierte Fahrer scheint die neue EVO-Bremsanlage sinnvoll (ABS inclusive). Sie baut den Bremsdruck noch schneller als herkömmliche Anlagen wieder auf und verteilt die Kraft auf beide Räder, zieht man den Handhebel dieser Fahrspaßmaschine. Wer den Fahrspaß teilen möchte, muss zuzahlen. Für 240 Euro extra gibt es den Soziussitz für die Rockerbraut auf der Rockster.