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Kühlung Kühlung: Klimaanlage im Auto richtig einstellen

Von Thomas Geiger 13.07.2004, 11:38
Eine Frage der Einstellung - um im Fahrzeuginnenraum bei heißer Witterung schnell angenehme Temperaturen zu erhalten, sollte die Klimaanlage bei Fahrtbeginn für einige Minuten auf niedrigste Werte und auf Umluft gestellt werden. Als Standardtemperatur für die Fahrt empfehlen Mediziner 22 Grad. (Foto: dpa)
Eine Frage der Einstellung - um im Fahrzeuginnenraum bei heißer Witterung schnell angenehme Temperaturen zu erhalten, sollte die Klimaanlage bei Fahrtbeginn für einige Minuten auf niedrigste Werte und auf Umluft gestellt werden. Als Standardtemperatur für die Fahrt empfehlen Mediziner 22 Grad. (Foto: dpa) ADAC

Jena/Stuttgart/dpa. - Heiße Sommer stellen Autofahrer auf eine harte Probe. Schließlich müssen sie auch bei Temperaturen, bei denen Schulkinder längst hitzefrei haben, noch sicher durch denVerkehr finden. Oft heizt die Sonne den Innenraum auf weit über 50 Grad auf, wodurch die Konzentration sinkt und das Unfallrisiko steigt. Klimaanlagen können an heißen Tagen nicht nur für einen kühlen Kopf sorgen: Mit dem Komfort verbessern sie auch die Sicherheit - vorausgesetzt, Temperatur und Luftstrom werden richtig eingestellt.

Den positiven Einfluss der Klimaanlage auf Wohlbefinden, Kondition und Konzentration belegten zum Beispiel medizinisch begleitete Tests des tschechischen Autoherstellers Skoda im amerikanischen Death Valley. «Selbst bei Außentemperaturen von bis zu 50 Grad sind die Fahrer buchstäblich "cool" geblieben», sagt Skoda-Sprecher Christoph Ludewig. Ohne Klimaanlage lasse sich schon nach wenigen Kilometern eine deutliche Verschlechterung der Gesamtkondition nachweisen, fasstVerkehrsmediziner Markus Schmitt aus Bodolz (Bayern) dieMessergebnisse zusammen: «Die Herzfrequenz geht zurück, dieKörpertemperatur steigt, und die Auffassungsgabe wird schlechter.»

Dies führe zu Ermüdung, nachlassender Aufmerksamkeit undverminderter Reaktionsfähigkeit. «Hohe Temperaturen ohne Klimaanlage sind damit ähnlich gefährlich wie Fahrten unter Alkoholeinfluss», sagt Schmitt und verweist auf eine Statistik der Gesamthochschule Wuppertal. Danach steigt die Unfallhäufigkeit um bis zu einem Drittel an, wenn die Fahrzeuginnentemperatur auf 37 Grad klettert.

Ein weiteres Indiz für die Beanspruchung des Fahrers liefernBewegungsmessungen der Wirbelsäule. Bei schlecht eingestellten Sitzen und bei hoher Innenraumtemperatur ermüdeten die Fahrer schneller, sagt Steffen Adler vom Biotec-Unternehmen «friendly sensors» in Jena, das unter anderem die Muskelaktivitäten der MIR-Astronauten aufzeichnete. Vor allem am Kopf würden weniger Bewegungen registriert. «Die Fahrer haben sich unmerklich einer typischen Schlafhaltung genähert, den Kopf immer weiter nach hinten gelegt und kaum mehr in die Spiegel oder gar über die Schulter geschaut.»

Vermeiden oder zumindest hinauszögern lasse sich diese Reaktionmit sorgfältig eingestellten Sitzen sowie gelegentlicherRückengymnastik während der Fahrt und bei Pausen: «Die Ermüdung des Rückens kommt schleichend, unbewusst und ist der erste Schritt zum unsicheren Fahrverhalten», so Adler.

Verschärft wird die Belastung des Fahrers laut VerkehrsmedizinerMarkus Schmitt unabhängig von der Klimatisierung durch einenzunehmenden Sauerstoffmangel. «Die Konzentration im Blut geht auf langen Strecken im geschlossenen Auto zurück und trägt damitebenfalls zur Ermüdung bei.» Deshalb rät er Autofahrern, selbst bei drückender Hitze regelmäßig den Wagen kräftig durchzulüften.

Aber der Fahrer wird bei steigenden Temperaturen nicht nurunaufmerksam, er wird auch aggressiver, wie Untersuchungen desZulieferers Behr aus Stuttgart ergaben: Sie attestierten«überhitzten» Fahren weniger Geduld und schnelleren Hang zum Hupen.

Offenbar kennen viele Autofahrer die Vorteile eines gekühltenFahrzeuginnenraums. Nach Angaben von Behr hat sich die Klimaanlage in den vergangenen Jahren zur Wunschausstattung Nummer ein gewandelt. «In drei bis vier Jahren wird die Klimaanlage im Großteil der angebotenen Modelle serienmäßig sein», schätzt auch Bernd Dienhart, der beim Zulieferer Visteon in Kerpen die Sparte «Klimaanlagen» verantwortet. Selbst der Anteil der Klimaautomatik, die heute meist nur gegen Aufpreis zu haben sei, werde weiter steigen.

Aber Klimaanlagen bieten nicht nur Vorteile: Wer nicht aufpasst,riskiert sogar gesundheitliche Schäden: So klagen in Umfragen der AOKüber 40 Prozent der Autofahrer über eine körperliche Beeinträchtigungund monieren neben Kälte und Zugluft vor allem trockene Schleimhäute.

Mediziner Markus Schmitt rät daher, generell eine Temperatur von22 Grad einzustellen. Vor dem Einsteigen sollte das heiße Auto gut gelüftet, danach die Klimaanlage für einige Minuten auf niedrigste Temperaturen und auf Umluft eingestellt werden. Allerdings sollte man den kalten Luftstrom nicht direkt auf den Kopf, sondern indirekt entlang der Seitenfenster lenken. Kurz vor dem Aussteigen empfiehlt der Experte, die Temperatur wieder ein wenig anzuheben, damit der Unterschied zwischen Außen- und Innentemperatur nicht zu groß ist. So könne sich der Körper wieder auf die Hitze des Sommers einstellen.