1. MZ.de
  2. >
  3. Leben
  4. >
  5. Auto
  6. >
  7. Kymco: Kymco: Einer für zwei Reviere

Kymco Kymco: Einer für zwei Reviere

Von HANS-ULRICH KÖHLER 24.09.2010, 11:48

Halle/MZ. - Das ist der Sprinter unter den 300er Rollern, und der schnellste ist es auch noch. Das behauptet jedenfalls die Kwang Yang Motor Corporation. Die kennt man gemeinhin als Kymco. Den Superlativ haben die Taiwanesen ihrem Downtown 300i verpasst. Der zaubert seinem Fahrer in der Tat alle Nase lang ein Lächeln ins Gesicht. Einen Roller mit stärkerem Antritt wird man in dieser Klasse nicht finden und Spitze 140 km / h steht auch in kaum einem Datenblatt.

Ein Dreh am Gasgriff und ab geht die Post mit dem Einzylinder-Viertakter. Da ist nix mit Anfahrschwäche, der braucht keine Zeit, um auf Touren zu kommen, der ist gleich hellwach. Mit 33 PS hat Kymco den Roller auch übermäßig ausstaffiert. Üblich sind in der Klasse so 23 bis 27 PS. Die stufenlose Variomatik schafft es in reichlich zehn Sekunden auf Tempo 100.

Jeder Ampelstart wird zum Vergnügen, flinke Überholmanöver auf der Stadtautobahn sind kein Problem und am Berg nimmt der Motor willig Fahrt auf, wenn man bei 120 noch mal den Hahn aufdreht. Damit kann man getrost auf der Autobahn reisen und halbwegs entspannt an den Brummis vorbei flitzen. Einzig der Motor des Spurt-Freundes bleibt als etwas rau klingend in Erinnerung.

Der 300i vereint in sich zwei Talente. Er wuselt einerseits flink durch dichten Großstadtverkehr, weil er zwar breit gebaut, aber nicht übermäßig schwer ist (179 Kilo) und sich sehr agil steuern lässt. Andererseits garantiert die opulente Verkleidung komfortable Langstreckenfahrt bei hohem Tempo. Da liegt der Roller auch bei 135 ruhig auf der Piste, läuft bestens geradeaus. Treibt man den Downtown 300i durch bergige Kurvenlandschaft, kommt man in den Genuss eines exzellenten Fahrwerks. Gepaart mit der schon gelobten Antrittsstärke - wenn man im Kurvenscheitel Gas gibt! - kommt da zwischen 80 und 120 km / h Fahrspaß wie mit einem Motorrad auf.

Auch die Schräglage kann beträchtlich sein, so stabil zieht der 300i durch schnelle Kurven. Einmal in Schräglage gebracht, kreist er ohne zu ruckeln und zuckeln ums Eck, wenn ihn der Fahrer lässt. Einstellbare Federbeine tragen dazu bei. Die Scheibenbremsen vorn und hinten können heftig zupacken, wenn es sein muss, das sollte man immer einplanen. Das ist ein echter Sicherheitsgewinn. Die Sitzposition ist angenehm bequem für 1,80 Meter-Leute, allerdings gibt es nicht viel Spielraum, die Fußposition entspannend zu verändern. Für Größere wird es eng. Die hohe Scheibe bietet sehr guten Windschutz. Eine Teleskopstange stützt die angehobene (extrem bequeme) Sitzbank, unter der Platz für zwei Jet-Helme ist und die im Dunkeln mit "Innenraumbeleuchtung" glänzt. Kleine Ablagefächer, nicht verschließbar, gibt es vorn, dort wurde auch eine 12-Volt-Steckdose platziert. Die Instrumente sind rot hinterleuchtet, klar ablesbar, egal wie die Sonne steht. Im Dunkeln kommt man in den Genuss eines breiten Lichtkegels, der die Fahrbahn bestens ausleuchtet.

Die Spiegel sind groß und bleiben auch bei Top-Speed vibrationsfrei. Ein Ärgernis - aber nicht nur beim 300er - ist das Kymco-Zündschloss. Das hat so viele und feine Abstufungen, dass es gutes Fingerspitzengefühl braucht, um immer die richtige Funktion auszulösen. Es nervt, wenn das Staufach sich erst im dritten Anlauf öffnen lässt.

Mit seinem 12,5 Liter-Tank ist der Roller fit für die große Tour über Land, auch zu zweit, da lässt er nur wenig an Zugkraft nach. 353 Kilo darf das Gesamtgewicht mit Sozia betragen, das ist ein Wort in dieser Klasse. Fährt man den Roller sanft mit 90 bis 100 km / h, kann man auch schon mal die vier Liter-Marke knacken, da kommt man weit über 300 km, denn Reisen macht Spaß mit diesem Roller - auch wenn der Namen Downtown mehr auf die städtischen Vorzüge abhebt. Der 300i fühlt sich in beiden Revieren wohl.