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Mega-Fusion 1932: Vier Autohersteller gründen Auto Union

Von Erik Nebel 07.06.2007, 08:04

Chemnitz/dpa. - Es war eine Mega-Fusion, als sich vor 75 Jahren, am 29. Juni 1932, in Chemnitz die vier größten sächsischen Fahrzeughersteller zur Auto Union AG zusammenschlossen.

Die beiden Zwickauer Luxuswagenproduzenten Horch und Audi, die Auto-Sparte der Chemnitzer Wanderer-Werke und DKW aus Zschopau besiegelten den Zusammenschluss zum neuen Branchenriesen. Heute ist die Marke kaum noch bekannt, dabei war sie in den 30er Jahren nach Opel der zweitgrößte deutsche Automobilhersteller. Weltberühmt ist aber das Symbol der Auto Union: vier ineinander verschlungene Ringe als Zeichen des Zusammenschlusses. Sie leben als Markenzeichen von Audi fort.

«Und die Audi AG bekennt sich zu ihren sächsischen Wurzeln. So investierte das Unternehmen 6,6 Millionen Euro in das August Horch Museum Zwickau, das sich in jenen Fabrikräumen befindet, in denen August Horch 1909 die Marke Audi gründete», sagt der Leiter des Bereiches Audi Tradition, Thomas Frank in Ingolstadt.

Das Chemnitzer Industriemuseum dokumentiert die Geschichte vom 8. Juni an mit einer Sonderausstellung. Zu sehen sind dabei nach Angaben von Ausstellungsleiterin Anett Polig mehr als 20 Original-Fahrzeuge. Das Zwickauer Horch-Museum widmet sich vom 29. Juni an der legendären Rennsportgeschichte von Auto Union.

«Der Zusammenschluss war eine Erfolgsgeschichte», sagt der Historiker Martin Kukowski, der an der TU Chemnitz die Geschichte der Auto Union erforscht hat. 1938 hatte sich der Umsatz auf 275 Millionen Reichsmark vervierfacht. 59 000 Motorräder und 67 000 Autos verließen die sieben Werke. Die Zahl der Beschäftigten verdreifachte sich auf 23 000. Auto Union war ein Konzern, der den gesamten Markt bediente. Vom massentauglichen und zuverlässigen Kleinwagen über Mittelklasseautos bis hin zu Staatskarossen.

Die Vorgeschichte der Auto Union begann mit August Horch. Der hatte am Technikum in Mittweida studiert und mit 31 Jahren seine erste Autofirma gegründet. 1904 zog der Betrieb nach Zwickau um. Horch baute als erster Motoren und Getriebegehäuse aus Aluminium-Guss. Die Wagen galten als besonders zuverlässig. Doch der geniale Autobauer verkrachte sich mit Vorstand und Aufsichtsrat seiner Firma und verließ diese 1909.

Schon bald war der umtriebige Konstrukteur erneut auf dem Markt. Da die Namensrechte bei seiner ehemaligen Firma verblieben waren, verfiel er auf einen Trick: Er übersetzte einfach seinen Namen ins Lateinische - die Marke Audi war geboren. Schnell gelangte sie zu Ansehen. Unterdessen konstruierte bei den «eigentlichen» Horchwerken Paul Daimler, Sohn des Autopioniers Gottfried Daimler, die Motoren.

Doch beide Luxuswagenhersteller erlitten Pannen. Schon 1928 wurden die Audi-Werke an die Zschopauer Firma DKW verkauft. Horchs Ende drohte, als sich ein 1931 beim Pariser Autosalon vorgestellter Zwölfzylinder nur 80 Mal verkaufte. Auch die Autosparte von Wanderer steckte in der Krise. Zudem überschwemmten US-Autos den europäischen Markt. Automatisierung und Rationalisierung waren schon damals das Gebot der Stunde.

Der Zusammenschluss sei der einzige Ausweg aus der Krise gewesen, schildert Historiker Kukowski. Die goldenen 20er Jahre waren vorbei, die Weltwirtschaftskrise und die hohe Arbeitslosigkeit führten zu herben Absatzeinbrüchen. «Allein hätten besonders Horch und Audi keine Chance gehabt», erklärt Kukowski. Im Hintergrund sprach auch die Politik ein gewichtiges Wort mit. Kredite wollte sie über die Sächsische Staatsbank nur für ein fusioniertes Unternehmen geben.

Zur Geschichte der Auto Union gehört auch ihre Verstrickung in den Nationalsozialismus. Das Unternehmen entwickelte sich in der 30er Jahren immer mehr zum Rüstungskonzern. 1937 wurde bereits ein Fünftel des Umsatzes mit staatlichen Stellen, vor allem der Wehrmacht gemacht: Panzermotoren und Kettenfahrzeuge statt Kleinwagen und Sportcabrios. Im Zweiten Weltkrieg mussten zudem Tausende Zwangsarbeiter bei dem Unternehmen schuften.

Nach dem Krieg wurde die Auto Union im bayerischen Ingolstadt neu gegründet und später in Audi AG umbenannt. Die hält heute alle Rechte an den alten Traditionsmarken. Die im Osten verbliebenen Werke wurden zur Basis des späteren Trabant-Herstellers VEB Sachsenring. Heute produziert Volkswagen in Zwickau unter anderem den Passat. In Chemnitz steht ein VW-Motorenwerk.

Audi-Chronik: www.audi.de/audi/de/de2/unternehmen/historie.html