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Fahrradi Farfalla Fahrradi Farfalla: Künstler verspottet Sportwagen-Wahn auf IAA

Von Sebastian Quillmann 11.09.2013, 15:54
Der Blick ins Innere des Fahrradi Farfalla zeigt: In diesem Boliden sind Muskelkraft und Fahrrad-Technik am Werk.
Der Blick ins Innere des Fahrradi Farfalla zeigt: In diesem Boliden sind Muskelkraft und Fahrrad-Technik am Werk. Sebastian Quillmann Lizenz

Frankfurt a.M./DMN - Ein roter Bolide mit weit aufgeschwungenen Flügeltüren und leuchtenden LED-Scheinwerfern steht auf dem Stand in Halle 4 der IAA. Über dem Fahrzeug prangt auf einer Stellwand der Schriftzug „Fahrradi“ – der dem Ferrari-Schriftzug zum Verwechseln ähnelt. Bis hin zur Aufmachung und Sprache des Fahrzeugprospektes hat der Künstler Hannes Langeder das Auftreten der Sportwagen-Hersteller auf einer Auto-Messe treffsicher imitiert.

Doch der rote Lack des Sportwagens wirft Falten, und der Innenraum lässt ein Klappergestell aus Metallrahmen, Fahrradlenkern und Pedalen erkennen. Auch die Beschreibung von Antrieb und Fahrleistungen im Prospekt klingt ungewohnt. Da heißt es, das Konzept des Fahrradi beruhe „auf der Basis muskelbetriebener Antriebstechnik (Musclecar)“. Weiter unten ist zu lesen, durch seine „außerordentliche Langsamkeit“ werde der Fahrradi „auch für Fußgänger zu einem ernstzunehmenden Konkurrenten im Straßenverkehr.“

Sinn und Unsinn schneller Sportwagen

Die Parodie wirft die Frage nach dem Sinn und Unsinn immer schnellerer und stärkerer Sportwagen auf. Und mal im Ernst: Wer einen Ferrari oder einen anderen Supersportwagen in der Stadt bewegt, fährt langsam. Zumal Sehen und Gesehenwerden nur funktioniert, wenn man an der Welt vorbeigleitet, statt zu rasen. So blubbert mancher Motor, der für die Rennstrecke geschmiedet wurde, untertourig unter teurem Blech.

Hannes Langeder hat diesen Widerspruch schon einmal zum Thema seiner Kunstobjekte gemacht und ein Tretauto in der Hülle eines vermeintlichen Sportwagens gebaut. Er stellte mit dem „Ferdinand 911 GT3 RS“ eine Porsche-Parodie auf die Räder.

Persiflage auf Tunnel-Video

Zum ersten Mal machte Hannes Langeder auf seinen Fahrradi aufmerksam, als er in einem YouTube-Video einen bekannten Werbespot mit Michael Schumacher veräppelte. In dem Werbefilm spottete Schumacher in einem Mercedes SLS AMG der Physik und fuhr an der Decke eines Straßentunnels entlang.

Das reizte Hannes Langeder offenbar. Er drehte die kühne Tunnelfahrt nach und setzte noch eins drauf. Nicht umsonst hat er den Fahrradi Farfalla als Flügeltürer entworfen. So flattert der Sportwagen in Langeders Version mit auf und ab schwingenden Türen langsam unter der Tunneldecke entlang.

Der „Schmetterling“ fliegt

Die Erklärung ist dem Fahrzeugprospekt zu entnehmen. Der Fahrradi Farfalla hat einen „eingebauten Schmetterlingsmechanismus“. Über ein Umlenkgetriebe an der Hinterachse werden die Türen während der Fahrt in Flügelschlag-Bewegung versetzt – daher auch der Name Farfalla (italienisch für Schmetterling). Weiter heißt es im Prospekt: „Damit ist jederzeit ein leichtes Abheben vom Boden gewährleistet.“ Dieser Verlust der Bodenhaftung treibt die Persiflage auf das abgehobene Business der Supersportwagen geradezu auf die Spitze. Mehr Informationen zu den Neuheiten und Highlights der IAA 2013 in Frankfurt finden Sie hier.

Der Künstler Hannes Langeder präsentiert den Fahrradi Farfalla, seine Parodie auf den Hype um superschnelle Sportwagen, auf der IAA.
Der Künstler Hannes Langeder präsentiert den Fahrradi Farfalla, seine Parodie auf den Hype um superschnelle Sportwagen, auf der IAA.
Sebastian Quillmann Lizenz
Der Fahrradi Farfalla ist eine Persiflage auf Sportwagen von Ferrari und Co. und setzt den Supersportwagen absolute Langsamkeit entgegen.
Der Fahrradi Farfalla ist eine Persiflage auf Sportwagen von Ferrari und Co. und setzt den Supersportwagen absolute Langsamkeit entgegen.
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