Test Fahrprogramme helfen Volvos V90 beim Spritsparen
Der fast fünf Meter lange Plug-in-Kombi gewinnt beim Bremsen Energie zurück. Das Aufladen der leeren Batterie dauert an starken Ladesäulen ab fünf Stunden.

Halle / Saale - Nur fünf Zentimeter fehlen dem Volvo V90 an den fünf Metern. Dieses Gardemaß ist ein Trumpf des Schweden-Kombis. Bis zu zwei Meter lang kann die Ladung sein, die man hinter den Vordersitzen bei umgeklappten Rücksitzlehnen transportieren kann. Da passen ein großes Fahrrad locker rein oder jede Menge Baumarkteinkäufe. Der Wagen ist flach gehalten (Höhe 1,46 Meter). So wirkt er noch länger, aber auch sehr elegant für einen so großen Lademeister.
Im V90 bietet Volvo auch eine Kombination von Elektro- und Benzinantrieb an, den V90 Recharge T8 AWD, der im Test gefahren wurde - ein wiederaufladbarer Plug-in-Hybrid. Die Hauptarbeit leistet an Bord ein Zwei-Liter-Benziner, der seine Kraft aus vier Zylindern holt. Diese wiederaufladbare Kombi-Version bietet nicht nur jede Menge Platz, sondern auch sehr viel Kraft, mehr als man eigentlich im Alltag benötigt. Der Benziner ist was für Liebhaber von Kraftpaketen: 310 PS liegen an, das Drehmoment ist gewaltig - 400 Nm, die schon bei 3.000 Umdrehungen pro Minute anliegen. Besonders beim Anfahren und Beschleunigen ergänzt ein Elektromotor mit 145 PS (309 Nm) den Benziner bzw. steuert Strom für wechselnden Vortrieb bei. Die Fahrleistungen sind eindrucksvoll. Es gibt kaum Situationen, in denen dieser V90 nicht höchst souverän antritt. Während der Benziner seine Kraft an die Vorderräder leitet, treibt der E-Motor die Hinterachse an. In Abhängigkeit von Akkustand und gewählten Fahrmodus sorgt der Elektromotor auch mal für den alleinigen Antrieb. Nimmt der Benziner dazu seine Arbeit auf, wird der Wagen zum Allradler, bietet mehr Sicherheit auf glatt gewordenen Straßen oder in sportlich durcheilten Kurven.
Über den - wie üblich bei Volvo - senkrecht stehenden Touchscreen wird der jeweilige Fahrmodus aktiviert. Beim Start bietet das Auto automatisch das Fahrprogramm Hybrid. Danach entscheidet der Wagen selbst und wählt zwischen den Antrieben. Die Auswahl hängt von der Fahrsituation und der geforderten Leistung ab. Berücksichtigt wird der aktuelle Ladezustand der Batterie. Ziel dieses Wechselspiels ist, so wenig wie möglich Sprit zu verbrauchen. Im Modus Pure ist Strom die alleinige Energiequelle. Die Fahrprogramme nehmen Einfluss auf Gaspedal und Getriebe um größtmögliche Reichweiten zu generieren. Diese Änderungen weitet der Modus Pure u.a. auf die Einstellung der Klimaanlage aus und senkt die Bodenfreiheit um zehn Millimeter. Bis zu 88 Kilometer elektrische Reichweite verspricht der Volvo V90 Recharge im Pure-Modus. Im Test wurde das nicht ganz geschafft, aber regelmäßig waren es knapp über 70 Kilometer. Rein elektrisch betrieben, kann man bei günstigen äußeren Bedingung bis an die 140 km/h schnell sein. Immer aktiv ist das Rekuperationssystem. Beim Bremsen produziert das Auto so Energie und speist sie dann in die Batterie ein.
Im Power-Modus besticht der Wagen beim forschen Antritt mit einem energischen Geräusch des Benziners, ansonsten glänzt der lange Kombi mit größter Laufruhe. Eine Achtgang-Automatik sorgt nahezu unmerklich dafür, das immer die optimalen Übersetzungsverhältnisse anliegen. Wenn es mal sein muss, sichert die flinke Automatik, dass man in 4,1 Sekunden von Null auf 100 km/h kommt. Mit den Funktionen „Hold“ und „Charge“ kann man gezielt Einfluss auf den Energiestrom nehmen. Über den Touchscreen wählt man „Hold"“ an und sorgt so dafür, dass momentane Energie für eine spätere Nutzung gespeichert wird. Mit der „Charge“-Taste kann man den Benziner nutzen, um die Batterie etwas aufzuladen, das unterstützt den lokal emissionsfreien Betrieb. Wie die meisten Plug-in-Modelle ist dieser V90 auch für das Ein-Pedal-Fahren ausgelegt. Das heißt, geht man vom Gas, bremst der Wagen selbstständig ab, was im Stadtverkehr sehr angenehm und hilfreich ist. Denn jedes Mal wird dabei Energie in die Batterie geladen.
Die Lithium-Ionen-Batterie weist eine Kapazität von 18,8 kWh auf. Die Ladezeit variiert. An einer haushaltsüblichen Steckdose vergehen gut 12 Stunden bis der leere Akku wieder voll ist. An der Ladesäule mit 16 A verkürzt sich die Ladezeit auf fünf Stunden. Der Kraftstoffverbrauch liegt bei optimalen Bedingungen bei 0,8 Liter auf hundert Kilometer, was natürlich mit der Praxis nichts zu tun hat, selbst, wenn man ständig mit frisch geladener Batterie fährt. Nutzt man nur den Verbrenner - was laut Statistiken viel zu oft gemacht wird - muss man bei zügiger Fahrt und gut beladen mit über acht Litern auf 100 Kilometern rechnen.
Mit der optionalen adaptiven Luftfederung bietet Volvo höchsten Komfort. Im Vergleich zum Basisfahrwerk passt der V90 dann mittels elektronisch gesteuerter Dämpfer die Federungseigenschaften an die jeweilige Fahrsituation an. Die Straßenlage ist aber auch sonst souverän, egal ob man bei Spitzentempo auf der Autobahn oder auf ruppigen Wegstrecken unterwegs ist. Der Kofferraum fasst üppige 551 Litern. Die angenehm niedrige Ladekante lässt es zu, dass schwere Gegenstände mühelos eingeladen werden können. Im Gepäckabteil finden sich ein Trennnetz, Ösen und Haken. Unter dem ebenen Laderaumboden gibt es ein Staufach für kleinere Sachen. Der Volvo V90 Recharge bietet u.a. einen Spurführungsassistent und einen Notbremshelfer an, die bis 130 km/h eingreifen. Zu den serienmäßigen Sicherheitssystemen gehören Totwinkelassistent und Spurwechselwarnung. DasNotbremssystem erkennt Fahrzeuge, Fußgänger und Fahrradfahrer sowie größere Tiere und reagiert selbst, falls es der Fahrer verpasst, das Tempo rechtzeitig zu mindern.
Technische Daten Volvo V90 Recharge T8 AWD
Antrieb: Vierzylinder-Benzinmotor mit zwei Litern Hubraum kombiniert mit Elektromotor
Leistung: Benziner 310 PS und 400 Nm Drehmoment, Elektromotor 145 PS und 309 Nm
Antrieb: Allrad
Schaltung: Achtgang-Automatik
Batterieladezeit: fünf Stunden (16 A), sieben Stunden (10 A)
Länge: 4, 95 m
Gewicht: 2. 075 kg
Kofferraum: 551 l
Preis: ab 83.600 Euro