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Autokosten-Studie Autokosten-Studie: Spritkosten im Vergleich mit Wertverlust niedrig

08.08.2012, 11:37
Das Fahren eines 3er BMW wurde laut Studie seit 1980 um 34 Prozent teurer. (FOTO: HERSTELLER)
Das Fahren eines 3er BMW wurde laut Studie seit 1980 um 34 Prozent teurer. (FOTO: HERSTELLER) Alberto Martinez

HALLE (SAALE)/MZ/DAPD/DMN. - Die angebliche Abzocke der Ölmultis oder horrendeWerkstattrechnungen sind für Autofahrer eher gefühlteBelastungen, als dass sie in nackten Zahlen nachzuweisenwären. Das hat eine umfassende Berechnung der sogenanntenVollkosten des Autofahrens von 1980 bis heute ergeben, die von derUnternehmensberatung Progenium veröffentlicht wurde. Im Kernsagt die Untersuchung: Immer mehr Geld aus der Gesamtkasse fürdas Autofahren fließt an die Hersteller. Verlierer sind vorallem die Werkstätten.

Die auf die Autobranche spezialisierten Berater haben sichdrei Klassiker der deutschen Fahrzeugindustrie genauer angesehen: DenKleinwagen VW Polo, den 3er BMW in der Mittelklasse und die S-Klasse imobersten Segment. Ergebnis: Die sogenannten Vollkosten eines VW Polostiegen seit 1980 inflationsbereinigt um 9 Prozent, das Fahren des 3erswurde 34 Prozent teurer und die Vollkosten einer Mercedes S-Klassestiegen um 98 Prozent.

Werkstätten nehmen kleineren Anteil ein

Die Münchener Berater haben alle Kosten desdurchschnittlichen Autobetriebs von der Anschaffung überSteuern, Versicherung, Benzin, Reparaturen bis zurStraßenkarte über 32 Jahre ermittelt und mit denjeweiligen Nettohaushaltseinkommen der Jahre verglichen. Ergebnis: DieHauptlast ist nicht wie oft angenommen die Tankrechnung, sondern derWertverlust. Weniger Geld als früher fließt dagegenan Werkstätten und die Reifenbranche, während dieKosten für Benzin, Schmieröl und Ähnlichesweitgehend gleich geblieben sind.

„Den Automobilkonzernen ist es gelungen ihren Anteilam Kuchen der Ausgaben der Autofahrer deutlich zu steigern“,stellte Progenium-Geschäftsführer KilianFrühauf fest. Allerdings bekommen die Kunden dafürauch bessere Autos als noch 1980: Die Autobauer haben„über Sprit sparende Technologien sowie bessereQualität der Fahrzeuge die Kosten für Betrieb,Werkstatt und Reifen“ verringert, sagte Frühauf.

S-Klasse deutlich sparsamer geworden

Beispiel Polo: Der Grundpreis legte laut Progenium von 1980bis heute inflationsbereinigt um 19 Prozent zu, von umgerechnet 10.489Euro auf 12.450 Euro. Die Gesamtkosten im Monat stiegen aber nur um 9Prozent von 378 Euro auf 413 Euro. Davon flossen 1980 noch 19 Prozentoder 71 Euro in Kosten für Werkstatt und Reifen. Heute sind esnur noch 8 Prozent oder 33 Euro. Die Betriebskosten – das istvor allem der Sprit – fielen um 2 Prozent auf 132 Euro.Dagegen stieg der monatliche Wertverlust von 112 auf 181 Euro oder von30 Prozent auf 44 Prozent.

Noch krasser ist der Effekt bei der S-Klasse: Hier fielen dieSpritkosten sogar kräftig, von 218 auf 173 Euro pro Monat.Kein Wunder: 1980 soff eine S-Klasse noch 15 bis 20 Liter, heute sindes unter 10 Liter. Auch bei den Luxusautos fielen die Werkstattkostendrastisch.

Besser junge Gebrauchte kaufen

Den gewaltigen technischen Fortschritt lässt Mercedessich aber bezahlen. Der Grundpreis legte von 43.000 Euro zu auf 79.000Euro. Auf den Monat umgerechnet sieht das so aus: 403 Euro Wertverlustim Jahr 1980 und 1.346 Euro heute. „Der prozentualeWertverlust ist bei der Oberklasse deutlich höher als inanderen Segmenten, da die Oberklasseautos fast ausschließlichals Firmenwagen gekauft werden und es im Gebrauchtwagenmarkt, derweitgehend von Privatkunden geprägt ist, praktisch keine dazupassende Nachfrage gibt“, stellt Frühauf fest.

Der Berater hat noch einen Effekt ermittelt, der denAutoherstellern Geld in die Kassen spült: „DerHersteller übernimmt für immer längereZeiträume Garantie oder Kulanz und trägt dienotwendigen Werkstattkosten der ersten Jahre aus demKaufpreis.“
In der Tat wirbt etwa Opel mit „lebenslangerGarantie“, Toyota bietet 3 Jahre oder 100.000 Kilometer.Allerdings sind diese langen Zeiten der Sicherheit nicht wirklichumsonst für die Kunden: Die Kosten sind im Kaufpreis verborgen.

Für die Privatkunden bedeutet die Analyse, dass derKauf eines jungen Gebrauchtwagens der meist beste Deal ist: In denersten Jahren fällt der Wertverlust enorm aus, wegen derdeutlich höheren Qualität sind die Wagen aberdeutlich besser in Schuss als Gebrauchtwagen es früher waren.

Wir zeigen in der BildergalerieYoungtimer-Kombis, deren Wert nicht sinkt, sondern steigt.