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Infiniti FX50S: Der große Unbekannte

21.01.2009, 08:23

Hamburg/dpa. - Es gibt eine neue Alternative in der Oberklasse. Ähnlich wie vor gut zehn Jahren der noble Toyota-Ableger Lexus startet jetzt in Europa auch die Nissan-Schwester Infiniti.

Nissan-Tochter hat BMW-Kunden im Visier

Weil die Japaner vor allem bei BMW-Kunden punkten wollen, sind ihre Modelle scharf gegen die Autos aus München positioniert. Die G-Serie mit Limousine, Coupé und bald auch einem Cabrio fährt gegen den 3er. Der kompakte Geländewagen EX soll X3-Fahrer abwerben, und gegen den X5 bringt Infiniti den FX in Stellung. In vielen Teilen Europas hat der Wettbewerb bereits begonnen, in Deutschland dauert es noch bis Herbst 2009.

Gigant mit sportlichen Zügen

Flaggschiff und Ikone der Marke ist der FX, neben dem selbst ein Audi Q7 zierlich aussieht. Zwar bleibt der Allradler mit 4,87 Metern Länge unter der Fünf-Meter-Marke. Doch sind der riesige Kühlergrill, die wie ein Dekolleté geschwungene Motorhaube, die stechenden Scheinwerfer und die muskulösen Hüften so imposant, dass der Vordermann sich freiwillig dünne macht. Dennoch wirkt der FX nicht grob und träge, sondern filigran und sportlich - was auch an den großen Kiemen und dem Coupé-förmigen Schnitt des Hecks liegt.

Von der imposanten Größe bleibt innen nicht viel übrig

Schade nur, dass die Japaner auf dem Weg nach drinnen so viel von der Größe verloren haben. Denn geräumig ist der Geländewagen nun wirklich nicht. Während die Konkurrenz als Option sieben Sitze anbietet, gibt es im FX nur zwei Reihen - und schon da wird es eng im Fond. Außerdem fasst der Kofferraum lediglich magere 410 Liter, die dank der hohen Ladekante nur Gewichtheber voll ausnutzen können.

Ein Ambiente aus Raumschiff und Clubsalon

Als Trost gibt es allerdings ein ausgesprochen nobles Ambiente, das die Balance zwischen mondän und modern wahrt. Das Cockpit mit den grell hinterleuchteten Rundinstrumenten, den großen Schaltpaddeln für die Automatik und den vielen Knöpfen auf dem griffigen Multifunktionslenkrad erinnert deshalb ein bisschen an das Raumschiff von Captain Future. Doch Holz, Leder und die klassische Analoguhr in der Mittelkonsole holen den FX wieder in die Gegenwart zurück.

Vortrieb satt, und zwar ohne jede Anstrengung

Unter der Haube beginnt das Angebot mit einem 3,7 Liter großen V6-Motor, der 235 kW/320 PS leistet. Aber nach dem Motto «wenn schon, denn schon» ist der Achtzylinder für den immerhin 2,2 Tonnen schweren Wagen die bessere Wahl. Fünf Liter Hubraum, 287 kW/390 PS und 500 Nm Drehmoment garantieren steten Vortrieb ohne jede Anstrengung. Mit der Leichtigkeit eines Sportwagens beschleunigt der FX50 deshalb in gerade einmal 5,8 Sekunden auf Tempo 100 und wirkt auf der Autobahn so, als sei seine Kraft beim Limit von 250 km/h noch lange nicht zu Ende. Dabei ist der Motor ruhig und gelassen wie ein alter Bär vor dem Winterschlaf. Nur wer das Pedal durchtritt, hört ein wütendes Brüllen, als hätte man ihm den Honigtopf gestohlen.

Schluckspecht mit dem flinken Schritt eines Tänzers

Den Preis für das Vergnügen zahlt man an der Tankstelle: Schon im Normzyklus schluckt der V8 13 Liter, im Alltag wird es mehr. Im Gegensatz zu vielen anderen potenten Geländewagen ist der FX nicht nur schnell, sondern agil. Denn neben einer für Europa gründlich adaptierten Einstellung von Federn, Lenkung und Bremsen und einem Fahrwerk mit variabler Härte, gibt es für ihn als einzigen Buckelboliden eine Allradlenkung. Mit ihr tänzelt die Wuchtbrumme ungeheuer leichtfüßig und schnell durch die Kurven.

«Alles drin» lautet die Devise bei der Ausstattung

Knapp ein Jahr vor dem Verkaufsstart stehen die Preise noch nicht endgültig fest. Doch wird das Flaggschiff der Marke rund 70 000 Euro kosten. Damit liegt Infiniti auf Augenhöhe mit den Wettbewerbern. Die Japaner haben allerdings das bessere Verhältnis von Serien- und Sonderausstattung: «Alles drin, alles dran», lautet zumindest für den FX50 die Devise - selbst das Heer elektrischer Helfer, die Festplatten-Navigation, der Roundview-Monitor mit vier Kameras für die Rangier-Darstellung aus der Vogelperspektive, der Abstands-Tempomat und die 21-Zöller sind Serie. Einzig für das Ersatzrad und das Dekor aus Alu und Klavierlack muss man extra zahlen.

Fazit: Ein imposanter und interessanter Außenseiter

Natürlich gibt es günstigere Zeiten für die Einführung einer neuen Luxusmarke, und riesige Autos wie der FX50 haben ihre besten Tage wahrscheinlich bereits hinter sich. Doch der für die meisten Oberklasse-Kunden buchstäblich große Unbekannte sieht sehr gut aus, hat ein überraschend straffes Fahrwerk und einen potenten Motor, ist üppig ausgestattet und perfekt verarbeitet - und er stimuliert die Lust an der Leistung. Dass die Deutschen noch ein Jahr warten müssen, ist kein Schaden: Bis dahin sollte sich die Wirtschaft gefangen haben, und ein Diesel ist dann in greifbarer Nähe.