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Liebhaber-Autos Liebhaber-Autos: Das letzte Experiment

Von Heiko Haupt 04.12.2001, 10:40
Der Citroen CX (Foto: we)
Der Citroen CX (Foto: we) Citroen

Hamburg/dpa. - Wer als Autofan den Namen Citroen hört, denkt meistan Göttinnen und Enten. Die Limousine DS - die «Göttin» - trug zumRuf des Hauses bei, technisch und optisch Ungewöhnliches auf die Räder zu stellen, während der 2 CV - die «Ente» - als ebenso karges wie knuffiges Auto aus Studententagen in den Köpfen blieb. Oft wird vergessen, dass der französische Autobauer noch einige Meilensteine mehr setzte. Dazu gehört auch der CX. Das Auto beeinflusste ganze Designer-Generationen und gilt heute als letztes erfolgreichesExperiment der einst innovationsfreudigen Marke.

Der CX war zunächst als offizieller Nachfolger besagter «Göttin» auserkoren. Doch als die Entwicklung der Limousine noch in vollem Gange war, brach 1973 die große Ölkrise aus, was vor allem den Markt für größere Autos kollabieren ließ. Bei seiner Präsentation auf demPariser Automobilsalon 1974 wurde der CX daher vorsichtigerweise nicht als Nachfolger der Legende präsentiert. Vielmehr hieß es, er habe die Lücke zwischen eben jenem Spitzenmodell sowie dem kleineren GS zu füllen.

Erst 1976 übernahm das neue Modell die Spitzenstellung in der Modellpalette. Auf Wunsch gab es Servolenkung, Dieselversion oder Kombi im Angebot.

Die Karosserie des CX wirkt bis heute kaum als veraltet. Das Auto war konsequent auf einen niedrigen Luftwiderstand - den so genannten Cw-Wert - ausgelegt. CX ist der in Mainz erscheinenden Zeitschrift «Oldtimer Markt» zufolge nichts anderes als der französische Name dafür. Ergänzt wurde die Grundform durch Details: Der einarmige Wischer gehörte ebenso dazu wie die nach innen gewölbte Heckscheibe,die sich selbsttätig vor Schmutz schützte. Dazu kam das für Citroen typische Fahrwerk mit einer Hydropneumatik, bei der eine Kombination aus Hydraulikflüssigkeit und Stickstoff für Fahrkomfort sorgte.

Auch der Innenraum bot Futuristisches - allerdings nicht unbedingt zur Begeisterung der Fahrer. So zeigten statt herkömmlicher Rundinstrumente Walzen hinter quadratischen Lupengläsern wichtige Informationen wie etwa das gerade gefahrene Tempo an. Dass Citroen weiterhin auf das Einspeichen-Lenkrad setze, um einen besseren Blickauf die Instrumente zu ermöglichen, nützte da nicht viel, auch wenn die großzügigen Platzverhältnisse im Innenraum manche Fehler verzeihen ließen.

Trotz der gemischten Gefühle, die er auslöste, setzte der CX zu einer langen Karriere an. Damit die Kundschaft bei der Stange blieb, gab es regelmäßig Neues in kleinen Häppchen. So hielt mal ein Automatikgetriebe Einzug, mal gab es neue Motoren oder geänderte Ausstattungslinien. Im Zuge des Zeitgeists fand sogar das mit dem VWGolf groß gewordenen Kürzel GTi den Weg zum CX.

Jedoch wurde bei allen Motoren die immer gleiche Kritik laut: Dass die Vierzylinder mit ihrem rauen Lauf wenig zum samtigen Charakter des CX-Fahrens passten. Bei Citroen hatte man zwar in der Erprobung Sechszylinder und Wankelmotoren recht erfolgreich getestet - in der Serie blieb es aber über die komplette Bauzeit bei vier Zylindern.

Ohnehin verhielt sich das Werk bei der Modellpflege bis auf einige Details verhältnismäßig konservativ. Nur einmal musste der CX das über sich ergehen lassen, was gemeinhin «Facelift» genannt wird. Dieserschöpfte sich 1986 äußerlich vor allem in dem seinerzeit typischen Austausch der Chromstoßstangen gegen wuchtigere Kunststoffteile. Innen wichen die Lupeninstrumente herkömmlichen Anzeigen.

Drei Jahre rollte der so aufgepeppte CX noch als Neuwagen auf die Straßen, bis die Zeit des Experimentierens für Citroen 1989 endgültig ablief. Denn als mit dem Modell XM der Nachfolger erschien, war auf den ersten Blick klar, dass man nun auf die Evolution des Bekannten setzte. Erst am Anfang des neuen Jahrtausends, so ist zu hören,erwacht bei den französischen Autobauern die Freude an derExtravaganz wieder. Es soll versucht werden, der Marke mehr Charakter zu geben - etwas, das der fast vergessene CX hatte.