Klappscheinwerfer Klappscheinwerfer: Wo sind die Schlafaugen hin?

Halle (Saale)/Ampnet/GP/DMN - Klappscheinwerfer sind schon länger verschwunden, als man zunächst meinen möchte. Dabei erinnern wir uns doch noch so gut an Scheinwerfer, die verdeckt, versenkt, versteckt und nicht sichtbar sind, wenn sie ausgeschaltet sind. Was ja meist der Fall ist. Und die, wenn sie eingeschaltet und ausgefahren sind, dem Fahrzeug zu einem markanten, höchst eigenständigen Aussehen verhelfen. Ein ausgesprochen prominenter Vertreter dieser Gattung ist der Roadster von Mazda, der MX-5, der in hohen Stückzahlen verkauft wurde.
Der MX-5 wird seit 1989 – mittlerweile in der dritten Generation – vom japanischen Automobilhersteller Mazda gebaut. Das intern NA genannte erste Modell des Mazda MX-5, gebaut von 1989 bis 1998, verfügt nicht nur über ein Faltdach aus Stoff, sondern auch über schnucklige Klappscheinwerfer. Die hat sich Mazda beim Vorbild Lotus Elan gleich mal mit abgeguckt.
Dem sportlichen Briten ist der MX-5, um es vorsichtig zu sagen, höchst stilecht nachempfunden. Der bis zwei Jahre vor der Jahrtausendwende gebaute Japaner ist eines der letzten Automobil-Modelle, bei dem noch Klappscheinwerfer verbaut wurden. Die Chevrolet Corvette C5 (2004), der De Tomaso Guara (2004) und der Esprit von Lotus (2003) waren dann die (zumindest vorerst) letzten produzierten Fahrzeuge mit Klappscheinwerfern.
Beginn der Klappscheinwerfer in den USA
Der Beginn der Schlafaugen-Geschichte lag zu dem Zeitpunkt bereits rund sieben Jahrzehnte zurück. Der erste Pkw mit Schlafaugen dürfte der von Gordon Buehrig entworfene Cord 810/812 gewesen sein, der Mitte der 1930-er Jahre in Amerika bei Auburn gebaut wurde. Der Fronttriebler war mit Hauptscheinwerfern ausgestattet, die ursprünglich bei Flugzeugen für den Landeanflug ausgeklappt wurden.
In den USA wurden Klappscheinwerfer schick – bei Limousinen. In Europa gerieten sie zum stilistischen Merkmal von Sportwagen, etwa bei Modellen von Ferrari, Lamborghini, Maserati oder Porsche. Ihre Verwendung sorgte dafür, dass die Frontpartien flach, tief gezogen und aerodynamisch günstig gestaltet werden konnten. Zumindest solange die Scheinwerfer nicht gebraucht wurden. Denn bei eingeschalteten Scheinwerfern verschlechterte sich die Windschlüpfrigkeit entsprechend. Ausgefahren werden die Scheinwerfer meist elektrisch, seltener per Hand.
Die häufigsten Schlafaugen-Varianten
Im Prinzip gibt es drei verschiedene technische Varianten der Klappscheinwerfer. Da wäre zunächst die Version mit einer Drehung um die Querachse, wie sie etwa beim VW Porsche 914 anzutreffen ist. Der Scheinwerfer fährt beim Einschalten mit einer Drehung aus der Karosserie heraus.
Bei Variante zwei werden die Scheinwerfer um die Längsache ein- und ausgefahren. Etwa beim nur fünf Jahre lang ab 1968 gebauten Opel GT, bei dem der Vorgang nicht elektrisch, sondern per Hand erfolgt. Bei den rund 103.000 gebauten Exemplaren halfen keine Elektromotoren, wenn es hell werden sollte. Der Fahrer musste an einem oftmals etwas schwergängigen Hebel ziehen, um die Leuchten in die richtige Position zu bringen.
Variante drei sind verdeckt eingebaute Scheinwerfer, bei denen Elektromotoren die Abdeckung von den Scheinwerfern verschwinden lassen, etwa unter der Karosserie, wie beim Lincoln Town Car.
Nicht nur reinrassige Sportwagen wie Ferrari, Lamborghini oder Maserati kamen in den Genuss von Klappscheinwerfern. Auch ganz volkstümliche Modelle wie etwa den Mazda 323 zierten die ausgefallenen Beleuchtungslösungen. Auch etliche preiswertere Sportler wie Fiat X 1/9, Opel GT, Toyota Celica und MR 2 oder VW Porsche rollten mit versenkten Scheinwerfern durch die Lande.
Warum sind Klappscheinwerfer verschwunden?
Anders als viele Automobilisten meinen, sind (ausnahmsweise einmal) nicht neue, zusätzliche Vorschriften, technische oder gesetzliche Regelungen für das Aussterben der Klappscheinwerfer verantwortlich. „Uns ist kein technischer oder rechtlicher Grund bekannt, warum Klappscheinwerfer nicht mehr zum Einsatz kommen dürften“, sagt Wolfgang Partz, Pressesprecher Mobilität und Verkehr beim TÜV Rheinland in Köln.
Vielleicht sind sie ganz einfach aus der Mode gekommen. Schließlich erlauben neue Bauweisen und Beleuchtungstechniken kleinere Scheinwerfer, die sich designtechnisch besser integrieren lassen als die früheren großen Leuchten-„Töpfe“. Möglicherweise sind auch die relativ hohen Produktionskosten mit dafür verantwortlich, dass uns heute keine „Schlafaugen“-Automobile mehr angeboten werden.
Auch Hans-Georg Marmit von der KÜS-Bundesgeschäftsstelle sieht keinen zulassungstechnischen oder rechtlichen Grund, „höchstens auf Umwegen. Damit meine ich die vorgeschriebenen Bauordnungen für den passiven Fußgängerschutz am Fahrzeug. Da haben die doch eckigen und scharfen Kanten mancher Klappscheinwerfer nicht mehr hineingepasst. Dazu kommt, dass die Hersteller von der komplizierten, teuren und anfälligen Technik dieser Beleuchtungen Abstand genommen haben“
Der Sprecher der Sachverständigen-Organisation erwähnt einen weiteren Punkt: die Rolle des Luftwiderstandsbeiwerts und des Treibstoffverbrauchs. „Heute wird mit jedem Liter Treibstoff gegeizt, damit man in der Produktbeschreibung einen möglichst geringen Durchschnittsverbrauch angeben kann.“ Auch „die Einführung von Tagfahrlicht und Xenonbeleuchtung, die eine automatische Leuchtweitenregulierung voraussetzt, dürfte schwer zu vereinbaren sein mit aufklappbaren Scheinwerfern.“ Und er ergänzt: „So sehr ich das auch bedauere. Das hatte schon was.“ Wie wahr, wie wahr.



