Jubiläum Jubiläum: Duisburg führte 1954 erste Parkuhr in Deutschland ein

Duisburg/dpa. - Für viele Duisburger Autofahrer begann derAlltag im Neuen Jahr 1954 mit einer Überraschung: Die ersten 20Parkuhren Deutschlands säumten den Bürgersteig der Straße AmBuchenbaum in der Duisburger Innenstadt. Die beliebten Parkplätze fürKunden der Hauptgeschäftsstraße wurden für einen Groschenstundenweise rationiert, um Dauerparker zu vertreiben. Damit warDuisburg vor 50 Jahren nach Basel und Stockholm die dritte StadtEuropas, die mit den «Groschengräbern» bei den Autofahrern Kleingeldeinsammelte.
Dabei sei die Stadt an den Einnahmen gar nicht interessiert,versicherte damals Verkehrsdezernent Fritz Seydaack. Vielmehr sollten die Einnahmen offen ausgewiesen und für gemeinnützige Zwecke wieder ausgegeben werden, berichtete eine Lokalzeitung unter der Überschrift «Parkographen verhindern Dauerparken». Und der Verkehrsdezernent gab sich hoffnungsvoll: «Ich bin mir sicher, dass die Autofahrer bald die größten Befürworter der Parkuhren sein werden.»
Nicht so ganz: Denn während mancher Autofahrer schon an derZwangslage zwischen fehlendem Münzgeld und drohendem Knöllchen an den Parkautomaten verzweifelt ist, sind die Gebühren zumindest für die Auto-Lobby immer noch eine sinnvolle Lösung. «Sonst würden die Innenstädte ruckzuck zugeparkt», meint Dieter Wirsich, Sprecher des Allgemeinen Deutschen Automobilclubs (ADAC). «Allerdings sollen die Gebühren den Kommunen nicht mit Fantasiepreisen die Kassen füllen.»
Doch seit der Parkuhren-Wald auf den Bürgersteigen abgeholzt unddurch solarbetriebene Parkschein-Automaten ersetzt wurde, sind die Städte aus Sicht vieler Autofahrer längst bei Mondpreisen gelandet. Aus dem Groschen von einst wurde bald eine Mark, und inzwischen ist vielerorts in den Innenstädten für eine Stunde Parken ein Euro fällig. Wer es exklusiver liebt, wird auf der Düsseldorfer Kö mit bis zu 1,50 Euro oder auf der Oranienburger Straße in Berlin gleich mit zwei Euro pro Stunde zur Kasse gebeten. Derzeit erwägt der BerlinerSenat in besonders beliebten Park-Lagen eine Anhebung auf drei Euro.
Während für die erste Parkuhr der Groschen als gängigste Münzeausgewählt wurde, zwingen die modernen Parkautomaten den Autofahrerimmer wieder zu aufwendigen Geldwechsel-Aktionen. Wenn nicht dieGebühr gleich online per Scheckkarte in die Stadtkasse gespült wird.
In Duisburg kommen so inzwischen immerhin gut zwei Millionen Europro Jahr zusammen und in Köln ist es fast die fünffache Summe. «Aberdie werden zweckgebunden für den Straßenbau verwendet», betontHeribert Krichel vom Kölner Amt für Straßen- und Verkehrstechnik.Dagegen fließen die ebenfalls gut zehn Millionen Euro, die jedes Jahrvon den Politessen per Knöllchen eingetrieben werden, in denallgemeinen Haushalt.
So mancher Autofahrer wünscht sich mittlerweile sicherlich dieindividuelle Parkuhr zurück - angesichts ständig wuchernder Anwohner-Lade- und Sonder-Parkzonen, die ganze Straßenzüge zuknöllchengefährdeten Gebieten erklären. Und deren Regeln Unkundigenmitunter komplizierter erscheinen als ihre Steuererklärung. Der«Parkograph» galt damals hingegen als idealer Schlichter zwischen dengenervten Autofahrerern und den gestressten Polizeibeamten, die sichnoch um die Parksünder kümmern mussten. «Für den Beamten gibt esjetzt keine langen Verhandlungen mehr», lobte die DuisburgerLokalzeitung. «Er schaut nur auf die Parkuhr und weiß Bescheid.»