DDR-Kultfahrzeug DDR-Trab wird rar und teurer

Halle (Saale) - Auf den deutschen Straßen ist der Trabant nur noch selten zu sehen. Ganze 34.449 Fahrzeuge sind zugelassen. Das ist wenig, bedenkt man, dass vom DDR-Auto Nummer eins insgesamt drei Millionen Fahrzeuge hergestellt wurden. Doch auch diejenigen, die noch einen Trabi besitzen, schonen ihn immer öfter als Garagen-Auto.
Preise für Trabant in den letzten Jahren gestiegen
Denn die Preise für die Rennpappe, die es gerade einmal auf 26 PS in der am höchsten motorisierten Version bringt, sind in den vergangenen Jahren kräftig gestiegen.
Die auf Oldtimer spezialisierte Marktanalysefirma Classic-Analytics liefert dazu die Zahlen: Der Trabant P 601, der von 1967 bis 1990 gebaut wurde, kostete vor zehn Jahren durchschnittlich 2.000 Euro. Heute liegen die Preise bei 3.000 Euro - ein Plus von 50 Prozent. Zum Vergleich: 1989 kostete der Neuwagen rund 13.000 DDR-Mark.
Ältere Modelle sind heute noch deutlich teurer. So konnte die erste Baureihe P 50, die von 1957 bis 1959 vom Band lief, ihren Wert von 2.500 Euro auf nun 6.000 Euro steigern. Sonder-Bauformen wie der „Kübel“ für die Armee (Typ P 601A) beziehungsweise für die Forstverwaltung (Typ P 601F) erzielen mittlerweile Preis von 6 500 Euro.
Am 7. November 1957 wurde der erste Trabi bei Sachsenring produziert
Der erste Trabant wurde vor 60 Jahren, am 7. November 1957, im sächsischen Zwickau bei Sachsenring produziert. Classic-Analytics-Chef Frank Wilke bezeichnet den Trabi als „Verzichtsauto“. Wie der VW Käfer oder der Citroën 2 CV - besser bekannt als Ente - ist auch der Trabant in seiner Ausstattung auf das Nötigste reduziert worden.
Das war in der Konzeption so angelegt und nicht allein Resultat der DDR-Mangelwirtschaft. „Es gibt viele Liebhaber von solch puren Autos“, sagt Wilke. Zudem spiele beim Trabi wie bei anderen Oldtimern auch Nostalgie eine große Rolle. „Viele Oldtimer-Fans holen sich mit den Autos die Zeit zurück, in der sie aufgewachsen sind“, erklärt Wilke. Ein weiteres Motiv sei das „Traumauto ihrer Jugend“. Das trifft aber weniger auf den Trabant zu. Der gefragteste in Ostdeutschland gebaute Oldtimer ist laut Classic-Analytics daher der Wartburg 313 Sport Roadster.
Die Marktanalysefirma ist auf Oldtimer spezialisiert und erhebt jährlich auf 21 internationalen Oldtimer-Auktionen die Preise. Für den Verband der Automobilindustrie erstellt die Firma einmal im Jahr den Oldtimer-Index.
Trabant mit Wertzuwachs von 44 Prozent von 2011 bis 2016
Nach Einschätzung von Wilke hebt sich der Trabant von anderen Fahrzeugmarken noch durch ein Merkmal ab: „Er symbolisiert auch einen Staat.“ Der Trabant sei mit der DDR so verbunden, wie Rolls-Royce mit England oder der VW-Käfer mit der alten Bundesrepublik. „Das kann man im Guten wie im Schlechten so sehen.“
In der Wertentwicklung hebt sich der Trabi allerdings nicht von anderen Oldtimern ab. Im Schnitt gab es zwischen 2011 bis 2016 einen Wertzuwachs von 44 Prozent. Das satte Plus erklärt sich unter anderem dadurch, dass aufgrund der niedrigen Zinsen Vermögende ihr Geld auch in alte Fahrzeuge investieren. Von einem Oldtimer wird gesprochen, wenn das Auto mehr als 30 Jahre alt ist und sich weitgehend im Originalzustand befindet. (mz)