DDR-Automobil DDR-Automobil: Der Trabant hat den Sozialismus überlebt

Zwickau/dpa. - DerPrototyp der Zwickauer Ingenieure stieß bei der Staatsführung aufBegeisterung und so rollte vor genau 50 Jahren unter der Bezeichnung«P 50» der erste Trabant in Zwickau vom Band - symbolträchtig am 7. November 1957 zum 40. Jahrestag der Oktoberrevolution in Russland.
Es war die Geburtsstunde für einen Wagen, der wie kaum ein anderes Produkt zum Symbol für die zentralgelenkte DDR-Wirtschaft wurde - und den Sozialismus überleben sollte. Der Trabant wurde - wie sein Namebesagt - zum treuen Begleiter der DDR-Bürger. Heute ist das Autolängst Kultobjekt. Und in Zwickau träumen sie schon von einerRenaissance - einem «new Trabi».
Der besondere Clou des Trabis war die rostbeständige Außenhaut.Weil Tiefziehblech zu teuer war, entwickelten Konstrukteure dieberühmte Kunststoff-Karosserie. Sie bestand aus Duroplast -zusammengepressten Lagen aus Baumwolle, Lumpen und verschiedenenKunstharzen. Mehr als die Hälfte war Recycling-Material. «DieEntwicklung war eine einmalige Pionierleistung», sagt WernerReichelt. Der heute 80-Jährige war Fachgebietsleiter der AbteilungPressstoffentwicklung und Korrosionsschutz beim VEB Sachsenring.
Anfangs sei der Trabant durchaus konkurrenzfähig mit den West-Kleinwagen «Käfer» und «Enten» gewesen, sagt Chefkonstrukteur WernerLang. Damals wollte die DDR noch beweisen, dass die Planwirtschaftmit dem Westen mithalten konnte. Doch mit dem «P 601» aus dem Jahr1964 wurde an dem Wagen nicht mehr viel verändert. «Fast alle unsereVerbesserungsvorschläge für Technik und Aussehen verschwanden in denSchubladen der Staatsführung», sagt Ingenieur Reichelt. Ost-Berlinhabe Investitionen gescheut und die Sowjetunion Konkurrenz für ihreeigene Autoproduktion gefürchtet.
Er war zwar nicht gerade stromlinienförmig, die Beschleunigungbescheiden und bei Tempo 100 im Innern kaum ein Gespräch möglich -schon bald galt das Auto als hoffnungslos veraltet. Es kursiertenunzählige Witze über das Auto, dessen Benzin-Öl-Gemisch einestinkende Abgasfahne hinterließ. Aber Fahrer schätzten seineZuverlässigkeit, auch war für Reparaturen kein Ingenieurwissenerforderlich. Rund zwölf Jahre mussten normale DDR-Bürger auf denWagen warten. Oft wurde das kleine Auto stolz wie einFamilienmitglied aufgenommen. Nicht selten bekam er einen Namen.
Erst Ende der 80er Jahre wurde ein Vierzylindermotor - mit Lizenzvon Volkswagen - eingebaut. Aber da war die DDR schon fast am Ende.Die Mauer fiel und die Ostdeutschen stiegen auf komfortablere West-Fahrzeuge um. Der letzte Trabi mit der Produktionsnummer 3096099verließ am 30. April 1991 die Bänder in Zwickau.
Doch der Trabi rollt und rollt. Das Kraftfahrzeug-Bundesamteszählte zum Jahresanfang noch 52 432 «Plastikbomber» auf deutschenStraßen. Und sie sind begehrt wie seit der Wiedervereinigung nichtmehr. Inzwischen gehört der Trabi zu den am meisten gestohlenen Autosin Deutschland. Laut Gesamtverband der DeutschenVersicherungswirtschaft wurden 2006 von 1000 Trabis 2,1 gestohlen -nur Porsche-Besitzer hatten ein höheres Risiko.
Die Zwickauer sind sie stolz auf «ihren» Trabant und setzten ihm1998 gar ein Denkmal. «Der Trabi ist bis heute eine wichtigerImagefaktor für unsere Stadt, er hat uns weltberühmt gemacht», sagtOberbürgermeister Dietmar Vettermann (CDU). Jeden Sommer kommenTausende zum Trabi-Treffen in die Stadt. «Das ist keine Ostalgie»,betont Remo Dietrich, Vorsitzender des Vereins InternationalesTrabantregister, der sämtliche Markenrechte am Trabant verwaltet.«Mit dem Trabi sind unzählige Lebensgeschichten verbunden - er warTeil unseres Lebens.»
Pünktlich zum 50. Geburtstag gibt es Comeback-Pläne. Derfränkische Modellautohersteller Herpa will einen «newTrabi» zusammenmit Partnern auf die Straße bringen. Das Modell im Maßstab 1:10 seibei seiner Präsentation auf der Frankfurter Automesse im Septemberauf riesige Resonanz gestoßen, sagt Herpa-Geschäftsführer KlausSchindler. «Der Trabant ist für viele Menschen eben mehr als nur eineinfaches Auto.»