Liebhaber-Autos Liebhaber-Autos: Die Karriere eines Prolls

Rüsselsheim/dpa. - Es ist ruhig geworden um ihn. Niemand macht mehr Witze auf seine Kosten, und seine Zeit als im Wortsinne rasend komischer Mittelpunkt von Bildschirm oder Leinwand ist vorüber. Einen letzten Lacherfolg hatte er - natürlich verbreitert und verspoilert - vor einigen Jahren in einem Tankstellenwerbespot. Der Opel Manta B, so scheint es, hat es doch noch geschafft, vom größten Witz der Autowelt zum in Ehren ergrauten Klassiker zu reifen. Und das mit Recht: Schließlich steht diese zweite Generation der Rochen-Renner aus Rüsselsheim für eine echte Erfolgsgeschichte, die zudem mehr als ein Jahrzehnt andauerte. Der letzte von gut einer halben Million Manta B verließ vor 15 Jahren das Fließband.
Unzählige Manta-Manni-, Blondinen- und Breitreifen-Witze kursierten Ende der achtziger und Anfang der neunziger Jahre. Krönung des Komik-Kults waren Filme wie «Manta, Manta» oder «Manta - der Film», die schließlich dazu führten, dass sich wirklich nur noch völlig schmerzfreie Fahrer mit ihrem Manta auf die Straße trauten. Doch wer sich heute auf den Straßen umschaut, hat wenig zu lachen: Von den alten Familiensportlern sind kaum noch Exemplare unterwegs.
Tatsächlich hat der Basteltrieb der Gemeinde mäßig begabter Freizeit-Tuner zur Ausrottung der nach einem Rochen benannten Autos beigetragen. Die wenigen, die es noch gibt, werden gehegt und gepflegt und kommen oftmals nur noch bei Sonnenschein vor die Garagentür - wie viele Klassiker, deren Blech auch die nächsten Jahrzehnte unbeschadet überstehen soll.
Als die Geschichte des zweiten Manta vor mehr als einem Viertel-Jahrhundert begann, hatten jedoch weniger die Kino-Zuschauer als die Opel-Bosse gut lachen. Denn es zeigte sich schnell, das sie mit dem Fahrzeug ein echtes Erfolgsmodell geschaffen hatten.
Drei Jahre hatte die Entwicklung des Sportwagens für den täglichen Gebrauch gedauert, als er im Herbst 1975 erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Viele Betrachter waren sich einig, dass sich die Zeit gelohnt hatte: Während der Vorgänger noch die Rundungen klassischer Sportwagen trug, zeigte sich der Neue mit glatten Blechen und großen Glasflächen betont sachlich und kantig.
Während der Manta B sich äußerlich als komplett neues Auto präsentierte, gab es unter dem Blech Bewährtes. So wurde die Motorenplatte laut der in Mainz erscheinenden Zeitschrift «Oldtimer Markt» vom Vorgänger übernommen. Die Bodengruppe konnte ihre Verwandtschaft mit dem Manta A ebenfalls nicht leugnen, allerdings war sie kräftig überarbeitet worden, so dass sie eine erhöhte Karosseriesteifigkeit bot. Die Vorderachse wiederum war der des damals aktuellen Opel Kadett ähnlich.
In Sachen Ausstattung orientierte sich Opel ebenfalls an Bewährtem: Wie bereits der Vorgänger konnte der Manta B in einer Standard- und einer Luxusausführung geordert werden, bei manchen Motorvarianten ließen sich diese Basispakete noch mit einem SR-Paket kombinieren. Das bot dann «sportliche» Extras wie Zusatzinstrumente oder andere Felgen mit breiteren Reifen. Daneben gab es noch eine Nobelversion namens Berlinetta und als Krönung des Ganzen den GT/E.
