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Bremsübungen für den Notfall Bremsübungen für den Notfall: Sicher über die Rüttelplatte

Von Kerstin Metze 30.10.2006, 09:04

Halle/MZ. - Ein bisschen bleich ist Angelika Johnschon, als sie aus ihrem Auto steigt. Zumersten Mal, sagt die 44-jährige Lehrerin,habe sie das Bremspedal voll durchgetreten.Lieber wäre sie auf dem Platz des ADAC-FahrsicherheitszentrumsLeipzig-Halle in Dölzig mit Bedacht an dasHindernis herangefahren, doch sie ist denAnweisungen von Cheftrainer Roland Rauchbachgefolgt, hat eine Vollbremsung gewagt. Unddas auf nassem Fahrbahnbelag. "Prima", lobtRauchbach. "In einer plötzlichen Gefahrensituationist abruptes Bremsen oft die einzige Möglichkeit,schlimmen Folgen zu entgehen", erklärt derTrainer. Zahlreiche Unfälle könnten verhindertwerden, wenn in kritischen Lagen richtig reagiertwürde. "Aber es hat fürchterlich geknattert",merkt Angelika John skeptisch an.

Wirkung von ABS

"Die Geräusche sind normal und schadendem Fahrzeug nicht", beruhigt Rauchbach. DieFahrerin habe offenbar zum ersten Mal dieWirkung von Anti-Blockier-Bremssystem (ABS)und Elektronischem Stabilitätsprogramm (ESP)wahrgenommen. Auch diese Erfahrung gehörezu den Absichten beim Sicherheitstraining.Für den optimal kurzen Bremsweg ist ein schlagartigesBremsen, ein so genannter "Bremsschlag", erforderlich.Vor allem ältere Autofahrer, die bei ihrerFahrschul-Prüfung die Aufgabe "Abbremsen mithöchstmöglicher Verzögerung" noch nicht zubewältigen brauchten - seit 2002 ist das Pflicht-, könnten im Notfall nicht richtig bremsen.

Die Gefahrenbremsung und das Erleben des Grenzbereichesauf griffiger und glatter Fahrbahn im Kurvenbereichist nur ein Teil dessen, was das Fahrsicherheitstrainingin Dölzig ausmacht. Beim Durchfahrer einerPylonenreihe lernen die Kursteilnehmer zunächstihr Fahrzeug kennen und auf richtige Sitzhaltungund präzises Lenken zu achten. Die korrekteBlickführung wird trainiert. "Viele Unfällepassieren, weil der Fahrzeugführer nicht aufdie Straße achtet, sondern auf den Baum, aufden er dann schließlich auffährt", erklärtMichael Imling, der Geschäftsführer des Fahrsicherheitszentrums.

Bremsen, Lenken und optimale Blickführungwerden beim Ausweichen vor Hindernissen geübt.Der Teilnehmer muss plötzlich auftauchendeWasserfontänen unfallfrei umschiffen. Hiermahnt Roland Rauchbach Angelika John zu etwasmehr Tempo: "Üben Sie das Ganze ruhig bei50 km/h", ruft der Trainer über das Sprechgerätim Auto. Im alltäglichen Straßenverkehr tätensich Hindernisse oft auch bei höheren Geschwindigkeitenauf und man müsse blitzschnell reagieren.

Das Schlimmste für Angelika John war die Rüttelplatte,die eigentlich hydraulische Dynamikplatteheißt: Mit einem Impuls wird das Heck desFahrzeuges zum Ausbrechen gebracht. Dank verschiedenster,variabel einstellbarer Schwierigkeitsgradewird der Fahrer immer neu gefordert. Zielist es, durch beherztes Bremsen und schnellesGegenlenken das Fahrzeug zu stabilisieren,um ein unkontrolliertes Schleudern zu vermeiden.

Fahrzeug dreht sich

Bei den ersten Versuchen drehte sich dasFahrzeug der Teilnehmerin auf dem bewässertenPlatz total, kam erst außerhalb eines vorgeschriebenenFeldes zum Stand. Immer wieder erklärte Rauchbachgeduldig, wie Lenkrad und Bremspedal zu betätigensind. "In einem Auto ohne ESP und ABS wärenSie hoffnungslos verloren", resümierte derTrainer schließlich. Aber immerhin: Mit dermodernen Sicherheitstechnik meisterte AngelikaJohn die Hürde schließlich.

"Wir führen das Sicherheitstraining in denallermeisten Fällen mit dem eigenen Auto durch",sagt Imling. Das mache Sinn für das Verhaltenim Alltag. Angelika John ist überzeugt, dasssie sich trotz aller Fortschritte, zum Beispielbeim Bremsen, mit einem Auto ohne moderneTechnik viel weniger sicher fühlen würde.

Neben dem Pkw-Basis-Training werden Interessiertenin Dölzig auch andere Kurse angeboten, zumBeispiel speziell für junge Fahrer, Transporter,Motorräder und Lkw.

Informationen zum ADAC-Sicherheitstraining gibt es in allen ADAC-Geschäftsstellen,unter der Hotline 01805-121012 (0,12 €/Min.)