Alternative Antriebe Hybrid-Premiere: Opel setzt beim neuen Astra auf Strom und Benzin
Erstmals gibt es den Opel Astra nun auch als Plug-in-Hybrid. Er bietet 180 PS Leistung und 60 km rein elektrische Reichweite.


Halle / Saale - Die allererste Ausfahrt mit Opels neuem Astra beginnt nach dem Einsteigen mit einem kräftigen Wow: Wirklich schick gemacht, das Armaturenbrett, „Pure Panel“ nennt Opel das. Fast ein Meter breit spannt es sich von links nach rechts, leicht gebogen, rahmenlos unter Glas. Dahinter versorgen zwei große Zehn-Zoll-Bildschirme den Fahrer mit den aktuellen Fahrdaten, Multimediaangebote etc.
Schneller Check: Durch wieviel Menüs muss ich mich auf dem Display tasten, um es wärmer zu machen oder das Radio lauter? Prima, es geht auch direkt, ganz ohne Umwege durch Menüs. Gut, dass der Touch-Wahn vergangener Jahre auch beim neuen Astra abgeebbt ist. Wichtige Funktionen lassen sich auch über Tasten bedienen lassen. Und ganz zeitgemäß kann man per Sprachsteuerung auch viele Assistenten aktivieren. Ruft man „Hey Opel“, wird sie in Gang gesetzt und funktioniert bei ersten Proben ziemlich zuverlässig, wenn man klar und deutlich seine Wünsche äußert. Nichtsdestotrotz bieten die Menüs auf dem Display jeden Menge Möglichkeiten seinen Konfigurationstrieb auszuleben.
Mit dem Astra eröffnet Opel bei den Assistenzsystemen eine neue Ära in der Modellreihe. Ein Head-up-Display ist lieferbar, auch eine erweiterte Verkehrsschilder-Erkennung und ein Rückfahrassistent, der bei eingelegtem Rückwärtsgang Fußgänger oder andere Autos erkennt. Die Kunden können aus einem breiten Angebot von elektronischen Helfern wählen. Dazu gehört ein System, das alle Kameras kombiniert, um das Tempo vorausschauend anzupassen, Geschwindigkeitsempfehlungen zu geben und halbautomatisch den Spurwechsel auszuführen. Und natürlich lässt sich das Handy kabellos laden, Apples Carplay liegt an, auch Android Auto.
Mit dem Kadett begann vor 85 Jahren in Rüsselsheim die Geschichte der kompakten Opel-Modelle. Das jüngste Exemplar in der langen Kompakt-Reihe ist der Astra, der erstmals 1991 gebaut wurde. Nun startet die ewige Debatte, wer nun besser aussieht und besser ist - der Golf oder der Astra - in eine neue Runde. Der Wolfsburger Zulassungskönig wird es dabei schwer wie nie haben, so das Fazit nach ein paar hundert Premierenkilometern. Das neue Markengesicht, wie etwa beim Mokka bereits zu sehen, steht auch dem Astra sehr gut. Das sogenannte Opel-Vizor, also das glatte, schwarze, geschlossene Visier, bestimmt die Front sehr vorteilhaft. Opel hat nun eine unverwechselbare Designsprache gefunden. Der neue Astra wirkt deutlich dynamischer als seine Vorgänger, und mit der optionalen Zweifarblackierung auch wertiger.
Die Abmessungen blieben gegenüber dem Vorgänger fast unverändert (4,37 Meter). Allerdings verbesserten die Entwickler die Steifigkeit der Karosserie um 14 Prozent, was gut für die Fahrstabilität sein wird. Die Basis ist eine Plattform, die im Stellantis-Konzern auch für andere Modelle genutzt wird. Der Astra wurde in Rüsselsheim entworfen und entwickelt, dort wird er auch gebaut. Gegenüber seinem Vorgänger ist er dank des neuen Fahrwerks mit McPherson-Federbein vorne und einer Verbundlenkerachse im Heck wesentlich fahraktiver, die Lenkung arbeitet deutlich präziser, so dass auch bei höheren Geschwindigkeiten eine bessere Stabilität erreicht wird, wie die erste Ausfahrt zeigte. Auch die Bremsen wurden überarbeitet und verzögern den Astra zuverlässig. Dank des geringen Luftwiderstands (cw-Wert 0,269) und der guten Dämmung herrscht angenehme Ruhe, auch wenn man mit hohen Drehzahlen oder hohem Tempo unterwegs ist.
Die Antriebe teilen sich konventionelle Benzin- und Dieselmotoren sowie ein Plug-in-Hybrid-Aggregat. Als Basismotorisierung kommt ein 1,2 Liter-Dreizylinder-Benziner mit wahlweise 110 PS und 130 PS und einem manuellen Sechs-Gang-Getriebe zum Einsatz. Ein 1,5 Liter-Diesel geht mit ebenfalls 130 PS in den Verkauf. Das Spitzenmodell ist momentan das gefahrene Plug-in-Modell (ab 35.800 Euro) mit einer Systemleistung von 180 PS und einem maximalen Drehmoment von 360 Nm. Der Wagen hinterließ mit dieser Motorisierung auf den Testrunden einen sehr agilen, durchzugsstarken und kultivierten Eindruck, wozu die nahezu ruckfreie, zupackende, serienmäßige Acht-Gang-Automatik wesentlich beitrug. Die rein elektrische Reichweite soll bei rund 60 Kilometern liegen. Der Wagen kann eine Höchstgeschwindigkeit von 225 km/h erreichen. Eine noch stärkere Plug-in-Version (225 PS) soll folgen.
Beschleunigt man sehr gefühlvoll und gleichmäßig, nähert man sich im rein elektrischen Betrieb Tempo 125. Die Batterie des Plug-in-Modells Astra PHEV lässt sich laut Hersteller in knapp zwei Stunden laden, nutzt man ein starkes Ladegerät. Der Testverbrauch nach Fahrten auf bergigen Landstraßen, in der Großstadt und auf Autobahnen lag im Hybridmodus bei 4,7 l auf 100 km. Opel verspricht den Kunden 1,1 l Normverbrauch, was aber in der Realität nicht erreichbar ist. Kurz nach der ersten Ausfahrt zum Jahresauftakt hat Opel bereits die Kombi-Version das Astra nachgeschoben. Sie ist ab sofort als Astra Sports Tourer ab 23.565 Euro bestellbar. Dafür gibt es als Einstiegsmodell einen 110 PS starken 1,2 Dreizylinder-Benziner mit Sechs-Gang-Schaltgetriebe. In zwei Jahren wird ein vollelektrischer Astra zu den Händlern rollen, ab 2028 soll Opel zur vollelektrischen Marke werden. 2025 lockt man mit einer Überraschung und befördert ein Kult-Auto in die Zukunft. Dann wird der Manta zum Stromer.
Technische Daten Opel Astra PHEV (Plug-in-Hybrid):
Antrieb: 1,6 Liter-Benziner mit 150 PS, Elektromotor 110 PS, Systemleistung 180 PS, Schaltung: Acht-Stufen-Automatik, Drehmoment: 360 Nm, Höchsttempo: 225 km/h, Testverbrauch: 4,7 l pro 100 km, Länge: 4,37 m, Kofferraum: 352 l, Preis: ab 35.800 Euro Das Einstiegsmodell des Astra (Benziner, 110 PS) kostet 22.465 Euro.