Exotische Autos Exotische Autos: Kleine Stückzahlen können sich für Käufer rechnen
Flensburg/Saarbrücken/dpa. - Autos sind meist Massenware. Beimonatlich mehr als 300 000 Neuzulassungen in Deutschland dürfenAutofahrer kaum hoffen, das eigene Modell nicht auch beim Nachbarnoder in der nächsten Straße wiederzusehen. Dennoch weist dieStatistik des Kraftfahrt-Bundesamtes in Flensburg (KBA) eine Reihevon Fahrzeugen aus, die eine absolute Nebenrolle spielen. Sie sindexklusiv oder exotisch, auf jeden Fall selten, und sie wurden nachder KBA-Statistik im ersten Halbjahr keine 500 Mal verkauft.
«Für den Kunden muss das kein Nachteil sein», sagt Dieter Fess vonBähr & Fess Forecasts, einer auf die Automobilbranche spezialisiertenUnternehmensberatung in Saarbrücken. «Kaufen sie eine exklusiveRarität, steigt später vielleicht sogar der Wert.» Und wer sich füreinen Exoten entscheidet, bekomme in der Regel ein attraktivesPreis-Leistungsverhältnis, weil er nur das Auto und nicht dieMarkenwerte mit bezahlen müsse.
Im Tiefgeschoss der Zulassungsstatistik finden sich deshalbbesonders teure Fahrzeuge sowie Autos, deren Preis sogar weit unterdem Segment-Durchschnitt liegt. So weist das KBA etwa für das ersteHalbjahr 2006 nur 121 Exemplare der Maserati-Limousine Quattroporteaus, aber auch vom rund zehn Mal billigeren Lada 110 wurden nur 87Fahrzeuge zugelassen. Wer einen Chevrolet Evanda (403 Zulassungen)fährt, reist mit der koreanischen Mittelklasse weit exklusiver als inder Mercedes E-Klasse, die mehr als 50 Mal so oft verkauft wurde.
Selbst ein Ferrari ist kein Garant für absolute Exklusivität: Denndie 121 Besitzer eines neuen F 430 riskieren mit größererWahrscheinlichkeit eine Begegnung mit dem baugleichen Auto als alljene Menschen, die sich von Januar bis Juni einen der letzten 44 SeatArosa gekauft haben. Vor diesem Hintergrund betrachtet, darf derRenault Vel Satis mit 168 Zulassungen ebenso als Erfolgsmodell geltenwie der Kia Opirus mit 187 oder der Volvo S80 mit 245 Zulassungen.Und auch die 11 Maybach und die 38 Mercedes SLR des ersten Halbjahreserscheinen da in einem ganz anderen Licht.
«In diesem Segment sind größere Stückzahlen fast kontraproduktiv.Hier geht es vielmehr um die Zufriedenheit der anspruchsvollenKlientel und deren Wünsche nach höchster Exklusivität», sagt der fürdie SLR-Reihe zuständige Pressesprecher Stefan Diehl. «Wer viel Geldfür einen Hightech-Sportwagen ausgibt, will dieses Auto nicht anjeder Ecke stehen sehen.»
Weil manchen zahlungskräftigen Kunden selbst einer der bislangrund 1200 gebauten Zweisitzer noch nicht rar genug ist, legt Mercedesin diesen Tagen sogar noch einmal eine limitierte Sonderserie desmodernen Silberpfeils auf. Diese vom historischen Mille-Miglia-Siegdes 300 SLR von Stirling Moss im Jahr 1955 inspirierte «Edition 722»ist laut Diehl «noch stärker, noch schneller und noch sportlicherausgestattet.» Aber auch noch einmal gut 23 000 Euro teurer.
Nicht immer allerdings geht es bei kleinen Stückzahlen auch umGewinn. Oftmals buchen die Hersteller die Investition in dieBaureihen mit einem sehr geringen Zulassungsanteil auch auf dem Konto«Imagepflege» ab. So macht sich etwa Hyundai-GeschäftsführerHans-Jürgen Engels gar keine allzu großen Hoffnungen, dass er mit derMittelklasse-Limousine Grandeur viel gegen einen 5er BMW oder einenAudi A6 ausrichten kann. Dennoch ist das Top-Modell für ihn einwichtiges Auto. Die Zulassungszahlen seien nicht alles. «Vielmehrkönnen wir damit unseren Kunden, unseren Händlern und uns selbstsignalisieren, dass wir uns im Stil, im Design, der Anmutung und derQualität mit den Besten messen können.»
Die kleinen Stückzahlen hätten auch großen Einfluss auf Werterhaltund Wiederverkauf, sagt Restwertexperte Fess und nennt alswichtigsten Faktor das Markenimage. Auf der einen Seite seien daExoten wie ein Mercedes SLR oder ein Porsche Carrera GT. Sie hättennicht zuletzt wegen des hohen Preises einen hohen Image-Faktor, unddie Nachfrage sei oft größer als das Angebot. «Das sind Raritäten undSammlerstücke mit Ansage», sagt Fess und stellt solchen Autos nurgeringe Wertverluste in Aussicht.
Auf der anderen Seite stehen für ihn jene Exoten, «derenMarkenimage - vorsichtig ausgedrückt - nicht ganz so gut ausgeprägtist». Die Produktionszahlen bewegten sich in einem massentauglichenBereich, und von einer Verknappung könne wahrlich nicht die Redesein. «Deshalb ist hier natürlich mit einem besonders hohenWertverlust zu rechnen», sagt der Experte. Dennoch könnten solcheAutos eine gute Wahl sein für «Fahrer mit Selbstbewusstsein, denen esum ein gutes Verhältnis von Preis und Wert geht und nicht um dieZugehörigkeit zu einer bestimmten Markenfamilie.»
Und noch einen Trost hat der Restwertexperte parat: «Natürlichklingt ein Wertverlust von 18 Prozent für einen Porsche 911 besserals einer von 25 Prozent für die Corvette», sagt Fess. Doch wenn manauf Basis der Grundpreise von 100 000 Euro auf der einen und 70 000Euro auf der anderen Seite nachrechnet, komme man zu einemüberraschenden Ergebnis: «Unter dem Strich verliert man mit demExoten weniger Geld als mit dem Klassiker.»