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MZ-Fahrbericht: Ford Focus MZ-Fahrbericht: Ford Focus: Gut Gas geben mit Gas

Von Hans-Ulrich Köhler 13.11.2003, 18:16

Köln/MZ. - Einsteigen, gucken. Alles sieht scheinbar aus wie immer im Focus. Am Armaturenbrett deutet zunächst nichts auf die doppelte Veranlagung des Wagens hin. Nur auf der Mittelkonsole, da, wo die Handbremse sitzt, ist der Unterschied erkennbar. Ein kleiner, unscheinbarer Schalter lässt sich von B wie Benzin nach E wie Erdgas - oder umgedreht - schieben. Damit wählt der Fahrer aus, von welcher Energie er sich vorantreiben lässt.

Schlüssel rein, Schlüssel rum. Der Motor springt an. Ein Blick auf den B-E-Schalter zeigt an: Ich fahre mit Gas, denn eine Diode leuchtet gelb. Wäre es Benzin, leuchtete Rot. Hört man was? Ich merke keinen Unterschied. Der 1.8-Liter-Motor hört sich "normal"an. Zum Test lege ich um auf Rot. Das Ergebnis bleibt, der Motor schnurrt wie zuvor.

Zurück auf B wie Benzin. Ich schalte im Leerlauf um. Es ginge aber auch während der Fahrt, nur nicht gerade unter Volllast. Nach wenigen Sekunden zeigt die rote Diode auf der Mittelkonsole, dass alles bereit ist, um mich mit Benzin vorwärts zu bringen. Die 115 PS ziehen los, wie man das von einem Auto dieser Stärke erwartet, nicht sensationell, aber allzeit ausreichend. 55 Liter fasst der Benzintank, was gut ist für etwa 720 Kilometer. Quer zur Fahrtrichtung, hinter und leicht über der Hinterachse sind die drei roten Gasbehälter angeordnet. Sie fassen 81 Liter Erdgas, was etwa 13,2 Kilo entspricht. Damit kommt man rund 240 Kilometer weit. Weil sie Platz brauchen, ist das Kofferraumvolumen reduziert.

Der Boden liegt höher, weniger passt rein. Die Rücklehnen bleiben umklappbar, Sperriges, Langes kann trotz Gasflaschen transportiert werden. Ich schalte während der Fahrt um von Benzin- auf Gasantrieb. Schalter auf E. Was passiert? Nichts. Kein Ruckeln, keine Schaltpause. Nach einem Augenblick leuchtet es gelb, nun treibt mich Erdgas an. Gas geben am Berg - ein wenig merke ich, dass der "Gas-Motor" ein paar PS weniger hat. 13 PS Differenz stehen auf dem Papier, aber sind 102 PS wenig? Im alltäglichen Betrieb gewiss nicht. Die eine Version schafft 198 km / h Spitze, die andere 185 - na und?

Landstraße, Autobahn - ich kann mit dem Gas-Focus sicher überholen, ich kann ihn voll laden, er tut, was er soll. Den Unterschied merkt nur, wer das Pedal gern schnell durchtritt. Da hat Gas gegen Benzin keine Chance. Brenzlig kann es mit Minus 13 PS allenfalls werden, wenn man sich beim Überholen mal verschätzt hat. Aber das kann man nicht dem Gas in die Schuhe schieben. Holt man aus beiden Tanks raus, was drinnen ist, fährt der CNG-Focus gut 1 000 Kilometer weit. Nach 250 Kilometern wird mir signalisiert, dass mein Gasvorrat zur Neige geht. Also schnell tanken. Was so eine Sache ist. 365 Erdgastankstellen gibt es derzeit erst in Deutschland, 1 000 sollen es in naher Zukunft sein. Das Netz in Sachsen-Anhalt ist noch dünn, momentan sind es 14 Tankstellen. (mehr: www.gas24.de
).

Die Leute, die sich den Erdgas-Focus ausgedacht haben, rechnen gern Gaspreis, Benzinpreis und Energiegehalt gegeneinander auf. Da kommt dann raus, dass man mit ihrem Auto etwa für den halben Benzinpreis fährt.

Man spart tatsächlich, weil Erdgas steuerlich entlastet ist. Die Versicherungen stufen Gas-Autos oft um bis zu 15 Prozent günstiger ein und lokale Erdgasversorger bieten Zuschuss beim Tanken an. Nur finden muss man die Erdgastanke rechtzeitig. Wer sich vorher nicht informiert, hat aber unterwegs nicht unbedingt schlechte Karten. Nach 250 Kilometern sind meine drei Flaschen fast leer. Keine Panik, die Technik schaltet jetzt gleich von Gas auf Benzin um.

Auch das merke ich nicht, nur die rote Lampe leuchtet. Es fließt Benzin und das für die nächsten 750 Kilometer. Umgekehrt funktioniert die Umstellung nicht automatisch. Erste Fahr-Erfahrung: Zuerst den Gasvorrat aufbrauchen, dann das Benzin nutzen. Es sei denn, man weiß genau, wo die nächste Gastankstelle ist. Und selbst wenn nicht: Eine Benzinzapfsäule ist zum Glück nie weit weg.