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MZ-Test Der Suzuki Swace braucht einen gefühlvollen Gasfuß

Mit dem Kombi Swace hat Suzuki ein Vollhybrid-Auto im Angebot. Ein schlecht übersetztes Automatikgetriebe und ein schwacher Motor verhindern, dass viel Fahrfreude aufkommt. Der Preis beginnt bei 31.650 Euro..

Von Hans-Ulrich Köhler 05.12.2022, 17:22
Der Suzuki Swace ist ein 4,65 Meter langer Vollhybrid.
Der Suzuki Swace ist ein 4,65 Meter langer Vollhybrid. huk

Halle / Saale - Den Suzuki Swace trifft man auf Deutschlands Straßen fast so selten wie einen Rolls Royce. Von Januar bis Oktober diesen Jahres wurden insgesamt 472 Autos verkauft. Dass es ihn gibt, ist Ergebnis einer Kooperation von Toyota und Suzuki. Der Swace ist im Grunde ein Toyota Corolla. Äußerlich macht dieser Suzuki-Kombi einen ansprechenden Eindruck, streckt sich lang und flach, man sitzt realtiv tief. Innen ist, speziell am Armaturenbrett, ein schickes, zeitloses Design gelungen, die Frontscheibe steht sehr schräg und ist weit nach vorn gezogen. Das Platzangebot ist gut, die Sitze sind angenehm bequem und mit ausreichend Seitenhalt ausgestattet. Hinten wird es beim Einsteigen etwas knapp für den Kopf, man muss ihn kräftig einziehen. Die Ladefläche ist bei umgelegten Rücksitzlehen sehr schön eben und sorgt dann für beachtliche Ladelängen. 596 Liter passen bei Normalkonfiguration in den Kofferraum, ein ordentliches Maß für diese Klasse. Doch beladen sollte man den Kombi mit viel Augenmaß. Denn insgesamt beträgt die erlaubte Zuladung nur 391 Kilo, da stößt man bei vier Personen und Gepäck schnell an Grenzen.

Die digitale Präsentation von Informationen auf dem Display wirkte in dem getesteten Fahrzeug in Funktionalität und Design nicht zeitgemäß. Die Anzeigen hinter dem Lenkrad sind ein gestalterisches Wirrwar. Es wimmelt von Symbolen und einem halben Dutzend Farben. Das Angebot auf dem acht Zoll großem Display ist sehr dürftig. Ein Navi-System gibt es nicht mal gegen Aufpreis, das Radio hat Mühe mit rauschfreiem Empfang, die Klangqualität ist schlecht, so jedenfalls war es im Testwagen. Außer bei den Farben gibt es keinerlei Extras, auch bei den Motoren kann man nicht wählen. Angeboten wird ausschließlich ein Vollhybrid alter Schule. Ein Vierzylinder-Benziner mit 98 PS sorgt für den Vortrieb, ein Elektromotor gibt 53 PS Anschubhilfe dazu.

Dieses Auto nervt beim Fahren. Die Verursacher des Ärgers hat man schnell ausgemacht: die mit 98 PS unzureichende Motorisierung für ein so großes Auto (4,65 Meter lang, 1,8 Tonnen schwer) und vor allem aber die Automatik, deren Schaltverhalten einfach wütend macht. Wann immer man den Fronttriebler (Drehmoment 142 Nm) beschleunigt, heult der Motor laut auf und die Nadel auf dem Drehzahlmesser springt sofort bis ran an den roten Bereich. Das ist immer so, egal ob man beim Überholen von 100 auf 120 beschleunigt oder am Ortsschild die 50 schnell hinter sich lassen will - der Motor heult auf, der Gasfuß steht sofort auf dem Bodenblech.

Das Heulen geht schnell zurück, wenn man in Schwung ist, dann schiebt der Wagen halbwegs kultiviert mit mittleren Drehzahlen vorwärts, so wie man das gewöhnt ist. Bald merkt man, wie man den Brüller austricksen kann: Gaaaanz behutsam Gas geben, aber dann ist man gefüllt nach 25 Sekunden bei Tempo 100. Für sicheres, zügiges Überholen ist das nichts. Rollt man endlich entspannt, funkt die Automatik ständig dazwischen. Schon die sanfteste Berührung des Gaspedals verleitet die Automatik zu hektischem Hin und Her. Überraschend, dass bei den ständigen Vollgas-Einlagen der Spritverbrauch im Test nur bei 6,3 Litern auf 100 Kilometern lag. Bei konstanter Autobahnfahrt mit 130...140 km/h wurden 5,7 Liter erreicht. Schade, dass der Tank mit 43 Litern sehr klein geraten ist.

Man bleibt beim Swace in Puncto Fahrverhalten ratlos zurück, wenn man weiß, was Suzuki in Vitara und Co. für moderne Antriebseinheiten anbietet, gute Automatiken, Motoren mit genügend Drehmoment, modernes Infotainment. Dem Swace sollte man sich mit viel Toleranz nähern und den Gasfuß überaus dosiert einsetzen. Dann lässt es sich komfortabel reisen (Spitze 180 km/h). Nur in der Stadt kann man den Heuler eben kaum austricksen, weil man ständig kurz und kräftig Gas geben muss. Wer es gemütlich mag, das sanfte Dahingleiten liebt, wird sich mit dem Swace anfreunden. Denn wie gesagt: Design und Platzangebot sprechen durchaus an, Straßenlage und Federung sind gut, an der Lenkung gibt es nichts zu meckern. Und bei der Orientierung kann ja Google-Maps auf dem Handy helfen. Aber wer Fahrfreude und moderne digitale Information schätzt, wird nicht glücklich mit diesem Auto.

Technische Daten Suzuki Swace:

Vollhybrid-Antrieb: Vierzylinder-Benzinmotor mit 1,8 Liter Hubraum und 98 PS plus Elektromotor mit 53 PS

Schaltung: stufenloses CVT-Automatikgetriebe

Drehmoment: 142 Nm

Spitzentempo: 180 km/h

Verbrauch im Test: 6,3 Liter auf 100 Kilometer

Tank: 43 Liter

Kofferraum: 596 Liter

Länge: 4,65 Meter

Preise: ab 31.650 Euro