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Experten erklären Experten erklären: Warum fahren bei Regen alle so unsicher?

04.11.2014, 11:20
Abruptes Bremsen, hektisches Spurwechseln und dann wieder voll auf's Gas. Viele Autofahrer zeigen sich bei Regen vollkommen überfordert.
Abruptes Bremsen, hektisches Spurwechseln und dann wieder voll auf's Gas. Viele Autofahrer zeigen sich bei Regen vollkommen überfordert. dpa Lizenz

Schon auf dem Weg zur Autobahn geht es nur schleppend voran, fast an jeder Ampel muss eine Rotphase mehr eingeplant werden. Nur zögerlich setzen sich die Autos in Fahrt. Es bilden sich lange Schlangen vor der Auffahrt.

Endlich auf der Bahn und der Ärger geht jetzt richtig los: Immer wieder bremst der Vordermann abrupt, fährt immer langsamer und weigert sich die linke Spur freizugeben. Andere wiederum wechseln immer wieder hektisch die Fahrbahn und zwingen die Nachfolgenden zu wilden Bremsmanövern.

Warum lassen sich so viele Autofahrer durch Regen verunsichern? Karin Müller, Expertin für Gesundheitsmanagement des TÜV Rheinland, erklärt: „Das hat in erster Linie eine physiologische Komponente. Das Auge kann einfach nicht so viele Informationen erfassen und an das Gehirn weiter tragen, wie bei guter Sicht.“ Und ergänzt: „Es fehlen Orientierungspunkte. Bei guter Sicht kann ich Geschwindigkeiten und Entfernungen viel besser einschätzen. Es gibt eine Einschränkung der Wahrnehmung.“

Regen überfordert den Fahrer

Und die Ursache dafür liegt bereits in der Entstehung der Menschheit begründet, erklärt Karin Müller: „Hinzu kommt eine evolutionärer Grund. Denn der Mensch ist eigentlich nicht dafür geschaffen, sich mit solchen Geschwindigkeiten – wie auf der Autobahn – fortzubewegen. Es ist eine relative junge Möglichkeit und wenn dann auch noch die Sicht beeinträchtigt wird, ist es besonders schwer für das Auge.“ Scheint so, als sei der Mensch nicht für das Autofahren geschaffen...

Auch Andreas Hölzel, Verkehrsexperte vom ADAC, bestätigt: „Es ist schon so, dass sehr viele Autofahrer bei nasser Fahrbahn langsamer fahren. Viele gehen bei Regen automatisch vom Gas. Hinzu kommt die Gischt vom Vordermann, die die Sicht verschlechtert.“

Genau dies führe jedoch nicht zu einem Mehr an Unfällen und gefährlichen Situationen, sondern sogar zum Gegenteil: Nach Angaben des ADAC ereignen sich lediglich 25 Prozent aller Unfälle bei nasser Fahrbahn.

Lieber rechts ran fahren

Das die Verkehrsteilnehmer bei Regen jedoch übervorsichtig oder extrem langsam fahren würden, lässt sich laut Hölzel nur schwer belegen: „Man selber hat sein Lieblingstempo und jeder hat eine eigene Wahrnehmung. Den Autofahrer, der sich immer objektiv richtig verhält, gibt es womöglich nicht.“

Der ADAC-Fachmann rät ängstlichen Autofahrern: „Wenn man sich nicht wohl fühlt, sollte man auf einen Parkplatz fahren und eine kleine Pause einlegen, da man sich ansonsten vielleicht zu unüberlegten Bremsmanövern verleiten lässt.“ Und auch die TÜV-Expertin rät ausdrücklich zu einer „absolut defensiven Fahrweise“.

Reifen können nur eine bestimmte Menge Wasser verdrängen. Bei überfluteten Straßen droht daher Aquaplaning, das Auto schwimmt auf.
Reifen können nur eine bestimmte Menge Wasser verdrängen. Bei überfluteten Straßen droht daher Aquaplaning, das Auto schwimmt auf.
imago/blickwinkel