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Gebrauchtwagen Gebrauchtwagen: Geldvernichtung durch ausgefallene Extras

14.10.2003, 08:27
Rapider Wertverlust - das Vorgängermodell des aktuellen 7er-BMW büßte in nur zwei Jahren 31 200 Euro an Wert ein. (Foto: dpa)
Rapider Wertverlust - das Vorgängermodell des aktuellen 7er-BMW büßte in nur zwei Jahren 31 200 Euro an Wert ein. (Foto: dpa) BMW

Maintal/Gelsenkirchen/dpa. - Ein extravaganter Farbgeschmack und obskure Ideen bei der Ausstattungswahl können einen Neuwagenkauf schnell zum Verlustgeschäft machen. Denn dass ein Auto im Laufe der Zeit an Wert verliert, ist zwar allgemein bekannt. Wer jedoch sein neues Gefährt gegen die Regeln der Trends wählt und ausstattet, wird dafür oft mit besonders schnell sinkenden Werten bestraft. Hinzu kommen etliche weitere Faktoren, die den Wertverlust bestimmen. So kommt es, dass der Käufer eines Mercedes SLK fast schon ein Sparkonto kutschiert, während der Besitzer eines Vorgängermodells des aktuellen 7er-BMW eine wahre «Geldvernichtungsmaschine» über die Straßen lenkt.

«Je exotischer Farbe, Ausstattung oder Motorisierung eines Autos sind, desto höher ist der zu erwartende Verlust», sagt Professor Ferdinand Dudenhöffer vom Center of Automotive Research (CAR) an der Fachhochschule Gelsenkirchen. Auch die beim Neukauf so reizvollen Rabatte könnten sich später als Nachteil herausstellen: «Je stärker der Neuwagenrabatt, desto geringer der Werterhalt.» Ein Beispiel dafür ist laut Dudenhöffer die Marke Fiat. Bei diesen Fahrzeugen bleibt nach vier Jahren ein durchschnittlicher Verlust von 51 Prozent. Wer dagegen nach vier Jahren möglichst wenig vom Fahrzeugwert einbüßen will, muss erstmal richtig investieren. Denn auf Platz eins der Marken liegt bei vierjährigen Autos laut Dudenhöffer Porsche mit einem Wertverlust von nur 36 Prozent.

Auf Platz zwei folgt Land Rover mit 42 Prozent. «Das hat uns auch überrascht», sagt Dudenhöffer. Den Grund dafür sieht man zum einen im Trend zu den so genannten Sports Utility Vehicles (SUV) sowie im knappen Angebot. Doch die Marke ist nur ein Maßstab - nicht minder wichtig ist die Modellwahl. So verliert laut Dudenhöffer ein Audi A2 verhältnismäßig stark an Wert, während der A3 recht stabil ist. Maximilian Maurer vom ADAC in München weist darauf hin, dass es selbst innerhalb der Modellreihen Unterschiede gibt. So sind beispielsweise bestimmte Motorvarianten besonders gefragt und daher weniger vom Wertverlust bedroht als andere.

Auch Spaß kann helfen, den Wert zu erhalten. Der Marktbeobachter EurotaxSchwacke in Maintal (Hessen) hat festgestellt, dass gerade Roadster, viersitzige Cabriolets und sportliche Coupés besonders wertstabil sind. Im aktuellen Schwacke Automobil-Index (SAX) hat der Mercedes SLK nach zwei Jahren mit 83,8 Prozent den prozentual höchsten Restwert aller Autos. Danach folgen Mercedes CLK-Cabriolet mit 80,2 Prozent und Porsche 911 mit 79,3 Prozent.

Wer nicht in Prozenten rechnen, sondern einfach nur möglichst wenig Geld verlieren will, der sollte einen Smart kaufen: Das Kleinstmobil hat laut SAX mit 2000 Euro in zwei Jahren den geringsten Wertverlust. Das Gegenteil ist der Vorgänger des aktuellen 7er-BMW: Rund 31 200 Euro werden in nur zwei Jahren eingebüßt.

Abgesehen von den grundsätzlichen Tendenzen für die jeweiligen Modelle und Marken kann jeder Käufer den Wertverlust seines Wagens in bestimmten Grenzen mit beeinflussen. Und das beginnt eben schon beim Kauf. «Die Ausstattung kann helfen, den Wert zu erhalten - wenn sie zum Fahrzeug passt», so Antje Splittdorf von Eurotax-Schwacke. Demnach gehört eine Klimaanlage heute zum Pflichtzubehör. «Eine Anhängerkupplung an einem SLK macht sich dagegen nicht so gut.»

Wenig ratsam ist es, den Wagen einfach mit möglichst vielen Extras auszustatten. «Bei diesen so genannten Christbäumen mit voller Ausstattung verliert man oft sehr viel», sagt Ferdinand Dudenhöffer. Manche Dinge werden zwar nicht vom Käufer belohnt, wenn sie da sind. Sie schlagen sich aber negativ nieder, wenn es sie nicht gibt. «Ein Radio wird als selbstverständliches Zubehör angesehen und bringt kaum einen Mehrpreis», sagt Helmut Blümer vom Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) in Bonn. Fehlt das Radio jedoch, kann das Kaufinteresse schwinden. Laut Maximilian Maurer vom ADAC beeinflusst auch die Lackierung den Wiederverkaufswert. Ein Wagen in einer gefragten Farbe verkaufe sich einfach besser.

Ein weiterer Punkt sind die gefahrenen Kilometer. «Eine geringe Fahrleistung erhöht den Wiederverkaufswert», so Maurer. Und dann sind da noch die Pflege und der regelmäßige Besuch der Werkstatt für die anstehenden Inspektionen. Diese Faktoren erhöhen zwar nicht vorrangig den Wert eines Wagens. Andersherum verringern jedoch schlechte Pflege und wenig Service die Verkaufschancen.

Trotz aller Regeln zur Einschränkung des Wertverlustes kann beim Verkauf eines gebrauchten Autos ein Schuss Individualität auch nicht schaden. «Wer ein ganz bestimmtes Auto mit einer bestimmten Ausstattung sucht, hat meist keine allzu große Auswahl», sagt Helmut Blümer vom ZDK. Womöglich zahlt ein Interessent dann schneller den geforderten Preis. Auch aus diesem Grund wird laut Blümer bei Gebrauchtwagen weniger um den Preis gehandelt als bei Neuwagen.