Automobilindustrie Automobilindustrie: Elektronik für Sicherheit und Komfort

Wildhaus/München/dpa. - Die Automobilhersteller haben einProblem: In aller Regel verkaufen sie ihren Kunden nicht nurMobilität, sondern auch Fahrspaß. Doch in Zeiten zunehmenderVerkehrsdichte bleibt der Spaß immer häufiger auf der Strecke. Um dementgegen zu wirken, wurden und werden Assistenzsysteme entwickelt,die für mehr Komfort und Sicherheit sorgen sollen.
Schon die bereits eingeführten Helfer können das Unfallrisikodeutlich senken. Das haben jetzt erneut Tests derSachverständigenorganisation Dekra und der Winterthur-Versicherung inWildhaus in der Schweiz bewiesen. Demnach werden ein Viertel allerUnfälle mit Schwerverletzten und etwa 60 Prozent aller Unfälle mitTodesfolge durch Schleudern des Fahrzeugs verursacht. Einflächendeckender Einsatz von ESP könnte die Quote deutlichreduzieren, so Anton Brunner, Leiter der Winterthur-Unfallforschung.
Eine große Wirkung schreiben die Experten auch demBremsassistenten zu. So geht Jörg Ahlgrimm, Leiter derDekra-Unfallanalyse, davon aus, dass rund 65 Prozent allerAuffahrunfälle und fast ein Drittel aller Frontalkollisionenvermieden werden könnten, wenn der Fahrer eine halbe Sekunde früherBremsen würde.
«Aber mit diesen Systemen ist die Entwicklung noch lange nichtausgereizt», sagt Christian Früh, der bei Mercedes für neueAssistenzsysteme verantwortlich ist. So stellen zum Beispiel einigeAutomobilhersteller bereits elektronische Helfer in Aussicht, dieeine automatische Notbremsung auslösen.
Zum Beispiel hat Volvo vor kurzem ein Konzeptfahrzeug vorgestellt,das Hindernisse mit Hilfe von Radarsensoren und einer Kamera imRückspiegel selbstständig erkennt und eine Vollbremsung einleitet,falls der Fahrer nicht reagiert. Bis zur Serienreife ist nach Angabeneines Volvo-Sprechers aber «noch einige Entwicklungsarbeit nötig».
Mercedes in Stuttgart führt im Herbst die Pre-Safe-Bremse ein. Siestützt sich auf die Radarsensoren des Abstandsregeltempomaten undarbeitet zunächst nur mit 40 Prozent der maximalen Bremskraft. «Docherhält der Fahrer mit diesem autonomen Eingriff nach dem optischenund akustischen Hinweis ein weiteres spürbares Signal, zu handeln»,erklärt Früh. Folgt der Fahrer diesem Hinweis, steht sofort dermaximale Bremsdruck zur Verfügung.
Assistenzsysteme sollen künftig aber auch verhindern, dassgefährliche Situationen überhaupt entstehen. Dafür hat jetzt zumBeispiel BMW in München das System «RoadPreview» vorgestellt. Esnutzt die Informationen aus dem Navigationssystem, um den Fahrer aufRichtung und Radius kommender Kurven hinzuweisen.
Später sind Systeme denkbar, die zum Beispiel an kritischenStellen vor dem Überholen warnen. Jeder zehnte schwere Verkehrsunfallauf europäischen Landstraßen ereigne im Verlauf einesÜberholvorgangs, sagt Jan Löwenau von BMW.
Trotz der Unterstützung durch die neuen Assistenzsysteme wird derFahrer auch künftig nicht aus seiner Verantwortung entlassen: «DieElektronik kann Routineaufgaben erleichtern, das Umfeld überwachen,auf Gefahren hinweisen, die Reaktionszeit verkürzen und das Risikoreduzieren», sagt Mercedes-Entwickler Früh. «Doch der Fahrer bleibtimmer der Herr im Ring.»
