Mercedes-Benz ML 350: Aktuelle Neuauflage
Haar/dpa. - Sieben Jahre Produktion, 650000 Exemplare: Für Mercedes wurde die M-Klasse zum Erfolg. Trotz oder gerade ob dieses Triumphs folgt nun die zweite Auflage, intern W164 genannt. Im Sommer 2005 ist die Markteinführung in Deutschland.
Wir waren bereits auf Probefahrt mit der Neuauflage. Als Motorisierung stand uns der ML 350 mit 272 PS starkem V6-Benziner und einfacher Allradtechnik zur Verfügung.
Größer und schöner
In den Dimensionen hat die M-Klasse - mit Ausnahme der Höhe - in alle Richtungen zugelegt. Dennoch wirkt sie weniger klobig als der Vorgänger. Das ist keine Magie, sondern feinste Design-Kunst: Mercedes schneiderte der M-Klasse viel Dynamik und Charakter ins Blech.
Platz für 2050 Liter Gepäck
Vom Größenzuwachs profitiert der gesamte Innenraum. Das Gepäckabteil schluckt normal 551 Liter. Über Hebel an der Lehne ist die Rückbank im Verhältnis 60 zu 40 umlegbar. Vollständig erweitert gehen in den 2,10 Meter langen Gepäckraum 2050 Liter. Auch die Insassen freuen sich über viel Platz. Vorne ist äußerst entspanntes Reisen angesagt. Kniefreiheit und die Fußraumtiefe sind hinten enorm.
Gangwahlhebel hinterm Volant
Das Cockpit mit tadelloser Verarbeitung und schicken Materialien wirkt deutlich aufgeräumter als beim Vorgänger. Klassisch sind die zwei schnörkellos gezeichneten und edlen Rundinstrumente. In der Mittelkonsole sucht man einen Gangwahlhebel hingegen vergeblich. Dieser wanderte rechts hinters Lenkrad. Statt mit Schaltgetriebe werden alle Motoren künftig allein mit der Automatik 7G-Tronic kombiniert.
Kraftvoller V6-Benziner
Drückt man diesen Gangwahlhebel kurze Zeit nach unten, ist die Fahrrichtung Vorwärts gewählt. Jetzt braucht man nur noch Gas zu geben. Der 3,5-Liter-V6-Benziner reagiert zunächst mit seidiger Laufkultur und dezenter Akustik. Hält sich der Gasfuß zurück, bleiben die Drehzahlen dank der sieben Gangstufen niedrig. Dann werkelt der V6 mit leichtem Brummen kaum hörbar im Hintergrund. Erst zwischen 3000 und 4500 Touren ist ein turbinenhaftes Sirren zu hören. Bis zur Höchstdrehzahl wird der Motor zwar deutlich präsenter, doch ist er selbst dann weder übertrieben laut, noch wirkt er angestrengt. Bei 140 km/h ist die M-Klasse ein flüsterleiser Gleiter, fast wie eine hochgelegte S-Klasse.
Schnell und durstig
Der ML 350 beschleunigt in nur 8,4 Sekunden auf Tempo 100. Mit 225 km/h Topspeed ist er beinahe so flott wie der noch aktuelle ML 500. Der Verbrauch wird mit akzeptablen 11,5 Litern auf 100 Kilometer angegeben. Auf unserer Testfahrt zeigte der Bordcomputer knapp über 15 Liter an.
Sicher dank permanentem Allradantrieb
Beeindruckend sind der gleichmäßige Schub und die stets druckvolle Präsenz des Antriebs. Selbst auf Schnee und Eis sprintet die M-Klasse davon und lässt andere locker hinter sich. Hierbei hilft dem Schwaben-SUV der permanente Allradantrieb. Über ein Zentraldifferenzial wird die Kraft stets 50:50 auf beide Achsen verteilt. Die Traktionskontrolle 4ETS bremst Räder mit schlechter Traktion einzeln ab. So ist die M-Klasse ein ideales Winterfahrzeug mit sehr sicherem Fahrverhalten. Das ESP verringert zudem das Schleuderrisiko. Auch das ABS regelt bei Vollbremsung sauber und hält das Dickschiff auf Kurs und gut beherrschbar.
Fährt sich fast wie ein Pkw
Außerdem vermittelt die M-Klasse ein erstaunlich handliches und Pkw- ähnliches Fahrgefühl. Die Lenkung arbeitet exakt, wenn auch nicht superdirekt. Wankbewegungen waren auch bei zügiger Kurvenfahrt nicht spürbar. Und trotzdem bietet die neue M-Klasse ein sehr komfortables Fahrwerk. Zumindest mit der von uns getesteten Luftfederung Airmatic (1856 Euro Aufpreis) werden Unebenheiten sauber weggebügelt. Das adaptive Dämpfungssystem ermöglicht übrigens die Wahl zwischen Komfort, Sport und Automatik. Letztere empfiehlt sich für alle alltäglichen Fahrsituationen. In der Komforteinstellung wird es hingegen etwas schwammig. Ein angenehm direktes Fahrgefühl bietet dafür der Sportmodus. Doch selbst dann ist man nicht ganz so sportlich unterwegs wie in einem BMW X5.
Deutlich abgespeckt
Ein Hauptgrund für das deutlich verbesserte Fahrverhalten der neuen M-Klasse liegt in der drastischen Gewichtsabnahme. Statt eines Leiterrahmens gibt es jetzt eine leichte, selbsttragende Karosserie. Dank dieser Konstruktion wiegt der ML 350 nur 2060 Kilo. 125 weniger als beim Vorgänger und sogar 230 weniger als der vergleichbar motorisierte VW Touareg V6.
Geländetechnik gegen Aufpreis
Insgesamt wurde die M-Klasse mehr auf onroad als auf offroad ausgelegt. Wer sich hingegen mehr Geländekompetenz wünscht, kann das optionale Offroad-Pro Technik-Paket für 1914 Euro bestellen. Statt mit einstufigem Verteilergetriebe kommt die neue M-Klasse dann mit Zweistufen-Verteilergetriebe samt Gelände-Untersetzung und manuell oder automatisch zuschaltbaren Differenzialsperren (100 Prozent) zwischen Vorder- und Hinterachse. Mit dem Offroadpaket bekommt man auch eine modifizierte Luftfederung, mit der die Bodenfreiheit auf bis zu 300 Millimeter und die Wattiefe auf bis zu 600 Millimeter angehoben werden kann.
Deutlich teurer Apropos Preis: Bei der neuen M-Klasse langt Mercedes richtig zu. Einstiegsmodell ist die Diesel-Version 280 CDI ab 46342 Euro. Das sind 5.000 Euro mehr als beim bisherigen 270 CDI. Auch der von uns gefahrene ML 350 ist mit 47966 Euro um 2700 Euro teurer geworden. Ausstattungsbereinigt ist der Preis laut Mercedes hingegen nahezu unverändert. Immerhin gibt es serienmäßig unter anderem die 7G- Tronic.
Fazit: Viele technische Verbesserungen
Der Schritt von der alten zur neuen M-Klasse ist riesig. Keine Evolution, fast schon eine Revolution. Und die hat viele positive Veränderungen gebracht: Optik, Fahrverhalten, Motoren und der Innenraum - hier haben sich die Mercedes-Ingenieure nichts vorzuwerfen. Das hat seinen Preis - Drei- bis fünftausend Euro Mehrpreis gegenüber den Vorgängermodellen. Dafür kriegt der Kunde aber auch einiges mehr geboten.