Mit einer Hand voll Extras Mit einer Hand voll Extras: Der Sinn der Sondermodelle

Frankfurt/Main/München/dpa. - Sie heißen «Sound» oder «Sun», «Motion» oder auch mal «Quicksilver». Doch so unterschiedlich die Bezeichnungen auch sind, dahinter verbirgt sich die Idee, mehr Autos zu verkaufen. All diese Wortschöpfungen sind typisch für jene Neuwagen, die von den Autoherstellern zu so genannten Sondermodellen verwandelt werden, um dann mit einigen Extras und Preisvorteilen neue Kunden anzuziehen. Doch während manches Sondermodell zweifelsohne Vorteile für den Käufer bringt, gilt es bei anderen, genauer hinzuschauen.
Grundsätzlich sind Sondermodelle nicht mehr und nicht weniger als eine Maßnahme, um das Interesse an einem Modell zu steigern. «Geschichtlich gesehen war vor allem das strenge Rabattgesetz ein Grund, Sondermodelle aufzulegen», erklärt Claus Witzeck, Sprecher von Fiat Deutschland in Frankfurt. Denn dieses Gesetz machte es seinerzeit schwer, Interessenten mit zusätzlichen Dreingaben zum Kauf zu bewegen. «Daher kam man zu den Sondermodellen, die einen Mehrwert boten, ohne dass der Anbieter über das Gesetz stolperte.»
Mittlerweile sind die engen gesetzlichen Schranken Vergangenheit. Doch die Sondermodelle sind aktuell wie eh und je. «Es gibt mehrere Gründe, ein Sondermodell anzubieten», sagt Peter Thul, Sprecher von Mazda in Leverkusen. «Zum einen kann man damit ein Fahrzeug, das schon lange am Markt ist, attraktiv halten.» Das gelte bei Mazda beispielsweise für den Roadster MX 5, von dem es regelmäßig besonders ausgestattete Sonderserien gibt. «Anderseits lässt sich der Verkauf eines Autos am Ende seines Produktionszyklus durch Preisvorteile noch einmal ankurbeln.»
Mittlerweile haben sich noch einige weitere Gründe hinzu gesellt. So stellen die Sondermodelle laut Claus Witzeck auch eine Möglichkeit dar, für ein Auto zu werben - also die Bekanntheit zu erhalten oder zu steigern. Und gerade momentan sind es nicht nur lange gebaute oder vor ihrem Ende stehende Fahrzeugreihen, die als Sondermodell angeboten werden. «Derzeit sind Sondermodelle interessant, weil die Autobauer schauen müssen, wie sie Autos loswerden können», erklärt Rainer Hillgärtner vom Auto Club Europa (ACE) in Stuttgart.
So werden bei Herstellern wie Peugeot auch aktuelle und gut laufende Modelle wie der 307 in den Reigen der Sondermodelle mit einbezogen. «Der 307 verkauft sich eigentlich sehr gut, aber der Markt schwächelt eben», so Peugeot-Sprecher Gordian Heindrichs in Saarbrücken. «Wenn ein Kunde zum Beispiel meint, dass er ein Konkurrenzmodell, das ihm zwar nicht so gut gefällt, günstiger bekommen kann, dann muss man darauf reagieren.»
Welche Vorteile ein Sondermodell allerdings bietet, sollte der Interessent genau prüfen. «Oft haben die Autos eine Kombination von Extras, die man unter normalen Umständen nicht gewählt hätte», sagt Manfred Groß, Techniker beim ADAC in München. «Es ist daher wichtig, nüchtern und sachlich mit spitzem Bleistift auszurechen, ob das Fahrzeug für einen persönlich wirklich einen Vorteil bringt.» Eine Möglichkeit dazu ist es, auf Basis eines herkömmlichen Serienmodells zu errechnen, wie teuer es mit den tatsächlich selbst gewählten Extras wäre.
Wenn allerdings ein Sondermodell erscheint, das zum günstigen Preis alles bietet, was ein Käufer sich vorstellt, rät Groß zum Zugreifen. Dass die Hersteller heute bei den angepriesenen Preisvorteilen mauscheln, hält Groß für unwahrscheinlich: «Ich selber kenne keine Fälle, in denen ein Hersteller mit falschen Angaben gearbeitet hat.»
Allerdings beziehen sich die Vorteile eben auf Extras, die aus dem Zubehörangebot des Herstellers stammen. Das gilt laut Jochen Hövekenmeier, Sprecher des Automobilclub von Deutschland (AvD) in Frankfurt, auch für Radios oder Leichtmetallräder. Hier gilt es zu prüfen, ob die entsprechende Ausstattung auf dem allgemeinen Zubehörmarkt nicht günstiger wäre. Ein weiterer Punkt ist laut Hövekenmeier die Möglichkeit, über den endgültigen Kaufpreis zu verhandeln.
«Die Hersteller und Händler wollen dem Interessenten beim Handeln den Wind aus den Segeln nehmen, indem sie sagen, dass das Fahrzeug ohnehin schon günstiger angeboten wird.» Hövekenmeier rät, trotzdem zu feilschen - oder sich eben auch nach einem Serienmodell zu erkundigen, bei dem der Spielraum zum Handeln größer ist. «Hier gibt es beispielsweise die Möglichkeit, durch Handeln erst den Kaufpreis zu senken. Wenn der Verkäufer dann nicht weiter Geld nachlassen will, kann man weiter über die Zugabe von Extras verhandeln.»
Manche Autohersteller schaffen es aber auch, mit Sondermodellen spezielle Begehrlichkeiten der Autofahrer zu wecken. So wurde der legendäre Mini von Rover in seinen letzten Jahren fast ausschließlich in üppig ausgestatteten Sonderserien aufgelegt, auf die Fans des Klassikers oft schon sehnsüchtig warteten. Und auch Mazda hat sich mit seinen limitierten Sonderserien des MX 5 schon einen Fan-Kreis geschaffen, der dafür sorgt, dass auch die Gebrauchtwagenpreise der besonders ausgestatteten MX-5-Sondermodelle oft merklich über denen der herkömmlichen Serienversionen liegen. «Im Jahr 2002 haben wir etwa 7500 MX 5 verkauft», sagt Peter Thul. «Locker ein Drittel davon waren Sondermodelle.»