Arbeiten im BMW-Werk Arbeiten im BMW-Werk: Einmal Bayern und zurück
Halle/MZ. - Steffen Kranz arbeitet als Leiter Prozessabschnitt im Karosseriebau. "Hier wird, wenn im Frühjahr nächsten Jahres der Startschuss für die Serienproduktion fällt, aus mehreren Hundert Einzelteilen die Karosserie für die BMW 3er Reihe montiert", erklärt der gebürtige Bernburger. Und beim Rundgang durch die Halle, die so groß ist wie etwa zehn Fußballfelder, sagt der 33-Jährige, dass es schon immer sein Traum war, im Automobilbau zu arbeiten. Auch wenn ihn sein Weg nach dem Studium in Magdeburg erst in eine andere Firma nach Bayern führte.
"1999 war keine gute Zeit für Studienabgänger. Wegen der geringen Nachfrage", erinnert sich der leidenschaftliche Handballer. In Fürth fand Kranz einen Job, den er vielleicht heute noch machen würde, hätte Leipzig im Juli 2001 nicht den Zuschlag für das neue BMW-Werk erhalten. Steffen Kranz bewarb sich sofort. Einfach so, für keine konkrete Stelle. Nur, um zu signalisieren: Ich hab' Interesse, bei BMW zu arbeiten, erzählt der Auto-Liebhaber. Und gesteht, dass er sich damals kaum Chancen ausrechnete. Nicht nur, weil er ahnte, dass die geplante Ansiedlung von BMW in der Sachsen-Metropole eine riesige Bewerbungswelle auslösen würde. "Ich habe vor Jahren mal Stellenausschreibungen von BMW für die Werke in Bayern gelesen. Die Anforderungen waren sehr hoch."
Gemischte Gefühle hatte der gelernte Instandhaltungsmechaniker auch beim Vorstellungsgespräch vier Monate später. "Das war eine ziemlich harte Konkurrenz. Ich war der einzige Bewerber, der bislang noch keine explizite Führungserfahrung vorzuweisen hatte", erinnert sich der Maschinenbauingenieur. "Aber irgendwie muss es mir gelungen sein, meine Begeisterung fürs Automobil rüberzubringen", lacht Kranz, der zu den ersten gehörte, die das bayerische Traditionsunternehmen für den Leipziger Standort einstellte.
Natürlich hat sich Steffen Kranz - in seinem Bereich trägt er Verantwortung für Qualität, Kosten und Stückzahlen für mehr als 50 Mitarbeiter im Karosserie-Vorderbau - darüber gefreut. Doch die Anlernzeit in Bayern, das gibt der Vater zweier Kinder zu, fiel schwer. Nicht wegen der Arbeit. Sondern weil es zwei Jahre Trennung bedeutete von seiner Frau und von Alida, der gerade erst geborenen Tochter. Wochentags im Wohnheim leben. Am Wochenende umschalten von Arbeitsproblemen auf Familienleben. Und sonntags der Kloß im Hals, wenn die Abreise von Fürth nach München näher rückte, skizziert Steffen Kranz seine Erfahrungen. Die teilt er übrigens mit vielen der bisher für das neue Werk in Sachsen eingestellten 1 500 Kolleginnen und Kollegen, von denen das Gros derzeit noch in Bayern ausgebildet wird.
Aufmunterung war der Gedanke, dass die Trennung nur für eine begrenzte Zeit war und dass es bald wieder zurückgehen würde in heimatliche Gefilde. "Hier wohnen unsere Familien und Freunde. Und wir wollten immer zurück nach Sachsen-Anhalt", erzählt der Ingenieur. Trotzdem ist Kranz die Zeit in München und Regensburg in guter Erinnerung. Einerseits wegen der Aufbruchsstimmung, die beim Leipziger Team von der ersten Stunde an herrschte.
"Es war aber auch ein sehr effektives Arbeiten bei den Kollegen in Bayern. Wir haben dort die Produktionsabläufe studiert und Erfahrungen gesammelt für die zu schaffenden Produktionsstrukturen in unserem Werk", spricht Steffen Kranz und schaut auf ein Display am Drahtzaun. Dahinter drehen sich die orangefarbenen Schweißroboter. Hin und wieder sprühen Funken. Und während Kranz vorbeiläuft an Paletten mit silberfarbenen Sitzquerträgern, Tunnelbrücken und Konsolen, erinnert er sich an die Diskussionen mit seinen Kollegen, wie die Robotergärten in der neuen Halle am zweckmäßigsten anzuordnen wären. "Das ist schon fast Geschichte", lacht der 33-Jährige, der inzwischen mit der Familie im Saalkreis wohnt und sich darauf freut, dass in den nächsten Wochen und Monaten sein Team aus Bayern kommt und mit der Arbeit in Leipzig beginnt.