BMW 760Li High Security: Die rollende Regierungsbank
Hamburg/dpa. - Trutzburgen auf vier Rädern
Denn im Fuhrpark der Bundesregierung stehen einige der exklusivsten Limousinen, die man für Geld und gute Worte bekommen kann. Die dort parkenden Modelle der Mercedes S-Klasse, des Audi A8 und des 7er BMW haben mit normalen Luxuslimousinen kaum etwas gemein. Für den Staatseinsatz werden die rollenden Regierungsbänke zu fahrenden Kommunikationszentralen und automobilen Trutzburgen aufgerüstet, mit denen man die Amtsgeschäfte mühelos auf die Autobahn verlagern kann.
Dauergast in «Tagesschau» und «Heute Journal»
Während sich bald die neue Regierung formt, baut die Industrie schon an den nächsten Dienstwagen der Berliner Führungsriege. Einer davon wird ganz sicher der neue 7er von BMW, der pünktlich zur Bundestagswahl auch als High Security-Modell für Kanzler, Könige und Konzernchefs vorgestellt wurde. «Zwar werden wir nie über Käufer und Kunden reden, weil Diskretion in diesem Geschäft das oberste Gebot ist», sagt BMW-Manager Michael Gallmann, der die Sonderschutzlimousinen verantwortet. «Doch kauft die Bundesregierung natürlich paritätisch von allen drei deutschen Anbietern.» Deshalb ist es wohl nur eine Frage der Zeit, bis der neue Regierungschef oder die neue Regierungschefin auch im neuen 7er in «Tagesschau» und «Heute Journal» zu sehen sein wird.
Ein Smoking aus Stahl und Panzerglas
Auch wenn man es von außen nur an den beflaggten Kotflügeln und den breiten schwarzen Rahmen um die Scheibe erkennt, trägt der 7er unter seinem Smoking eine Schutzweste aus Stahl, Kohlefasermatten und Spezialglas. Bis zu armdick und zusammen fast zwei Tonnen schwer, entsteht daraus in zwei Monaten Handarbeit eine Panzerzelle, die man mit kaum einer Waffe knacken kann. Pistolen, Scharfschützengewehre, Schnellfeuerwaffen, Granaten oder Sprengstoff - auch wenn das Blech danach perforiert ist wie ein Schweizer Käse und sich die Risse durch die Scheiben ziehen wie riesige Spinnennetze, dringen weder Kugeln noch Splitter nach drinnen. Nur wenn sie das auf dem Schießstand beweisen können, gibt es das amtliche Prüfsiegel, das für viele Prominente wichtiger ist als die Police der Lebensversicherung.
Mit Kugeln kaum zu stoppen
Der Schutz vor ballistischer Gewalt allein reicht aber nicht. Weil es bei einem Übergriff vor allem auf eine schnelle Flucht ankommt, wollen die Ingenieure um jeden Preis die Mobilität des Straßenkreuzers erhalten. Deshalb stecken auf den verstärkten Achsen schusssichere Reifen. Im Kofferraum ist zur Sicherheit eine zweite Batterie für den Notstart installiert und der Tank besteht aus einem Spezialmaterial, das sich nach Einschüssen selbst wieder verschließt.
Der V12-Motor gibt den kräftigen Fluchthelfer
Außerdem steckt unter der Haube ein potenter Fluchthelfer. Zwar gibt es für Behörden mit knappen Budgets auch den 300 kW/407 PS starken V8 aus dem 750 Li. Doch kaufen die allermeisten Kunden lieber gleich den neuen Zwölfzylinder, der mit 400 kW/544 PS und bis zu 750 Nm selbst mit dem vier Tonnen schweren Luxusliner leichtes Spiel hat. Völlig mühelos beschleunigt er in 6,2 Sekunden auf Tempo 100 und ist dabei kaum langsamer als das Serienmodell. Nur die Höchstgeschwindigkeit ist auf 210 km/h statt auf 250 km/h limitiert, weil den Spezialreifen kaum mehr zugemutet werden kann.
Der Rücksitz taugt auch als Regierungsbank
Im geräumigen Fond der auf 5,21 Meter gestreckten Langversion bekommt man von diesem Kraftakt nichts mit. Weil durch die armdicken Scheiben kein Laut nach drinnen dringt, ist es auf der Regierungsbank ruhiger als in jedem anderen Auto. Und besser arbeiten kann man dort wahrscheinlich auch: Jedenfalls bauen die Regierungsstellen nach der Übergabe des Wagens noch so viel Elektronik ein, dass man die Republik wohl auch von der Überholspur aus regieren kann.
Fazit: Ein Luxuslaster für die politische Elite
Umgewöhnen muss sich nur der Fahrer: In seinem Cockpit gibt es nicht nur ein Dutzend neuer Schalter für die Blitzlichter im Kühlergrill, das Blaulicht auf dem Dach, die Sirene unter der Haube sowie das integrierte Feuerlösch- und Frischluftsystem. Er muss sich auch auf das größere Gewicht einstellen. Trotz des überarbeiteten Fahrwerks und der standfesteren Bremsen braucht es die Weitsicht eines Kreuzfahrtkapitäns und die Vorsicht eines Gefahrgutspediteurs, um den Wagen schnell aus der Gefahrenzone zu bringen. Und er braucht einen neuen Führerschein: Weil die neue Kanzlerlimousine vier Tonnen wiegt, ist das erste Auto im Staat offiziell ein Lastwagen.