Jeder geworfene Gegenstand gefährdet den Verkehr
Stuttgart/dpa. - Es ist keine Frage des Gewichts: Jeder von Autobahnbrücken geworfene Gegenstand gefährdet den Verkehr. Darauf weist Alexander Berg, Leiter der Dekra-Unfallforschung in Stuttgart, hin.
So seien nicht nur mehrere Kilogramm schwere Gegenstände eine lebensgefährliche Bedrohung für Autoinsassen, wie sich zuletzt bei dem Anschlag vom Ostersonntag (23. März) auf der A29 bei Oldenburg gezeigt hat. Selbst ein von einer Brücke geworfener Papierflieger könne unabsehbare Folgen haben.
Da auf eine Brücke zufahrende Autofahrer bei den auf Autobahnen üblichen hohen Geschwindigkeiten nicht erkennen können, was von oben herabfliegt, können sie laut Berg in Panik das Steuer verreißen. Es sei durchaus denkbar, dass ihr Wagen dadurch ins Schleudern gerät und in die Leitplanke oder in andere Fahrzeuge kracht.
Am Ostersonntag war eine 33-jährige Beifahrerin auf der A29 bei Oldenburg von einem sechs Kilogramm schweren Holzklotz getötet worden, der von einer Brücke geworfen worden war und die Scheibe ihres Wagens durchschlagen hatte. Der bislang unbekannte Täter scheint mit seinem Anschlag offenbar Nachahmer zu provozieren: Nach Polizeiangaben ließ ein Jugendlicher im Kreis Viersen von einer Brücke einen leeren Getränkekarton auf die A61 fallen. In der Nähe von Castrop-Rauxel wurde ein Auto von einem von einer Brücke geworfenen Stein getroffen. Und in Kempen bewarfen Jugendliche vorbeifahrende Autos von einer Brücke mit Lehmklumpen.
«Das sind alles andere als dumme Jungenstreiche», betont Dekra-Unfallforscher Berg. Die geworfenen Gegenstände gefährdeten immer Menschenleben. Grundsätzlich sollte daher nichts von Brücken geworfen werden. Wer so etwas beobachtet, sollte sofort die Polizei verständigen, damit der Verkehr gewarnt und der Täter gefasst wird.
Wann ein Gegenstand die Windschutzscheibe eines Autos durchschlägt, hängt laut Berg von verschiedenen Faktoren ab, wie Versuche am Dekra-Crashtestzentrum gezeigt hatten: unter anderem vom Gewicht des Gegenstands, von der Geschwindigkeit des Fahrzeugs sowie vom Winkel der Frontscheibe des fahrenden Autos.