Mitsubishi i-MiEV: Das elektrische Ei
Hamburg/dpa. - Mitsubishi macht ernst: Während die Konkurrenz weltweit noch im Flottentest ist, beginnen die Japaner mit der Serienproduktion des Elektroautos.
Ein echtes Auto und keine getunte Golfkarre
Zwar rollen die ersten 2000 vom kleinen «i» abgeleiteten «Mitsubishi innovative Electric Vehicle», die etwas unglücklich als i-MiEV (sprich: Ei-Mief) bezeichnet werden, zunächst nur durch Japan. Doch wenn 2010 die Produktion auf 4000 Autos erhöht wird, soll der i-MiEV auch nach Deutschland kommen. «Dabei handelt es sich nicht um eine aufgemotzte Golfkarre, sondern um ein ausgewachsenes Auto», sagt Harald Rataiski, der im Entwicklungszentrum Trebur an der europäischen Abstimmung feilt. Obwohl der winzige Viersitzer deutlich kleiner ist als Polo und Co., geht er mit vier Sitzen, zwei Airbags, ESP, Klimaanlage und einer Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h als «erwachsen» durch.
Beim Ampelspurt so schnell wie ein Sportwagen
In Fahrt bringt ihn ein Elektromotor an der Hinterachse. Er leistet wie der sonst eingebaute Dreizylinder-Benziner 47 kW/64 PS, hat aber mit 180 Newtonmeter (Nm) fast doppelt so viel Drehmoment. Weil das wie immer bei E-Autos sofort abrufbereit ist, spurtet der Kleine in der Stadt wie ein ganz Großer. Selbst potent motorisierte Limousinen haben auf den ersten Metern ihre liebe Mühe, dem flüsterleisen Flitzer zu folgen.
Ein kleiner Pfiffikus bildet die Basis
Den Weg in die Zukunft wagen die Japaner mit einem Auto, das nicht mehr ganz neu, aber noch immer ausgesprochen pfiffig ist. Denn die Elektrotechnik steckt im 2003 eingeführten Kleinwagen «i», der den Verkehrsraum besser nutzt als die meisten europäischen Winzlinge: Mit 3,40 Metern gerade einmal 70 Zentimeter länger als ein Smart und mit 1,48 Metern etwa genauso breit, bietet das wie ein liegendes Ei geformte Wägelchen Platz für vier Personen plus Gepäck.
Im Alltag nur marginale Unterschiede zum Serienmodell
Dass der i-MiEV ein Elektroauto ist, erkennt man nur an den bunten Aufklebern und der Steckdose hinter der Tankklappe. Und auch innen sind die Unterschiede marginal: Der Motor ist wie sonst der Benziner im Heck versteckt und die Batterien sind dort, wo früher der Tank war: unter den Sitzen. So bleiben alle vier Plätze ebenso erhalten wie die knapp 250 Liter Kofferraumvolumen, die den i-MiEV zu einem halbwegs alltagstauglichen Stadtwagen machen. Vor allem das Platzangebot im Fond ist überraschend: Selbst Sitzriesen haben dort mehr Kniefreiheit als in größeren Autos - nur um die Schultern wird es etwas eng. Doch gemessen am Smart ed oder dem zum Zweisitzer degradierten Elektro-Mini ist der i-MiEV so geräumig wie ein VW Bus.
Nach 140 Kilometern sieben Stunden Tank-Pause
Anstelle eines Tanks hat der i-MiEV 88 Lithium-Ionen-Zellen von der Größe eines Taschenbuches. Sie sind vier Zentner schwer und haben eine Kapazität von 16 Kilowattstunden. Weil der Motor beim Bremsen zum Generator wird und Energie zurück gewinnt, reicht das im Normzyklus für rund 140 Kilometer. «Wer im Sparmodus mit reduzierter Leistung fährt, kommt bis zu 20 Prozent weiter», sagt Rataiski. Danach muss der Wagen an die Steckdose und braucht zum «Volltanken» stolze sieben Stunden. Vorerst nur in Japan gibt es außerdem Starkstromanschlüsse, an denen man in einer halben Stunde lädt.
Das größte Fragezeichen steht hinter dem Preis
Überhaupt gibt es trotz des Beginns der Serienfertigung noch ein paar Fragezeichen. So hat etwa der deutsche Importeur noch keine Vorstellung, was der Wagen einmal kosten soll und wann genau er - dann zum Linkslenker umgerüstet - nach Deutschland kommt. Einen politischen Preis wollten die Japaner nicht machen, so dass der Wagen sicher mehr kosten werde als ein konventionelles Auto, stellt Pressesprecher Helmut Bauer klar. Dabei haben sie mit Blick auf den Preis bereits auf teure Technologien wie die favorisierten Radnabenmotoren oder ein Solarpanel auf dem Dach verzichtet. Dennoch kostet der i-MiEV in Japan etwa dreimal so viel wie ein konventioneller «i». Das muss für Deutschland keine Messlatte sein, sagt Bauer: «Schließlich sollte mit den Stückzahlen auch der Preis sinken.»
Volltanken für etwa drei Euro
Aber selbst wenn man einen üppigen Aufschlag zahlen müsste und anders als in Japan oder England keine Subventionen bekommt, dürfte sich die Investition lohnen. Denn billiger als mit einem Elektroauto kann man kaum fahren: Eine Akkuladung kostet kaum mehr als drei Euro und der Kilometer somit nur gut zwei Cent.
Fazit: Ein Kleiner mit ganz großen Chancen
So wird der Kleinwagen zu einer Entlastung für Umwelt und Finanzen und passt damit besser in die Zeit als ein Billigauto mit Benzinmotor oder eine Luxuslimousine mit Hybridantrieb. Weil er zudem pfiffig ausschaut und auf kleinem Raum überraschend viel Platz bietet, macht Sparen mit dem Mitsubishi sogar Spaß. Wenn der Preis nur halbwegs stimmt, könnte der Kleine deshalb in Zukunft ganz groß rauskommen.