Der galt als Liebling derer, die mit der sportlichen Karosserie auch ebensolche Fahrleistungen erwerben wollten. Äußerlich wies der GT/E sich unter anderem durch einen Frontspoiler aus, innen saß man in tief schwarzer Umgebung - und unter der Motorhaube sorgte ein 1,9-Liter-Einspritzmotor mit 105 PS dafür, dass die linke Spur der Autobahn mit gut 185 Kilometern pro Stunde (km/h) befahren werden konnte.
Wie einst üblich, gab es den Sportler mit dem familientauglichen Innenraum aber auch in Ausführungen, die alles andere als einen Geschwindigkeitsrausch aufkommen ließen. Der kleinste der Motoren, die den Manta im Laufe seiner Bauzeit befeuerten, hatte gerade einmal 1,2 Liter Hubraum und 55 PS - so dass die Spitzengeschwindigkeit von 138 km/h schon einiges an Anlauf benötigte.
Zum Ausgleich konnten aber auch Fahrer solch schleichender Renner zumindest optisch für Eindruck sorgen. Denn die nötigen Extras gab es unabhängig von der Leistung: Die Zusatzscheinwerfer ebenso wie die Leichtmetallfelgen oder das schwarze Dach mit Vinylbezug. Außerdem musste es ja nicht der schwächste aller Motoren sein: Es gab Aggregate mit 60, 75, 90 oder später 100 und 110 PS.
Ob stark oder schwach - der Manta B schlug ein. Schon binnen neun Monaten hatten 100 000 Autos einen Käufer gefunden. Kein Wunder also, dass Opel in den Folgejahren versuchte, den Erfolg auszuweiten. So erschien im Jahr 1978 der Manta CC, den später gerade die Manta-Fahrer selbst belächelten. Beim CC hatte Opel den Versuch gewagt, dem Sportler mehr Nutzwert zu geben. Mittel zum Zweck war ein Schrägheck mit großer Heckklappe. Auf diese Weise bot das ansonsten kaum veränderte Kombi-Coupé einen erheblich größeren Laderaum, der sich durch Umklappen der Rücksitze erweitern ließ.
1979 gab es dann ein kleines Facelift, bei dem die glänzenden Chrom-Stoßstangen durch solche aus Kunststoff ersetzt wurden. Außerdem machte Opel selber vor, wie sich der Manta auf einfache Weise tunen beziehungsweise sportlicher gestalten lässt. Als neues Modell speziell für junge Käufer rollte man nämlich den GT/J in die Schaufenster, der auf Chromschmuck verzichten musste, dafür aber über Frontspoiler und Breitreifen verfügte.
1981 folgte jener Manta, der manchem Eigner des Normal-Modells später als Inspiration für diverse Bastelarbeiten mit Spoilern und Ähnlichem gedient haben dürfte. Opel wollte mit dem Manta Erfolge bei Wettbewerben sammeln - und um ein für Rennen zugelassenes Auto bauen zu dürfen, musste das Werk 400 straßenzugelassene Ausführungen des Rennwagens produzieren. Ergebnis war der Manta 400: Im Hinblick auf den Einsatzzweck des Werkswagens war auch die Straßenversion sportlich aufgepeppt, dazu gab es 2,4 Liter Hubraum und 144 PS.
Nach diesem Höhepunkt war die Karriere des Manta zwar noch längst nicht zu Ende - doch sein Zenit war überschritten. 1982 wurde der Rochen noch einmal gründlich überarbeitet, die Produktion komplett nach Antwerpen verlagert. 1983 folgte mit dem i200 noch ein weiterer sportlicher Ableger. Die Zeiten üppiger Verkaufszahlen jedoch waren vorüber. Nach und nach wurde das Modellprogramm gestrafft, aus dem GT/E machte man 1984 einen GSI und erst am 28. August 1988 war alles vorbei. Der Manta hatte es auf eine Bauzeit gebracht, die ihresgleichen sucht. Und die Gesamtstückzahl vom 534 634 Exemplaren ist nicht nur für ein Spott-Objekt recht beeindruckend.

