Ferrari California: Ein stürmischer Sommertraum
Hamburg/dpa. - Das ist ein Auto für alle Sinne: Lange bevor man den ersten Blick auf einen Ferrari California wirft, kann man den Wagen schon hören - je nach Drehzahl mit dem Sägen eines startenden Kampfjets oder dem tiefen Grollen eines Sommergewitters.
Lange Haube, schlanke Flanke, mächtiges Heck
Man hört den Sportler bereits aus vielen Kilometern Entfernung. Taucht er dann auf wie eine Erscheinung aus einer anderen Welt, erhascht man nur einen kurzen Blick auf die leidenschaftlichen Formen aus der Feder von Grandseigneur Pininfarina - die lange Haube, schlanke Flanke und das mächtige Heck - bevor er schon wieder um die Ecke ist.
Gestandene Männer werden zu kleinen Kindern
Schon diese Sinneseindrücke reichen aus, um gestandene Männer wieder zu kleinen Kindern zu machen. Plötzlich stehen sie vor dem Autohaus wie früher vor dem Schaufenster des Spielzeugladens und kennen nur noch einen Gedanken: Den will ich haben! Das muss man verstehen. Für Menschen mit genügend Benzin im Blut und Geld auf der Bank ist kein anderes Cabrio in dieser Saison so begehrenswert wie dieser rasende Italiener, der nach der Premiere auf dem Pariser Autosalon nun in seinen ersten Sommer geht.
Mit dem Hardtop darf es in Kalifornien auch mal regnen
Dabei muss man mit diesem Auto gar nicht auf den Sonnenschein warten. Denn als erster Ferrari trägt der California ein versenkbares Aluminiumdach. Zwar knistert es bisweilen noch ein wenig in der großen Klappe. Auch ging der Hintern für das Dach gehörig in die Breite, die Kopffreiheit ist ein wenig eingeschränkt und leider kann man die Haube nur im Stand aber bei laufendem Motor bewegen. Doch ist so nun endlich Schluss mit lästigen Windgeräuschen und dem ärgerlichen Tempolimit für die geschlossenen Roadster aus Maranello.
So wird der Sommer zum Genuss - zumindest vorne
Trotzdem ist ein offenes Auto natürlich vor allem für gutes Wetter gemacht. Deshalb gibt es neben dem prominent ins Lenkrad gerückten Startknopf an Bord kaum einen Schalter, der so viel Spaß verspricht wie der für das Verdeck. Gerade einmal 14 Sekunden dauert der Striptease, dann kann man den Sommer intensiver genießen als in den meisten anderen Cabrios - zumindest in der ersten Reihe. Die beiden kleinen Krater in der Lederlandschaft dahinter sind dagegen eine Zumutung. Erstens stürmt es dort schlimmer als beim Hurrikan Katharina, und zweitens geht es enger zu als in der U-Bahn von Tokio.
Ein Kraftwerk mit 460 PS und viel Durst
In Fahrt bringt den California ein neuer V8-Motor, mit dem Ferrari den Umstieg auf die Benzindirekteinspritzung einleitet. 4,3 Liter groß und 338 kW/460 PS stark, hat er mit der eleganten Flunder leichtes Spiel - obwohl der Wagen stolze 1,7 Tonnen wiegt. Ein maximales Drehmoment von 485 Newtonmetern, das ein siebenstufiges Doppelkupplungsgetriebe ganz ordentlich sortiert, katapultiert den rasenden Sommertraum in weniger als vier Sekunden auf Tempo 100 und stellt mit einer Höchstgeschwindigkeit von 310 km/h auch die stabilste Dauerwelle auf eine schwere Probe. Der Verbrauch ist dabei zumindest in der Theorie mit 13,1 Litern halbwegs gemäßigt. Aber wer fährt einen Ferrari schon wie auf dem Prüfstand? In der Praxis zeigt der Bordcomputer dann eben doch wieder 20 Liter und mehr an.
Kultivierte Kurvenhatz bis 310 km/h
Obwohl der California mit seiner Kraft nicht hinterm Berg hält und beim Gasgeben brüllt wie ein wütender Löwe, ist er kein radikaler Rennwagen. Keramik-Bremsen oder variable Stoßdämpfer hin, Sportstellung für Getriebe und Stabilitätskontrolle oder Launchcontrol her - selbst im sportlichsten Setup bleibt er der souveräne Gleiter, der seinen Besitzer in weiche Sessel bettet und die Augen verführerisch mit Chrom und Leder verwöhnt. Rund herum ein Auto also für Menschen mit einem Sinn für Genuss - und mit viel Geld.
Fazit: Faszinierendes Auto trotz frecher Preisliste
Die Preise für den California beginnen bei 176 200 Euro. Für ein Cabrio ist das eine stolze Summe, doch für einen exklusiven Sportwagen dieses Kalibers geht das sogar noch halbwegs in Ordnung. Zwar kostet ein BMW M6 Cabrio nur 123 000 Euro, und den offenen Jaguar XKR gibt es schon für 112 000 Euro. Doch verlangt Porsche für das 911 Turbo Cabrio immerhin 154 000 Euro und Mercedes für den SL 63 AMG rund 148 000 Euro. Frech wird es erst im Kleingedruckten der Preisliste: Bei solchen Tarifen grenzen Zuschläge für Tempomat, elektrische Sitze, den iPod-Anschluss oder die Ferrari-Wappen auf den Kotflügeln an eine Unverschämtheit. Der Faszination tut das keinen Abbruch: Für diesen Sommer zumindest ist der California ausverkauft.